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Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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meines Lebens für mich getan haben, hätte auf der ganzen Welt sonst niemand leisten können. Ich werde Sie niemals vergessen.
    Glauben Sie mir.
    Ich bin Ihnen zutiefst ergeben, Ihre Enid.
    Nachdem ich dieses anrührende Briefchen (dessen genauen Wortlaut ich wiedergeben kann, da ich es seit jener Zeit bei meinen Aufzeichnungen verwahre) vorgelesen hatte, herrschte längeres Schweigen. Ich glaube, sie waren alle gerührt. Emerson hüstelte geräuschvoll. David sah weg, und Nefrets Augen schimmerten feucht. Wie gewöhnlich war es unmöglich, Ramses’ Gedanken zu deu ten.
    »Nun, das ist ja fein«, sagte Cyrus gutgelaunt. »Das macht es leichter für mich, den von mir ausgearbeiteten kleinen Plan vorzustellen.«
    Ich mußte mich räuspern, bevor ich sprach. Enids liebevolle Dankesworte hatten mich tief berührt. »Hat dieser Plan etwas mit Mrs. Jones zu tun?« fragte ich. »Sie treffen immer sofort den Kern der Sache, Mrs. Amelia«, erklärte Cyrus. »Ja, Ma’am, hat er. Sehen Sie, mir kam der Gedanke, daß Mrs. Jones ohne Beschäftigung sein würde, wenn sich die Dinge so entwickelten, wie wir das hofften, und daß sie vielleicht bereit wäre, uns im Gegenzug einen kleinen Gefallen dafür – äh …«
    »… dafür zu erweisen, daß Sie mich nicht anzeigen«, sagte Mrs. Jones ruhig. »Mr. Vandergelt hat die Sache mit mir diskutiert, Mrs. Emerson. Es ist das mindeste, was ich zum Ausgleich für Ihre Hilfe, die mich aus meiner schrecklichen Situation erlöst hat, tun kann, aber die endgültige Entscheidung liegt selbstverständlich bei Ihnen und dem Professor.«
    »Um welchen Gefallen handelt es sich denn?« fragte ich.
    »Auf Miss Bellingham aufzupassen«, sagte Cyrus. »Ich glaube, daß der Colonel erhebliche Schwierigkeiten hat, eine Anstandsdame für die junge Frau zu finden. Er würde die Gelegenheit beim Schopfe fassen, wenn er so eine Dame wie Kath – wie Mrs. Jones bekäme.«
    »Inwieweit ist sie über die Situation informiert?« fragte ich.
    Cyrus blickte selbstzufrieden. »Man kann wohl sagen, daß sie ebensoviel weiß wie ich. In Luxor redet natürlich jeder über die Angelegenheit, und falls Sie sich erinnern, war Mrs. Jones anwesend, als Ihre Leute die Mumie aus dem Grab hievten. Sie fragte mich danach, und wir kamen ins Plaudern, wie Sie sagen würden, und so … nun …«
    »Ganz natürlich«, sagte Emerson nickend. Er schien amüsiert, obwohl ich mir nicht vorstellen konnte, warum. »Ich habe Miss Bellingham im Hotel gesehen«, sagte Mrs. Jones in ihrem kühlen, beherrschten Tonfall. »Sie ist eine entsetzlich verzogene junge Frau, die gewiß eine feste Hand braucht.«
    »Und Sie sind die Frau, die das leisten könnte?« fragte Emerson noch sichtlich erheiterter.
    »Ich habe eine ganze Reihe von unterschiedlichen Anstellungen durchlaufen, Professor, einschließlich der einer Gouvernante. Ich glaube, daß ich mit Miss Dolly fertigwerden kann. Was das Mädchen in Wirklichkeit natürlich braucht, ist ein Ehemann.«
    Diese Anschauung war an sich das, was jede unaufgeklärte Frau hätte von sich geben können. Ich vermutete allerdings noch eine weitere, weniger konventionelle Bedeutung dahinter. Und als ich auf den ironischen Blick aus Mrs. Jones’ katzengrünen Augen traf, nickte sie mir unmerklich zu, als wollte sie damit sagen »Sie verstehen, was ich meine, Mrs. Emerson.«
    Natürlich tat ich das.
    »Allerdings«, fuhr Mrs. Jones so ruhig fort, als wäre keine heimliche Botschaft zwischen uns ausgetauscht worden, »wenn ich Mr. Vandergelt richtig verstehe, besteht die wichtigere Aufgabe momentan darin, sie lange genug vor Gefahren zu bewahren, damit sie einen findet. Ich bin bereit, auch diese Aufgabe zu übernehmen, muß aber aus Fairneßgründen gegenüber mir und Dolly wissen, wie groß die Gefahr ist und woher sie vielleicht droht.«
    In diesem Augenblick wurde das Abendessen angekündigt, und wir setzten uns zu Tisch. Diese Zeitspanne gab mir Gelegenheit, Mrs. Jones’ überraschendes Angebot zu überdenken – zu überlegen, worauf es zurückzuführen war – und zuzugeben, daß ihre Bitte um Information gerechtfertigt war, egal, wie ihre Motive lauteten.
    Deshalb gab ich ihr eine kurze Zusammenfassung des Bellingham-Falles. Einiges von dem, was ich ihr erzählte, war Cyrus ebenfalls neu. Er hatte die Angewohnheit, über seinen Spitzbart zu streichen, wenn er erregt oder zutiefst interessiert an einer Sache war. In diesem Fall war es die steigende Erregung, die dafür sorgte, daß er an diesem

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