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Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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innehielt und sich wieder entmaterialisierte.
    Da ich es nicht wagte, meine Stimme zu erheben, tastete ich entlang des Tisches nach Ramses’ Hand, weil ich beabsichtigte, diese rhythmisch zu drücken, um ihm eine Botschaft zu vermitteln. Das einzige, was mir einfiel und geeignet erschien, war SOS. Ich spürte seine Hand; bevor ich ihm jedoch etwas signalisieren konnte, ergriffen seine Finger meine Hand und drückten fest zu. Ich verstand diese Botschaft. Sie lautete absolute Stille und Geduld.
    Dann sah ich, daß Enid weiter in den Raum geglitten war. In einer plötzlichen Bewegung riß sie den Schleier von ihrem Gesicht und streckte die Arme weit aus. »Die Gnade der Götter hat mir erlaubt, zu dir zurückzukehren. Wir sind wieder eins geworden, sie und ich, und wir werden bei dir sein während dieses Zyklus’ des … ähem!«
    Seine Leidenschaft verlieh Donald ungeahnte Kräfte, und es gelang ihm, sich dem Griff der ihn festhaltenden Männer zu entwinden. Er eilte zu Enid und umarmte sie so heftig, daß es ihr den Atem raubte und ihren Redefluß – Gott sei Dank! – zu einem abrupten Ende brachte.
    Ich versuchte meine Hand aus Ramses’ Griff zu befreien, aber er hielt mich fest. »Licht an«, sagte er.
    Der Kandelaber über uns funkelte augenblicklich in einer solchen Intensität, daß wir uns verwirrt anblinzelten und zu überrascht waren, um einzuschreiten, als Donald Enid schwankend und erlöst hochhob und auf die Tür zuging. Er sah ihr so tief in die Augen, daß er geradewegs in das vor die Tür gespannte Bettlaken gelaufen wäre, wenn Ramses ihm nicht zuvorgekommen wäre. Dienstbeflissen wie ein hervorragender Diener zog er das Hindernis beiseite und riß die Tür weit auf. Ohne auch nur einen Blick auf ihn zu verschwenden, ging Donald durch sie hindurch und verschwand.
    »Nun!« entfuhr es mir, und dann fiel mir nichts mehr ein, was ich noch hätte hinzufügen können.
    Ramses schloß die Tür. Er packte das Bettuch, riß so fest daran, daß die Nägel aus dem Rahmen sprangen, und warf das zerrissene Laken auf einen Sessel. Dann kehrte er zu seinem Platz am Tisch zurück.
    »Ich denke«, sagte Mrs. Jones schwach, »daß ich ein Glas Wein vertragen könnte.«
    Das konnten wir alle. Dann sprachen alle auf einmal – alle außer David, der offensichtlich die ganze Zeit über von Ramses eingeweiht gewesen war.
    »Warum hast du mich nicht vorgewarnt?« fragte ich.
    Emerson sagte: »Von allen verfluchten Überraschungen …! Gütiger Himmel, Ramses …«
    »Es scheint funktioniert zu haben«, sagte Nefret widerwillig. »Aber du hättest ruhig …«
    Cyrus schüttelte ununterbrochen den Kopf und stieß unzusammenhängende amerikanische Begriffe hervor, und Mrs. Jones bemerkte: »Junger Mann, Sie sind einer der …«
    Den Gesetzen der Höflichkeit folgend, antwortete Ramses zunächst mir. »Du hast mir gesagt, daß ich nicht in ausschweifende Einzelheiten verfallen sollte.«
    »Oh, gütiger Himmel!« entfuhr es mir.
    »Es schien mir«, erklärte mein Sohn, »daß dieses Szenario viele der Probleme löste, mit denen wir konfrontiert waren – die Möglichkeit, daß Mr. Fraser seine Frau wiedererkennen könnte, die Schwierigkeit, sie unauffällig wieder ins Zimmer zurückzuholen, und die größte Gefahr von allem: daß er zusammenbrechen oder in ein Trauma verfallen könnte, wenn sie ihn für immer verließ.«
    »Dann war es also deine Idee?« fragte ich.
    »Wir sind gemeinsam darauf gestoßen. Mrs. Fraser und ich.«
    Emerson durchbohrte Ramses fast mit seinem Blick. »Nun gut. Wir wollen hoffen, daß die Angelegenheit damit erledigt ist. Sollen wir Mrs. Jones ihrer Flasche und ihren belegten Broten überlassen?«
    »Wie sehen Ihre Pläne aus?« wollte ich von der Dame wissen.
    Sie erwiderte meinen Blick mit kühler Gelassenheit. »Mrs. Emerson, ich sollte Sie vielleicht besser fragen, wie Ihre Pläne für mich aussehen. Ich werde Ägypten so schnell wie möglich verlassen – allein oder in sicherem Gewahrsam, das obliegt Ihrer Entscheidung.«
    »Für diese Eile besteht überhaupt kein Anlaß«, sagte Cyrus beherzt. »Warum ziehen Sie sich nicht einfach alle zurück? Nach dieser Erfahrung braucht Mrs. Jones sicherlich mehr zur Stärkung als nur ein paar Häppchen; wenn es ihr recht ist, werden wir beide ein kleines verspätetes Abendessen einnehmen und uns nett und ausgiebig unterhalten.«
    Nach dieser Erfahrung und den anderen aufreibenden Tagesaktivitäten fühlte ich mich nicht mehr in der Lage, mich mit

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