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Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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zufriedenstellen; er ist ohnehin kein Fachmann für altägyptische Haartrachten. Wir werden allerdings sicherstellen müssen, daß der Raum fast dunkel ist, noch dunkler als am letzten Abend, und wir müssen für irgendeine Ablenkung sorgen, damit Enid von Donald unbeobachtet wieder verschwinden kann.«
    Emerson bot sich an, für ein Ablenkungsmanöver zu sorgen. Nach einem kurzen, extrem auffälligen Schweigen sagte ich taktvoll: »Wir werden das mit Mrs. Jones diskutieren. Sie hat möglicherweise einige gute Ideen.«
    Die Frage, wie wir Mrs. Jones’ Salon unbeobachtet erreichen sollten, war schnell geklärt. Ich mache mich stets mit den Dienstbotenbereichen von Hotels und anderen Einrichtungen vertraut, da man nie weiß, wann man sie vielleicht einmal heimlich betreten möchte. Also war ich es, die unsere Gruppe an der schönen Parkanlage des »Luxor Hotels« vorbei und in einen engen Seiteneingang führte, der in einen kleinen Hof nahe der Küche mündete. Ich war froh, daß ich kräftiges Schuhwerk statt Abendsandaletten gewählt hatte. Monsieur Pagnon, der Hotelmanager, tat sein Bestes, um korrekte Hygienestandards zu erfüllen, trotzdem lag überall auf der Erde Müll verteilt.
    Zwei der Küchenjungen standen vor der Hintertür und rauchten. Unser Auftauchen überraschte sie ganz ordentlich; sie starrten uns so gebannt an, daß sie sogar vergaßen, meinen freundlichen Gruß zu erwidern. Ähnlich überrascht wirkte auch das übrige Personal, nachdem wir die Küche betreten hatten. Einer der Kellner ließ eine Terrine Suppe fallen, aber das war der einzig größere Unfall. Ich glaube, es war Linsensuppe.
    Die Hintertreppe war nicht mit Teppichen bedeckt und extrem schmutzig. Niemand begegnete uns, und als ich die Tür zum ersten Stockwerk öffnete, war der Flur menschenleer. Die meisten Gäste hatten sich nach unten zum Abendessen begeben. Die Suite der Frasers befand sich im vorderen Teil des Hotels, mit Blick auf den Garten. Vorsichtig klopfte ich an die Tür zu Mrs. Jones’ Salon. Diese wurde schlagartig geöffnet, allerdings nur so weit, daß man ein einziges spähendes Auge erahnen konnte. Als sie mich erkannte, riß sie die Tür auf.
    »Treten Sie rasch ein«, flüsterte sie. »Mr. Fraser befindet sich in einem Zustand nervöser Erregung, und ich bezweifle, daß sie ihn bis zum verabredeten Zeitpunkt ablenken kann.«
    Cyrus machte ziemlich viel Aufhebens um die Begrüßung, und während sie Hände schüttelten und Höflichkeitsfloskeln austauschten, musterte ich mit großem Interesse ihr malvenfarbiges Kleid aus Seidencrepe. Es war nach dem Schnitt der neuen »Reform«-Kleider gearbeitet, saß locker und erinnerte an die Roben aus dem Mittelalter. Eine lange Weste aus besticktem Samt hüllte sie von den Schultern bis zu den Füßen ein. Das Ensemble verlieh ihrer kleinen, kräftigen Figur Würde und vermittelte etwas von der Exotik der augenblicklichen Situation. Darüber hinaus schien es sehr bequem zu sein. Ich nahm mir vor, sie später noch zu fragen, wo sie es gekauft hatte. Vielleicht bei »Liberty’s«? Das Geschäft war bekannt für diese Art von Bekleidung.
    Nachdem wir alle eingetreten waren, verschloß Mrs. Jones die Tür. Sie hatte nicht gefastet; ein halbleerer Teller mit belegten Broten und ein Glas Wein standen auf dem Tisch. Sie bemerkte meine Reaktion und erwiderte meinen sardonischen Blick mit einem amüsierten, unbekümmerten Lächeln, dann trug sie das Belastungsmaterial in ihr Schlafzimmer.
    »Also dann«, sagte sie abrupt. »Mrs. Fraser scheint zu wissen, was sie zu tun hat. Wir hatten heute nachmittag kurz Gelegenheit, miteinander zu sprechen. Ich sagte ihr zu, daß wir einen Wandschirm vor der Tür aufbauen würden, so daß das Licht vom Gang nicht auffällt, wenn sie nach draußen schlüpft. Kann einer der Herren …?«
    »Es wäre einfacher, die Glühbirnen im Flur herauszudrehen«, sagte Emerson, der ein ziemlich alarmierendes Interesse für das Vorgehen entwickelte.
    Wir redeten ihm diesen unpraktischen Vorschlag aus, und Ramses erklärte, daß er eine Lösung für das Problem gefunden habe. Er nahm einen Hammer und eine Handvoll Nägel aus seiner Jackentasche und bat Mrs. Jones vorübergehend um eine Decke oder einen Bettbezug.
    »Wird Mr. Fraser sich denn nicht fragen, warum der Baum diesmal so viel dunkler ist?« fragte Nefret.
    Ramses, der auf einem Stuhl stand, hämmerte eifrig. »Es muß dunkel sein, wenn Mrs. Fraser sich unbemerkt nach draußen stehlen soll«, sagte er.

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