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Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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der diskret Abstand gewahrt hatte, und zuckte dann hochmütig die Schultern. Sie kehrte zu ihrem Stuhl zurück und zupfte ihr Kleid zurecht.
    Ibrahim begab sich mit einigen anderen Männern, die schwere Holzpfosten trugen, wieder in Richtung Treppe. Emerson warf ihnen einen sehnsüchtigen Blick nach, und Ramses sagte: »Ich werde sie begleiten, Vater.«
    »Ja, ja«, sagte Emerson. »Sag Ibrahim, daß ich in Kürze nachkomme. Nein, Nefret, bleib hier, du stehst nur im Weg. Colonel, ich habe Ihnen nur noch folgendes zu sagen. Anscheinend haben Sie beschlossen, das Gesetz selbst in die Hand zu nehmen, statt die Hilfe zu beanspruchen, zu der Sie Ihre Regierung sowie die meine berechtigt. Wenn Ihnen Ihre eigene Sicherheit nichts bedeutet, denken Sie wenigstens an Ihre Tochter, die Ihr rücksichtsloses Verhalten in Gefahr bringt.«
    Er wandte sich ab, als der Colonel sprach.
    »Erlauben Sie mir dazu eine Erklärung von meiner Seite, Sir?«
    »Nun?«
    »Ich verstehe Ihre Bedenken und die Ihres Sohnes, Professor. Tatsache ist jedoch, daß ich dieser Sache und Mr. Tollington ein Ende bereitet hätte, wenn er sich letzte Nacht nicht eingemischt hätte.« Emersons überraschte Reaktion ließ ihn grimmig lächeln. »O ja, Professor, ich habe ihn im Mondlicht ganz deutlich erkannt. Ich hätte ihn getroffen, wenn ich mein Ziel nicht durch das plötzliche Auftauchen seines Verfolgers verfehlt hätte. Nun ist ihm die Flucht gelungen. Wenn Sie wissen, wo er sich aufhalten könnte, sind Sie verpflichtet, es mir zu sagen.«
    »Falsch«, sagte Emerson ruhig. »Es steht Ihnen frei, sich selbst und Ihre Tochter zu verteidigen, Colonel, aber Sie haben nicht das Recht, Scudder zu verfolgen und ihn zu töten. Sie haben andere Möglichkeiten. Und diese kennen Sie ebensogut wie ich.«
    »Verstehe. Nun, Professor, ich bewundere Ihre Prinzipien. Und ich bewundere Sie, Sir; Sie sind ein Mann nach meinem Geschmack, auch wenn wir nicht einer Meinung sind. Darf ich Sie nur noch um einen Gefallen bitten?«
    »Bitte«, lautete die kurzangebundene Antwort.
    »Ich möchte mit Ihnen dort hinabsteigen. Nur einmal«, fügte er rasch hinzu, als er bemerkte, daß Emerson Widerspruch einlegen wollte. »Ich muß die Stätte sehen. Ich habe darüber nachgedacht, davon geträumt … Verstehen Sie, warum ich sie sehen muß?«
    »Nicht unbedingt«, sagte Emerson trocken. »Aber ich gebe zu, Sie haben ein Recht darauf. Dann kommen Sie, wenn Sie so entschlossen sind. Es wird Ihnen dort unten sicherlich nicht gefallen.«
    »Schlimmer als Shiloh kann es nicht sein«, erwiderte der Colonel mit einem Lächeln.
    »Sicherlich einer seiner Kriegsschauplätze, oder?« sagte ich zu Nefret, nachdem er Emerson die Stufen hinunter gefolgt war.
    »Vielleicht.« Sie senkte ihre Stimme zu einem Flüstern und deutete zu Dolly hin. »Ich glaube, ich sollte mit ihr sprechen. Sie wirkt recht verloren, wie sie da so allein sitzt.«
    »Gelangweilt wäre vermutlich korrekter«, sagte ich. »Tu, was du willst. Ich frage mich nur, ob dein wahres Motiv Höflichkeit oder der Wunsch nach Kränkung ist. Du riechst ziemlich stark nach Fledermauskot, mein Liebes.«
    Sie lachte und verschwand. Sie gaben ein recht lustiges Bild ab, Nefret im Schneidersitz auf der Erde, Dolly so weit auf der Stuhlkante von ihr weggerutscht, wie es ihr eben möglich war, ohne aufstehen zu müssen.
    Sie waren immer noch ins Gespräch vertieft – zumindest Nefret war es –, als der Colonel in Begleitung von Ramses zurückkehrte. Ich bot dem Colonel ein feuchtes Tuch an, das er mit einer Verbeugung annahm, die im ironischen Kontrast zu seiner verdreckten Erscheinung stand.
    »Danke, Mrs. Emerson«, sagte er und gab mir das Tuch zurück, nachdem er den gröbsten Schmutz von seinem Gesicht entfernt hatte. »Wir wollen uns nicht länger aufhalten. Ich habe gesehen, was ich sehen wollte.« Unwillkürlich schüttelte er sich.
    »Sie war nie da unten, wissen Sie«, sagte ich sanft. »Sie haben gesehen, wo …«
    »Ja, Ihr Ehemann hat mir die ursprüngliche Stelle gezeigt und beschrieben. Ich werde in Zukunft größeren Respekt vor Archäologen haben«, fügte er hinzu und schlenderte in Richtung der beiden Mädchen. »Ich hatte ja gar keine Vorstellung davon, daß Ihre Arbeit an solch unangenehmen und gefährlichen Orten stattfindet.«
    Er hatte das Thema auf höfliche und angenehme Weise gewechselt, und ich ging darauf ein. »Es ist nicht immer so schlimm wie hier«, sagte ich. »Haben Sie also Ihre Meinung geändert und

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