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Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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gemeingefährlichen Mör der in Schach halten sollten.
    Letztlich würden sie uns finden, selbst wenn Emerson etwas … Aber nein! Auf diesen Gedanken würde ich keine Minute verschwenden. Er lebte, und er würde, wenn es sein müßte, mit einer Schar zuverlässiger Männer an seiner Seite in fieberhafter Eile die gesamte Klippe abtragen.
    Ich hoffte nur inständig, daß sie nicht zu lange brauchten.
    Die Luft war nicht besonders gut. Um genau zu sein, sie war sehr schlecht. Allerdings würde unser Wasservorrat eher zur Neige gehen als die Atemluft. Die Hitze war unerträglich.
    Der schwache Schein von Ramses’ Kerze war verschwunden. Ich war allein in der Dunkelheit.
Aus Manuskript H:
    Er wußte, warum sie ihn weggeschickt hatte. Handeln, auch wenn es sinnlos war – und seine Suche war zweifellos sinnlos –, war leichter, als untätig in der Dunkelheit zu warten. Vielleicht wollte sie auch nur ein bißchen weinen; sie würde nicht in seiner Gegenwart zusammenbrechen, und doch war sie in verzweifelter Sorge um seinen Vater. Natürlich auch um die beiden anderen, aber in erster Linie um seinen Vater. Er hatte immer gewußt, daß sie einander näherstanden als irgend jemand anderem.
    Er hielt im Kriechen inne, um Atem zu schöpfen und um seine zitternden Hände zur Ruhe zu zwingen. Nefret war bestimmt wohlauf; sein Vater hatte sicherlich dafür gesorgt. Er hatte vermutlich eingesehen, daß es keine Möglichkeit gab, an seine Frau heranzukommen. Denn er liebte Nefret ebenfalls. Er würde sie nicht …
    Der Gedanke an David machte ihm angst. David hatte den anderen nähergestanden als ihm, aber wenn die Loyalität über die Vernunft gesiegt hatte … Nein, er wollte nicht an David denken. Oder an Nefret.
    Er wischte sich mit dem Handrücken den rinnenden Schweiß aus den Augen und kroch weiter.
    Der Durchgang schlängelte sich vor ihm und stieg an. Der Boden war beinahe geröllfrei. Er kroch über einen Gesteinsbrocken, der von der Decke gestürzt war, aber es gab keinerlei Schotter oder Mörtel. Das war merkwürdig, dachte er bei sich, während er sich etwas anderes vorzustellen versuchte als das Bild zerschmetterter und verschütteter Körper – einen weißen Arm und eine wallende rotgoldene Haarpracht, die unter einem Geröllhaufen hervorlugten …
    Merkwürdig, ja. Wenn es eine Grabkammer gab, mußte der Mörtel im gesamten Durchgang sichtbar sein. Er hatte keinerlei Artefakte bemerkt, nicht eine einzige Tonscherbe, nur kahle Wände und einen nackten Boden. Das deutete eigentlich darauf hin, daß die Grabstätte noch nicht vollendet war oder noch nicht für ein Begräbnis …
    Er fragte sich, warum er das eigentlich tat. Er hätte seine Mutter nicht alleinlassen sollen. Sie war verletzt, mittlerweile vielleicht sogar ohnmächtig geworden. Das mindeste, was er tun konnte, war, ihre Hand zu halten und ihr, so gut es ging, Trost spenden.
    Vielleicht konnte sie ihn trösten. Gott allein wußte, wie dringend er das nötig hatte.
    Er war auf seinen Händen und Knien vorwärts gekrochen, da die Decke etwas zu niedrig war, als daß er aufrecht hätte gehen können, und es war schwierig, im schwachen Lichtschein die gelegentlichen Vorsprünge zu erkennen. Darauf vorbereitet, seinen Kopf einziehen zu müssen, setzte er sich vorsichtig auf seinen Knien auf.
    Genau vor ihm endete der Durchgang.
    Sekundenlang verharrte er bewegungslos und starrte irritiert auf die Wand. Er konnte nicht mehr klar denken. Das Ende des Durchgangs – richtig. Zeit, um zurückzukehren. Höchste Zeit. Aber sie war merkwürdig, diese Wand. Nicht aus Geröll oder unbehauenem Stein. Sondern aus sorgfältig verputzten Steinquadern.
    Einen Augenblick später bemerkte er den seltsamen Klang lauten Lachens – seines eigenen Gelächters. Sie hatte schließlich doch recht behalten. Er hätte es wissen müssen; seine Mutter hatte immer recht. Es gab einen zweiten Ausgang.
    Sein schwindendes Bewußtsein signalisierte ihm, daß er den Verstand verlor. »Zu große Hitze, zu wenig Sauerstoff. Ägyptische Grabstätten haben keinen zweiten Ausgang, du blöder Ignorant.« Eine Grabkammer, vielleicht. Aber kein zweiter Ausgang.
    »Verspätete Schockauswirkung«, signalisierte ihm der letzte Rest seiner Vernunft. »Es war nicht angenehm, das Geräusch knirschender Knochen und die Erkenntnis, daß du einen Mann getötet hattest, nicht wahr? Ich frage mich, ob dein Vater sich schlecht dabei gefühlt hat, als er das erste Mal …«
    Nein, dachte er, nicht Vater. Vater

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