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Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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ist Zeus und Amon-Ra, und alle Helden der Sagenwelt verschmolzen zu einer Gestalt. Er kann alles. Er fürchtet nichts. Vergiß die Grabkammer. Geh zurück und halte deiner Mutter die Hand, du armer, kleiner Feigling.
    Er setzte den Kerzenstumpf auf dem Boden ab und holte sein Messer aus der Scheide. Es schien nicht lange zu dauern. Der Mörtel war trocken. Er rieselte in Flocken zu Boden, und er begann, einen der Quader freizukratzen. Er überlegte jetzt nicht mehr, wurde nur noch von seinen Instinkten geleitet. Er wußte, wie man es tun mußte, hatte seinen Vater oft genug bei dieser Tätigkeit beobachtet. Der Quader ließ sich mühelos entfernen. Er legte ihn beiseite und streckte seinen Kopf durch das Loch.
    Durch einen diesigen Staubnebel blickten ihn zwei vor Entsetzen weit aufgerissene Augenpaare an. Die nackte Glühbirne in der Lampe, die einer der beiden trug, ließ ihn fast erblinden.
    Selbst wenn er ganz Herr seiner Sinne, gewesen wäre, hätte er vermutlich nicht widerstehen können. »Salam Aleikum, Freunde. Kann einer von euch vielleicht Effendi Carter mitteilen, daß ich hier bin?«
    »Mr. Carter war natürlich nicht da«, beendete Ramses seine überraschend kurze und langweilig sachliche Beschreibung seiner Entdeckung. »Er war unterwegs zu Vater und den anderen, um uns auszugraben. Ich wäre sofort zu dir zurückgekehrt, Mutter, hätte ich nicht gewußt, daß du mir böse gewesen wärest, wenn ich nicht zuerst sichergestellt hätte, wie es dem Rest der Familie ergangen war. Als ich sie erreichte, entdeckte ich, daß sie im Begriff waren, zu euch zu stoßen. Deshalb blieb ich, um ihnen zu helfen.«
    Er thronte in seiner Lieblingshaltung gegen die Wand gelehnt auf der Veranda, und außer seinen verbundenen Händen und den dunklen Schrammen auf seinem Gesicht wirkte und klang er ganz normal. Trotzdem signalisierten mir die untrüglichen Instinkte einer Mutter, daß er wie üblich irgend etwas verheimlichte.
    Besonders schwierig fiel es mir zu glauben, daß ich weniger als eine Stunde an diesem höllischen Ort zugebracht hatte. Es war mir sehr viel länger erschienen, obwohl ich, kurz nachdem er mich verlassen hatte, eingeschlafen war und die tröstenden Geräusche fieberhafter Aktivität über der Einsturzstelle gar nicht wahrgenommen hatte. Es war die relativ kältere Luft, die mich aufweckte. Das erste, was meine Augen erblickten, war Emersons Gesicht, und als er mich in seine Arme schloß, spürte ich kaum noch den Schmerz in meinem verletzten Bein.
    Nefret sorgte dafür, daß er mich umgehend wieder auf dem Boden absetzte und daß ich auf einer Trage herausgeschafft wurde. Sie waren alle da. David und Abdullah und Selim; Selim weinte, und Abdullah dankte Gott mit lauter, pathetischer Stimme, während David immer wieder meine Hand ergriff, dann nach der von Ramses tastete und dann erneut meine Hand festhielt. Ich hatte Ramses selbstverständlich gesehen, aber weil ich mich immer noch ein wenig schläfrig fühlte, hatte ich erst begriffen, wie er dorthin gelangt war, nachdem er seine Geschichte erzählt hatte.
    Er hatte damit gewartet, bis wir alle zum Haus zurückgekehrt waren und uns um unsere drängenderen Probleme gekümmert hatten. Nefret und ich hatten entschieden, daß mein Bein vermutlich nicht gebrochen war, aber es war schlimm aufgeschürft und geschwollen, deshalb verband sie es – meinen Anweisungen Folge leistend – und half mir zu baden. Und nachdem ich ein weites, aber vorteilhaftes Kleid übergestreift hatte, trug mich Emerson nach draußen auf die Veranda und setzte mich auf dem Sofa ab. Howard und Cyrus waren ebenfalls eingetroffen, sowie Abdullah, Selim und Daoud, so daß wir eine fröhliche kleine Gruppe bildeten. Ich hatte den Koch angewiesen, ein sehr opulentes Mahl zuzubereiten.
    »Also war es Hatschepsuts Grab, in das du vorgestoßen bist?« fragte ich. »Erstaunlich! Weißt du, Ramses, als ich dich fortschickte, rechnete ich wirklich nicht damit, daß du einen weiteren Ausgang finden würdest.«
    »Ich auch nicht«, erwiderte mein Sohn. »Trotzdem vermute ich, daß ich unbewußt die Richtung kannte, in die der Gang führte. Ihnen war die Öffnung nicht aufgefallen, Mr. Carter?«
    »Es war keine Öffnung«, entgegnete Howard irgendwie patzig. »Auf der anderen Seite war sie ordentlich verputzt, und wir verwendeten kein elektrisches Licht, bis wir an diesen Punkt gelangt waren, und das Kerzenlicht … Nun, ist ja auch egal. Ihr Grab ist offensichtlich jüngeren Datums als das

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