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Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Bereitstellung eines Gastvikars gebeten hatte. Offensichtlich waren seine religiösen Ansichten zu streng, um einen Baptisten oder einen Katholiken zuzulassen.
    Da ich die Worte der Andacht kenne, war es nicht notwendig, daß ich der Zeremonie meine volle Aufmerksamkeit schenkte. Ein leichter Schauer durchfuhr mich, als ich meinen Blick über den Friedhof schweifen ließ (wenn mein Kopf nicht zum Gebet gesenkt war). Was für ein trauriger, vernachlässigter Ort das doch war! Gleißendes Sonnenlicht und nirgends schattenspendende Palmen – ich hätte nicht gewollt, daß irgendeiner meiner Lieben hier zur letzten Buhe gebettet würde; darüber hinaus war die Zeremonie ergreifend kurz. Ich konnte es dem Geistlichen nicht verübeln, daß er seine Andacht so verkürzte; er hatte die tote Dame nicht gekannt, und es war äußerst schwierig, zu den Umständen, die sie hierhergebracht hatten, die richtigen Worte zu finden.
    Wenigstens verlieh unsere kleine Gruppe der Prozession Würde. Mein lavendelfarbenes Kostüm und Nefrets Nachmittagskleid mit dem hohen Kragen und den langen Ärmeln hätten nicht passender sein können, und die männlichen Teilnehmer der Gruppe waren endlich einmal wie die Herren gekleidet, die sie schließlich waren. Emerson trug sogar eine anständige dunkle Krawatte. Als mein Blick weiterschweifte, bemerkte ich in diskreter Entfernung vom Grab einige wenige Beobachter in Galabijas und Turbanen. Einer von ihnen war Saiyid. Ich hielt sein Kommen für eine freundliche Geste, obgleich ich mich fragte, wie er Zeit und Ort erfahren hatte. Der Colonel hätte seinen Dragomanen sicherlich nicht zur Beerdigung eingeladen.
    Als der Sarg in die Gruft hinabgelassen werden sollte, verstand ich, warum die Ägypter anwesend waren. Auf einen Wink von Dr. Willoughby stellten sie sich in Reih und Glied auf und ergriffen die Seile. Sie hatten sicherlich auch das Grab geschaufelt und würden es nach der Beerdigung wieder schließen. Sobald der große Holzsarg auf dem Boden des Grabs ruhte, bückte sich der Colonel, nahm eine Handvoll Erde und warf sie in das Loch. Dieses Geräusch, meine ich, zählt auf Erden zu den schrecklichsten überhaupt. Es ist so ein kurzer, dumpfer Laut, der das Ende eines Lebens signalisiert.
    Wir folgten seiner Geste – Dolly mit ihren Fingerspitzen, geschürzten Lippen und gerümpfter Nase –, nur Emerson weigert sich, aktiv an irgendeiner Form religiöser Zeremonie teilzunehmen. Dann war es vorbei, und wir entfernten uns von dem Ort, wo bereits zwei der Männer in Turbanen mit Schaufeln in ihren Händen warteten.
    »In unserem Teil der Welt«, sagte der Colonel, »ist es üblich, nach der traurigen Zeremonie einige Freunde zu sich einzuladen. Ich würde mich freuen, Sie auf Mr. Vandergelts Dahabije begrüßen zu dürfen, die er mir freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat.«
    Sein Blick streifte jeden von uns und blieb auch nicht länger, als es sich für einen Ehemann gehörte, der gerade seine Frau beerdigt hat, an Nefret hängen. Ich nahm dankend an, fügte aber hinzu: »Ich bin mir nicht sicher, ob mein Mann in der Lage sein wird …«
    »Wird er nicht«, sagte Emerson. »Entschuldigung und das Übliche.«
    »Und ich muß leider sagen, daß ich eine weitere Verabredung habe«, sagte Ramses. »Erinnerst du dich, Mutter?«
    »Oh, ja«, sagte ich. Er war erst nach Mittag mit Enid verabredet, aber ich vermutete, daß er eine Weile brauchte, bis er die erforderlichen Kostümteile zusammengestellt hatte.
    »Dann freue ich mich darauf, die Damen in Kürze zu sehen«, sagte der Colonel mit einer höflichen Verbeugung. Dolly blickte zu uns zurück und verlangsamte ihre Schritte, während ihr Vater sie fortgeleitete. Er ließ ihr jedoch keine Chance stehenzubleiben.
    Die Totengräber hatten mit ihrer Arbeit begonnen, und mich durchfuhr ein kalter Schauer, als sich ihre fröhliche Unterhaltung und ihr Gelächter mit dem dumpfen Geräusch fallender Erde vermischten. Emerson packte meinen Arm, und David zog Nefret fast ebenso entschlossen mit sich; als wir uns zu unserer Mietdroschke aufmachten, sah ich, daß Ramses Mr. Tollington aufgehalten hatte und mit ihm sprach.
    Ich blieb stehen. »Laß uns auf Ramses warten, Emerson. Wenn er eine Auseinandersetzung mit Mr. Tollington anfangt …«
    »Er hat auch die letzte nicht begonnen«, sagte Emerson. »Äh – genaugenommen.«
    Trotzdem blieb er stehen.
    Die Diskussion dauerte nicht lange. Sie endete damit, daß ihm Ramses seine Hand

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