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Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Dein Interesse und dein Geschick als Verkleidungskünstler habe ich nie akzeptiert. Hier hast du endlich einmal die Gelegenheit, es sinnvoll zu nutzen. Das ist dann also klar. Enid, Ramses wird – lassen Sie mich kurz nachdenken – kurz nach dem Mittagessen zu Ihnen kommen. Morgen früh müssen wir der Beerdigung beiwohnen. Können Sie Donald am Nachmittag irgendwie loswerden, Enid?«
    »Ja, natürlich«, sagte Enid. »Jeden Nachmittag, wenn es sein muß.«
    Sie sah schon viel besser aus. Ich hatte sie ziemlich abrupt überfallen. Ich hätte wissen müssen, daß sie etwas Zeit brauchte, um sich an die Idee zu gewöhnen. Ich lächelte sie anerkennend an. »Ich muß meine kleine Familie jetzt nach Hause begleiten. Donald ist auch schon fast eingeschlafen.«
    »Mutter«, fing Ramses an.
    »Verabschiede dich von Mrs. Fraser, Ramses.«
    »Gute Nacht, Mrs. Fraser«, sagte Ramses.
    »Gute Nacht, Ramses. Ich freue mich schon auf morgen.«
    Wir hatten die Jungen auf der Dahabije zurückgelassen, wo sie die Nacht verbringen wollten. Keiner der beiden hatte während unserer Rückfahrt zum Westufer viel gesagt. David war nie sehr gesprächig, aber es war mehr als ungewöhnlich für Ramses, daß er so lange schwieg. Ich nahm an, daß er einfach müde war, und bevor wir anderen auf unsere Esel kletterten, empfahl ich ihm, sofort zu Bett zu gehen und nicht bis spät in die Nacht über seinen Photographien zu brüten.
    »In Ordnung, Mutter. Ich werde nicht mehr an den Photos arbeiten.«
    »Gut. Denk daran, wir nehmen morgen an der Begräbnisfeier für Mrs. Bellingham teil, also zieh deinen guten Anzug an.«
    Es hatte mich etwas überrascht, von Dr. Willoughby zu erfahren, daß die Veranstaltung nicht dem entsprechen würde, was ich unter einem angemessenen Begräbnis verstand. Der Colonel hatte ihm erklärt, daß er befürchtete, eine Totenmesse würde zu viele Schaulustige anziehen; es hatte bereits genug Aufregung gegeben, und er hatte nur noch den einen Wunsch, seine Frau friedlich zur letzten Ruhe gebettet zu wissen. Wir gehörten zu den wenigen geladenen Trauergästen, die einer kurzen Zeremonie am Grab beiwohnen sollten.
    Ich hatte erwartet, daß Emerson sich widersetzte. Aber er sagte lediglich: »Ich vermute, das läßt sich nicht umgehen. Aber mach dir nicht allzuviel Hoffnung, Peabody. Er wird nicht dort sein.«
    »Wer?« fragte ich.
    »Der Mörder. Streite es nicht ab, Peabody. Ich weiß, wie deine Gehirnwindungen arbeiten. Du glaubst, daß er irgendwo im Hintergrund herumlungert und daß du ihn an seinem hämischen Gesichtsausdruck erkennen wirst.«
    »Oh, Emerson, was für ein Unsinn. Ich glaube nichts von alledem.«
    Als wir jedoch das Haus verließen, wählte ich einen robusteren Sonnenschirm als den, der zu meiner lavendelfarbenen Garderobe gepaßt hätte. Es ist immer gut, für jede Eventualität gerüstet zu sein, und im Laufe der Jahre hatte sich mein treuer Sonnenschirm als meine effizienteste Waffe erwiesen. Und er ist selbstverständlich sehr nützlich, um das Gesicht vor Sonnenstrahlen zu schützen.
    Der kleine britische Friedhof lag außerhalb des Dorfes auf der Straße nach Karnak, aber er enthielt nicht nur die Grabstätten von Engländern und Engländerinnen, sondern auch die anderer Christen, die in Luxor ihr Leben ausgehaucht hatten. Es erfüllte mich mit plötzlicher Scham, als ich sah, wie vernachlässigt er war. Die Gräber waren ungepflegt, der staubige Boden wies die Spuren von Ziege und Esel, Schakal und Pariahund auf. Insgeheim nahm ich mir vor, daran etwas zu ändern.
    Man hatte uns gebeten, um zehn Uhr dort zu sein. Als wir ankamen, sahen wir, daß die Gruppe des Colonels bereits vor uns eingetroffen war und am offenen Grab wartete. Sie wirkte melancholisch, selbst Dolly trug schwarz, und die Garderobe des Colonels war von der gleichen Trauerfarbe. Bei ihnen befand sich, abgesehen von Dr. Willoughby und uns, nur noch ein weiterer Trauergast. Mr. Booghis Tucker Tollington trug den gleichen gestreiften Flanellanzug sowie seinen Strohhut, aber er hatte seine pinkfarbene Krawatte gegen eine schwarze ausgetauscht, und sein Gesichtsausdruck war entsprechend düster.
    Nachdem wir uns leise murmelnd begrüßt hatten, deutete der Colonel an, daß wir bereit wären. Der Geistliche, ein dunkelhaariger Mann mittleren Alters, der unter einem heftigen Sonnenbrand litt, war mir unbekannt; als er seine Bibel öffnete und die schöne anglikanische Andacht las, fiel mir auf, daß der Colonel um die

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