Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
bemerkte Emerson.
    Sofort gebot ich ihm zu schweigen. Emerson meint immer, er könne flüstern, aber da irrt er sich gewaltig. »Ich wünschte, er wäre hier«, murmelte die Dame. »Ich denke, daß er anderweitig beschäftigt ist«, sagte ich. »Auf meine an ihn gesandte Nachricht kam keine Antwort. Ich bin sicher, er würde gern teilnehmen … morgen abend? Oder ist das noch zu früh?«
    »Je eher, desto besser«, lautete die Antwort. »Ich bin nicht so ausgekocht, wie Sie denken, Professor. Was muß ich tun?«
    Während der Séance hatte ich alles ausgearbeitet, denn ich kann mit Leichtigkeit zwei Dinge gleichzeitig durchdenken. Emerson hörte schweigend zu. Ich konnte mir nicht recht vorstellen, was er wohl dachte. Von einem Augenblick auf den nächsten schien seine Erheiterung in kaltes Entsetzen umzuschlagen. Als ich Mrs. Jones die kleine mitgebrachte Flasche zeigte, platzte er heraus: »Gütiger Himmel, Amelia! Du kannst doch nicht …«
    »Pst! Es ist unverzichtbar, Emerson. Ohne würde er keinen Augenblick schlafen. Komm jetzt und hilf mir.« Die Sache gefiel ihm nicht, trotzdem lenkte er Donald ab, während ich das Laudanum in sein Glas träufelte. Es gab dem Whiskey zwar eine gräßliche Farbe, aber ich darf behaupten, daß es Donald selbst dann nicht aufgefallen wäre, wenn sich die Flüssigkeit in Knallblau verfärbt hätte. Als ich seinen Zustand überspannter Begeisterung wahrnahm, wußte ich, daß ich genau das Richtige getan hatte.
    Enid war die nächste. Ich war versucht, auch ihr ein Schlafmittel zu verabreichen, denn sie sah grauenvoll aus. Nefret war bei ihr und versuchte, sie zu überreden, einen Schluck Brandy zu trinken. Ich nahm dem lieben Mädchen das Glas ab und schickte sie mit einem bestätigenden Nicken fort.
    »Trinken Sie das«, sagte ich entschieden. »Und seien Sie beherzt. Ich habe alles unter Kontrolle.«
    Enid tat, wie ihr geheißen, zumindest, was den Brandy anging. Ihr Gesicht nahm wieder etwas Farbe an, aber ihr entsetzter Gesichtsausdruck veränderte sich nicht. »Was haben Sie nur getan?« flüsterte sie. »Das ist Irrsinn! Um Himmels willen, Amelia …«
    »Ich bin überrascht, wie wenig Vertrauen Sie zu, mir haben, Enid. Hören Sie zu, und ich werde Ihnen alles erklären.«
    Die Erklärung war natürlich kurz. Zu kurz vielleicht; sie blickte mich noch entsetzter an. »Unmöglich, Amelia. Wie können Sie von mir erwarten, daß ich so etwas tue?«
    »Enid«, sagte ich und ergriff ihre schlanke Hand. »Ich verstehe Sie. Aber Sie müssen sich entscheiden. Entweder Sie verlassen Donald, oder Sie werden wieder seine Ehefrau. Männer sind ziemlich bedauernswürdige Geschöpfe, meine Liebe, und Donald ist – nun ja …«
    »Dumm«, sagte sie verbittert. »Ungeschickt, phantasielos …«
    »Unromantisch? Ganz im Gegenteil, Enid. Ich bezweifle nicht, daß er sich in einer – äh – Reihe von wichtigen Dingen falsch verhalten hat, aber gerade seine Sehnsucht nach Romantik hat ihn in diese Situation gebracht. Sie, meine Liebe, können ihn lehren – ihn ermutigen … äh … muß ich noch mehr dazu sagen?«
    Ein wehmütiges Lächeln umspielte ihre Lippen. »Ihnen fällt es leicht, so etwas zu sagen, Amelia. Sie brauchten Ihren Ehemann sicher niemals zu … äh … ermutigen.«
    »Mein liebes Mädchen, was meinen Sie denn, was ich die ganze Zeit tue! Das macht eine glückliche Ehe doch aus. Ich wäre allerdings auch die erste, die zugeben muß, daß Emerson ein außergewöhnlicher Mann ist.«
    »Das ist er.« Ein sehnsüchtiges Leuchten trat in ihre Augen, während sie Emerson beobachtete, der Ramses am Kragen gepackt hielt und ihm irgendeinen Vortrag zu halten schien.
    »Dann sind Sie also einverstanden?«
    »Oh, Amelia, ich weiß nicht. Ich weiß nicht, wie ich …«
    »Es ist die einfachste Sache der Welt, meine Liebe. Ich werde für ein Kostüm sorgen und Ihnen morgen die letzten Anweisungen geben. Oder – warten Sie, ich habe eine bessere Idee. Ramses, kannst du einen Augenblick herkommen?« Er trat zu uns, und ich informierte ihn: »Ich habe Mrs. Fraser gerade erklärt, daß sie diejenige ist, die ich für die Rolle der Prinzessin ausgewählt habe. Sie braucht ein entsprechendes Kostüm und eine gewisse Anleitung. Du bist genau derjenige, der ersteres besorgen und letzteres geben kann.«
    »Das wäre sehr nett von dir, Ramses«, sagte Enid. Ramses erwiderte mit ziemlich seltsamer Stimme: »Ich würde Mrs. Fraser gern beraten, aber vielleicht …«
    »Ohne Wenn und Aber, Ramses.

Weitere Kostenlose Bücher