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Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Auswuchs zerrte, und als ich Ramses’ unglückseliges Abenteuer der vergangenen Nacht erwähnte, ging er sogar so weit, mich mitten im Satz zu unterbrechen. »Heiliger Strohsack! Seht her, Leute, ich untersage es schlichtweg, daß eine Dame mitten in einen Geschützkrieg geschickt wird. Wenn ich gewußt hätte, daß dieses Pflaster ein Einschußloch verdeckt, hätte ich den Vorschlag niemals gemacht. Ich glaubte, daß Ramses wieder einmal einen seiner Unfälle erlitten hätte.«
    Das Pflaster hatte meinen Verband ersetzt. Ich hatte bemerkt, wie unbekümmert sich Ramses meinen Anordnungen widersetzte, aber er hatte mir keine Zeit gelassen, etwas dagegen zu unternehmen, da er bis zum letzten Augenblick gewartet hatte, bis er in der Kutsche zu uns stieß. Und als ich einen prüfenden Blick auf ihn warf, fiel mir noch etwas auf, das mich von dem Pflaster ablenkte. Der Schnurrbart war weg.
    Ein heftiger Rippenstoß von Emerson hatte mich davon abgehalten, eine Bemerkung fallenzulassen. Ramses’ Gesichtsausdruck lud nicht eben zu Kommentaren ein. Mit seinen verschränkten Armen und den zusammengezogenen Brauen wirkte er wie ein jugendlicher Sultan, der nur auf eine Gelegenheit wartet, jemanden köpfen lassen zu dürfen. Selbst Nefret verkniff sich eine Äußerung, ob wohl sie leise kicherte.
    Jetzt sagte Ramses: »Das ist kein Einschußloch, Mr. Vandergelt, nur ein leichter Streifschuß. Meiner Meinung nach besteht für Mrs. Jones nicht das Risiko, daß auf sie geschossen wird.«
    »Ihrer Meinung nach«, wiederholte Cyrus sarkastisch.
    »Und worauf stützt sich Ihre Meinung, wenn ich fragen darf?«
    »Ich freue mich, daß Sie danach fragen, Sir.«
    Er sah mich fragend an, und ich sagte seufzend: »Nun gut, Ramses, du kannst es erklären. Aber fasse dich möglichst kurz.«
    »Ja, Mutter. Ich stütze meine Annahme auf die simple Tatsache, daß Colonel Bellingham der einzige der beiden ist, der eine Waffe besitzt. Er will Dutton umbringen, und das mit allen Mitteln. Duttons Absichten gegenüber dem Colonel sind vielleicht ebenso tödlich, aber seine einzige Waffe scheint ein Messer zu sein. Er könnte mit Leichtigkeit ein Gewehr oder eine Pistole erwerben, und er hatte bereits unzählige Gelegenheiten, um auf den Colonel zu feuern. Deshalb können wir sinnvollerweise annehmen, daß Scudder Bellingham in seine Gewalt bekommen will.«
    »Gütiger Himmel«, entfuhr es mir. »Um ihn leiden zu lassen – um ihn sogar zu quälen. Wie diabolisch!«
    »Das ist eine mögliche Interpretation«, sagte Ramses.
    »Die logische Folgerung hieraus ist, daß Scudder keine mörderischen Absichten gegenüber dem Mädchen hegt. Es wäre ihm nicht damit gedient, sie zu töten. Er hat lediglich versucht, sie als Lockvogel einzusetzen, um ihren Vater in seine Gewalt zu bekommen.«
    »Dem stimme ich zu«, sagte Nefret in ihrem sanften, angenehmen Tonfall. »Die für Sie größte Gefahr, Mrs. Jones, ist Dolly selbst. Achten Sie darauf, was Sie essen und trinken, und sorgen Sie dafür, daß Sie nicht mit ihr allein auf irgendwelchen Felsplateaus oder auf belebten Straßen sind.«
    Der einzige der männlichen Anwesenden, dessen Gesichtsausdruck kein überraschtes Entsetzen spiegelte, war – selbstverständlich – Ramses. Er bedachte seine Schwester mit einem schiefen Seitenblick, den sie mit einem amü sierten Aufschlag ihrer blauen Augen quittierte.
    »Für den meisten Ärger hat sie selbst gesorgt«, fuhr Nefret fort. »Sie ist ungehalten, weil sie bewacht wird …«
    »Augenscheinlich«, sagte Mrs. Jones trocken, »wenn sie sich ihres Personals mit solch drastischen Maßnahmen entledigt.«
    »Sie hat allerdings bislang noch niemanden umgebracht«, gab Nefret zu. »Nur dafür gesorgt, daß sie sehr krank wurden oder sich ein paar Verletzungen einhandelten.«
    »Gütiger Himmel«, sagte Emerson. »Mein liebes Mädchen, glaubst du wirklich, daß sie so etwas tun würde?
    Dafür hast du keinerlei Beweise.«
    »Die ich möglicherweise bekäme, wenn ich mir die Mühe machte«, sagte Nefret kühl. »Aber warum die ganze Aufregung? Professor Schätzchen, du bist zu gutherzig, um Frauen wie die kleine Miss Dolly zu verstehen. Sie will ihren Kopf durchsetzen, egal mit welchen Mitteln.
    Ich wage zu behaupten, daß sie vor einem Mord zurückschrecken würde, aber sie ist zu dumm, um die Konsequenzen ihrer Handlungen vorherzusehen, und zu gleichgültig gegenüber den Gefühlen anderer.«
    Emersons Gesichtsausdruck war bemerkenswert. Keiner hat es gern, der

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