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Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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entgegenstreckte. Der andere junge Mann ergriff sie, und sie schüttelten sich herzlich die Hände. Dann rannte Tollington hinter den Bellinghams her, und Ramses trat zu uns. Er wirkte ziemlich nachdenklich.
    »Also hast du die Sache endlich geklärt, nicht wahr?« fragte ich. »Das hast du gut gemacht, Ramses.«
    »Danke, Mutter«, sagte Ramses.
    »Was hat er gesagt?« fragte Nefret neugierig. »Das Übliche.« Ramses zuckte die Schultern. »Die Männlichkeitsrituale der westlichen Kulturen sind ebenso formalisiert wie die primitiver Volksstämme. Es war eine blödsinnige, aber notwendige Formsache.«
    Die Kutsche setzte sich in Bewegung. Emerson lockerte seine Krawatte und holte seine Pfeife hervor. »Ramses, ich nehme an, daß deine Erwähnung einer weiteren Verabredung gegenüber Bellingham nur eine Entschuldigung war. Hast du heute morgen vor, mit David zu photographieren?«
    »Nein, nicht unbedingt. Mutter hat mich darum gebeten, ein Kostüm für Mrs. Fraser zusammenzustellen und sie in ihre Rolle einzuweisen.«
    »Ich werde mitkommen«, sagte Nefret. »Ein Mann kann nicht …«
    »Nein, wirst du nicht«, sagte Emerson entschieden. »Ich lasse es nicht zu, daß die gesamte Familie ihre Zeit abseits von den Ausgrabungen verschwendet. Ich brauche dich heute nachmittag. Wir werden vorher noch kurz zu Bellingham gehen – oh, ja, Peabody, ich komme mit. Da Ramses und David dich nicht begleiten, werde ich es tun. Wir bleiben exakt fünfzehn Minuten, und dann gehen wir wieder – gemeinsam.«
    »Ja, mein Lieber«, murmelte ich.
    Ich versuchte, Ramses noch einige Vorschläge zur Kostümierung mit auf den Weg zu geben, aber er unterbrach mich schnöde. »Ich kenne mich aus, Mutter. Das kannst du getrost mir überlassen.«
    Wir verließen Ramses und David vor dem »Grand Hotel«, wo es verschiedene Geschäfte gab, die Touristenartikel anboten. Beide Jungen kannten Luxor in- und auswendig; sie versicherten mir noch einmal, daß meine Hilfe nicht erwünscht war.
    Unsere Männer brachten uns wieder über den Fluß und zu dem Dock, das Cyrus hatte anlegen lassen und großzügig mit uns teilte. Die Valley of the Kings und die Amelia waren die einzigen Dahabijen, die am Westufer vor Anker lagen; andere wohlhabende Eigner oder Mieter solcher Schiffe zogen es vor, den Annehmlichkeiten von Luxor näher zu sein.
    Ich hatte nicht gewußt, daß die Amerikaner eine solch festliche Angelegenheit aus ihren Beerdigungen machen. Zu den »wenigen Freunden« des Colonels zählten Cyrus, Howard Carter, Monsieur Legrain, einige weitere Archäologen und ein paar Leute, bei denen es sich wohl um Touristen handelte. Selbstverständlich nicht die normalsterblichen Cook’s-Tours-Reisenden. Sie waren unisono von einer Eleganz gekleidet, die nach Reichtum schrie, und die Vorstellungszeremonie des Colonels war gespickt mit »Lordschaften« und »Sirs«. Auch Mr. Tollington war da und blickte finster auf einen aschblonden, schmalschultrigen jungen Mann, der Dolly anschmachtete. Aus seinem Tonfall, seiner Kleidung und seinem Titel – er war einer der »Sirs« – schloß ich, daß er Engländer war.
    Wir nahmen ein Glas Sherry und ein Kanapee, und während Emerson mit Howard über Gräber fachsimpelte, zog Cyrus mich beiseite.
    »Ich habe Ihre Nachricht gestern abend erst zu spät erhalten, um darauf reagieren zu können«, sagte er mit leiser Stimme. »Was ist passiert?«
    Ich erzählte ihm von dem, was sich ereignet hatte und von unseren Plänen für den bevorstehenden Abend. »Ich nehme an, daß Sie sicherlich gern dabeisein wollen«, fügte ich hinzu. »Mrs. Jones hat nach Ihnen gefragt.«
    »Hat sie das?« Cyrus’ Gesicht hellte sich auf. »Sie ist eine phantastische Person, nicht wahr?«
    »Sie ist eine schlaue Frau«, korrigierte ich ihn. »Ich denke, es wird alles funktionieren, Cyrus, wenn Enid ihren Teil dazu beiträgt.«
    Cyrus nickte. »Das war eine gute Idee, Mrs. Amelia. Ich finde es trotzdem schade, daß ich Ramses nicht in der Rolle einer schmachtenden ägyptischen Jungfrau zu sehen bekomme.«
    Emerson hatte, wie das immer der Fall ist, wenn er sich über Gräber unterhalten kann, jegliches Zeitgefühl verloren, aber ich bemerkte, daß er Nefret nicht aus den Augen ließ. Sie und Dolly hatte man nebeneinander auf ein Sofa verfrachtet. Wessen Idee das gewesen war, wußte ich nicht, aber ich vermutete, sie stammte von Colonel Bellingham. Was für Dummköpfe Männer doch waren, dachte ich im stillen. Seine Tochter und die junge Frau,

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