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Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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neugierigen Fragen der Kinder zu beantworten, die förmlich auf mich niederprasselten. »Ich erkläre das zu einem späteren Zeitpunkt«, versicherte ich ihnen. »Es ist schon spät, und Nefret hatte noch keine Gelegenheit, uns von ihrem Ge spräch mit dem Colonel zu berichten.«
    Ali erschien und bat uns zu Tisch. Ein wunderschöner Strauß aus Rosen, Reseda und anderen Blüten schmückte die Tafel. Ich nahm an, daß ihn einer unserer Freunde geschickt hatte; solche Aufmerksamkeiten wurden mir häufiger zuteil.
    Letztlich, so räumte Nefret ein, gab es wenig zu erzählen. Die interessanteste Neuigkeit war, daß die Bellinghams nicht mehr im Hotel logierten. Cyrus hatte ihnen seine Dahabije angeboten, die Valley of the Kings. Daran war nichts Ungewöhnliches. Es war eine von Cyrus’ großzügigen, offenherzigen Gesten. Er lud ständig Leute auf sein Schloß ein, denn er war ein überaus gastfreundlicher Mensch, der es genoß, Gesellschaft zu haben.
    Die Dahabije lag die meiste Zeit ungenutzt vor Anker, und auch das war typisch für Cyrus: ihre Mannschaft sowie das Personal standen weiterhin in Diensten und wurden großzügig entlohnt.
    Allerdings war das nicht unbedingt die Neuigkeit, die ich hören wollte. Die Valley of the Kings lag am Westufer. Der Aufenthaltsort war nicht so sicher wie Luxor mit seinen unzähligen hellen Lichtern und Touristenscharen.
    Nefret mußte zugeben, daß sie wenig Neues über die tragischen Ereignisse vor fünf Jahren erfahren hatte.
    »Man kann einen trauernden Ehemann kaum über den Tod seiner Frau ausfragen. Besonders wenn er bereits auf der Suche nach einer neuen ist.«
    Emerson fiel sein Messer aus der Hand. »Was hast du gesagt?«
    »Ich kenne die Anzeichen«, sagte Nefret unbeeindruckt. »Haltet mich nicht für eingebildet; er war mehr damit beschäftigt, meine Herkunft und meinen gesellschaftlichen Hintergrund in Erfahrung zu bringen, als mir Komplimente zu machen – obwohl er das auch tat. Er fragte nach meinem Großvater, der Abstammung meiner Mutter, und er stellte jede Menge Fragen zu diesen imaginären Missionaren, die, wie er glaubte, für meine Erziehung verantwortlich waren.«
    Sie hielt inne und nahm ein Stück Huhn. Ramses sagte:
    »Es scheint fast so, als habe er deine Vergangenheit bereits durchleuchtet.«
    Nefret schluckte. »Natürlich hat er das. In Luxor kennt doch jeder die Geschichte, deshalb wäre es doch nichts Ungewöhnliches, wenn er sie herausfände.«
    »Niemand hat jemals unsere kleine Geschichte mit den freundlichen Missionaren in Frage gestellt«, sagte ich mit gemischten Gefühlen – denn die wahre Geschichte von Nefrets ersten dreizehn Lebensjahren gehörte zu denen, deren Enthüllung mir qualvoll wäre.
    »Er hat sie nicht in Frage gestellt. Er wollte nur die Gewißheit haben, daß ich noch Jungfrau bin.«
    David hielt den Atem an. Ramses blinzelte verwirrt.
    Mein Glas fiel mir aus der Hand, und sein Inhalt ergoß sich über das Tischtuch. Nefret lächelte mich entschuldigend an. »Oh, meine Lieben, ich vergaß. Das ist einer der Begriffe, die ich nicht verwenden soll, es sei denn in der Kirche. Er hat es wesentlich feinfühliger ausgedrückt, das versichere ich euch.«
    Emerson war der einzige, dessen Gesichtsausdruck sich nicht im geringsten verändert hatte. Seit Nefret mit ihrem Bericht begonnen hatte, waren seine Züge starr wie die einer Totenmaske. Nur seine Lippen bewegten sich jetzt.
    »Feinfühliger«, wiederholte er.
    »Emerson, nimm dich zusammen«, sagte ich alarmiert.
    »Ich bin sicher, der Mann hat nichts getan, was deine vä terliche Rache verdiente. Bei eurem Geschlecht sind solche unvertretbaren Eitelkeiten doch nichts Unübliches.
    Außerdem ist er nicht der erste; du erinnerst dich sicherlich an den ehrenwerten Mr. Dillinghurst und Lord Sinclair und den Graf de la Chiffonier und …«
    »Ich kann mir nicht vorstellen«, sagte Emerson, »wieso du annimmst, daß ich die Beherrschung verlieren könnte.« Er stand auf. Er beugte sich vor. Er hob den Blumenstrauß aus der Vase und trug ihn zum offenen Fenster.
    Langsam und methodisch riß er die unglückseligen, hübschen Blüten von ihren tropfenden Stengeln und warf sie nach draußen in die Dunkelheit.
    »Oh«, sagte ich.
    »Ganz recht«, sagte Emerson. »Also dann, meine Lieben, wir bereiten uns jetzt besser auf den Aufbruch vor.
    Peabody, ich schätze, du und Nefret, ihr wollt euch noch umziehen.«
    »Du auch.«
    »Ich bin vollständig angezogen und dazu verhältnismäßig

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