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Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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bereits grau, und ein hellerer Farbton an den Brauenrändern läßt sie auch weniger buschig wirken. Mein Gesicht ist länger und schmaler als das von Saiyid, deshalb verwende ich Wattekissen, um meinen Wangen mehr Fülle zu verleihen.« Als Reaktion auf ihren prüfenden Finger öffnete er bereitwillig seinen Mund. »Der Belag auf meinen Zähnen muß allerdings mit Alkohol entfernt werden. Die Ähnlichkeit ist, wie du siehst, natürlich nicht sehr genau; aber Bellingham schaut seinen Bediensteten nie direkt ins Gesicht, und der eigentliche Trick dabei ist eher, Saiyids Haltung und sein Verhalten überzeugend nachzuahmen.«
    Er winkelte seinen Ellbogen an und kratzte sich mit gekrümmten Fingern über die Hüfte.
    »Das ist genauso, wie er es macht«, gab Nefret zu. »Kannst du mir zeigen, wie du …«
    »Wenn du willst«, sagte Ramses. Rasch wandte er sich von dem reizenden, neugierigen Gesicht ab, das zu ihm aufsah.
    Während er sich entfernte, imitierte er Saiyids schlurfenden Gang, so daß Nefret in begeistertes Gelächter ausbrach.
    »Hervorragend«, sagte sie. »Warte auf mich. Ich muß etwas aus meinem Zimmer holen.«
    »Was denn?«
    »Mein anderes Messer. Ich habe es im Schrank liegenlassen.«
    »Mußt du das wirklich?«
    »Natürlich. Ich schließe mich dir in einer Minute an.«
    »Mir nicht, denn ich bin mit Saiyid verabredet. Geh zu David. Vielleicht kannst du ihn überreden, daß er ein paar Stunden schläft, aber das bezweifle ich.«
    »Danke, mein Junge.« Sie lächelte ihn an und verschwand in ihrem Zimmer. Ramses schlug Sekhmet seine Zimmertür vor der Nase zu und trat, verfolgt von ihrem vorwurfsvollen Miauen, ins Freie.
    Als Nefret an Deck kletterte, zeichnete sich David wie eine dunkle, bewegungslose Silhouette gegen das Mondlicht ab.
    Sie hüstelte leise, um ihr Kommen anzukündigen; ein entsetzter Aufschrei wäre in der Stille der Nacht noch weit entfernt zu hören gewesen.
    »Ramses hat mir gesagt, daß du da bist«, sagte David, ohne sich umzudrehen.
    »Hast du ebenfalls vor, mich deshalb zur Rede zu stellen?« Sie sprach in leisem Flüsterton und stellte sich neben ihn.
    »Was sollte das für einen Sinn haben? Aber ich habe nicht vor, ins Bett zu gehen und dich hier allein zu lassen.«
    »Ich wäre nicht allein. Hassan und Mustafa und einige der anderen Männer sind unten. Meine Augen sehen genauso scharf wie deine.«
    »Das Mondlicht ist sehr hell.« Wie es seine Art war, vermied David jede Auseinandersetzung. »Selbst der Kopf eines Schwimmers wäre von hier aus sichtbar.«
    Nefret nickte. »Was wirst du machen, falls du ihn siehst? Rufen?«
    Er drehte sein Gesicht, um auf sie hinunterzublicken, und sie bemerkte seine schimmernden weißen Zähne. »Miau«, sagte er.
    »Was?«
    »Miau. Oder war es Mi-au? Jeder in Luxor weiß von den Katzen; ein entsprechender Laut wird Ramses warnen, aber unseren Besucher nicht in die Flucht schlagen.«
    »Ach verflucht«, sagte Nefret.
    »Was ist los?«
    »Bin gleich zurück.«
    Sie konnte Sekhmets Klagen auch durch die verschlossene Tür ganz genau hören. Sie ist wirklich dumm, dachte Nefret mitleidig; das Fenster ist weit offen. Anubis oder Bastet wären längst entwischt. Sie hätten außerdem nicht geheult.
    Das Heulen hörte sofort auf, nachdem sie die Tür geöffnet hatte. Sekhmet schmiegte sich zärtlich an Nefrets Beine, und das Mädchen bückte sich und hob sie auf. »Was soll ich bloß mit dir machen?« fragte sie. »Wenn ich dich im Schrank einschließe, wirst du so laut schreien, daß man dich aus zwei Kilometern Entfernung noch hören kann.«
    Mit der Katze auf dem Arm kehrte sie zu David zurück, der von diesem Anblick nicht sonderlich begeistert war. »Du wirst diese Kreatur fortbringen müssen«, beharrte er. »Ramses wird sie umbringen, wenn sie seinen Plan durchkreuzt.«
    »Das würde er niemals tun. Solange sie einer von uns auf dem Arm hält, bleibt sie auch ruhig.«
    »Inschallah«, sagte David mürrisch.
    Die Nacht blieb ruhig. Es gab kein Anzeichen für eine Bewegung an Deck der anderen Dahabije, und der schmale silbrige Lichtstreifen über dem Wasser bewegte sich nicht. Die Stille wurde nur gelegentlich von einem Schnauben oder Stampfen Rishas unterbrochen, der am Ufer wartete und nicht angebunden war, und von dem entfernten Heulen der Schakale und Pariahunde. Sekhmets heiseres Schnurren war verstummt; David trug sie in seiner Armbeuge, und sie war eingeschlafen. Nefret unterdrückte ein Gähnen. David umschlang sie mit seinem anderen

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