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Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Vorschlag seiner Schirmherrschaft über unsere Arbeit dich nur noch bestärken würde, das zu tun, was du ursprünglich vorhattest – nämlich, die bekannten Gräber, einschließlich 20-A, zu untersuchen.«
    Emerson öffnete den Mund, als wollte er etwas sagen.
    »Außerdem«, fuhr ich fort, »versuchte auch Donald Fraser – ziemlich plump, wie ich zugebe, aber er ist keine überzeugende Figur – deine Aufmerksamkeit von den weniger bekannten Gräbern im Tal abzulenken, wozu selbstverständlich auch das Grab 20-A gehört! Können nicht alle diese scheinbar unzusammenhängenden Vorfälle Teil eines einzigen geschickt eingefädelten Plans sein? Ich vermute es fast, Emerson. Jemand versucht, dich in dieses Grab zu locken. Die einzig entscheidende Frage lautet nur – warum?«
    Emersons Mund stand immer noch offen. Er fing an zu murmeln: »Es wird immer schlimmer. Oder bin ich dabei, den Verstand zu verlieren? Ich war immer in der Lage, folgen zu können … Nun, früher oder später … Aber das ist …«
    Es erschien mir ratsam, das Thema zu wechseln. Ich drehte mich um und sagte: »Würdest du mir bitte helfen, mein Kleid aufzuknöpfen, Liebster?«
3. Kapitel
Katzen kann man nicht für ihre Taten verantwortlich machen, denn sie verfügen über keine nennenswerte Moral.
    Emerson stand zu seinem Wort. Am nächsten Morgen folgte er mir auf den Fersen, während ich meine Runde bei den Schuhmachern, Schneidern und Bekleidungsgeschäften machte. Selbst die Stunde, die ich im Kurzwarenladen verbrachte, konnte ihn nicht aus der Ruhe bringen, obwohl er dieses Geschäft niemals zuvor freiwillig betreten hatte; mit verschränkten Armen und skeptisch hochgezogenen Brauen stand er hinter mir, während ich Handschuhe, Taschentücher und Socken auswählte. Es war beinahe Mittag, als ich fertig war, und während wir zu unserer Mietdroschke zurückkehrten (Emerson hatte meinen Arm während der ganzen Zeit nicht losgelassen), schlug ich ihm vor, daß wir doch unsere Abreise auf den folgenden Tag verschieben sollten, da der Tag ohnehin schon halb verstrichen wäre.
    »Nein«, entgegnete Emerson.
    Also brachen wir noch am gleichen Tag auf, und ich gebe zu, daß ich die Annehmlichkeiten einer Nilreise wieder sehr genoß – im Schatten auf dem Oberdeck zu sitzen und den Blick über die Felder schweifen zu lassen, die vom Wasser überflutet glitzerten, die von Palmen und Tamarisken umsäumten Dörfer aus Nilschlammziegeln und die nackten Kinder, die in den Pfützen herumsprangen, zu betrachten.
    Dieser Anblick hatte sich in Tausenden von Jahren nicht verändert. Die majestätischen Erhebungen der Pyramiden von Gizeh und Sakkara, deren verwitterte Silhouetten aufgrund der Entfernung fast glatt aussahen, schienen von den halbnackten Männern, die ihre schlammigen Felder bestellten, gerade erst vollendet worden zu sein.
    Emerson begab sich direkt in den Salon, den wir gleichermaßen als Wohnzimmer und als Bibliothek benutzten. Ich wußte nur zu gut, daß man ihn jetzt nicht stören durfte; er war es gewohnt, um diese Tageszeit seine Pläne für den Winter auszuarbeiten, und er mochte es gar nicht, wenn man ihm Fragen stellte, solange er die Dinge noch nicht exakt ausformuliert hatte. Zumindest behauptete er das stets. In Wahrheit bereitete es ihm ein kindliches Vergnügen, die übrigen Familienmitglieder im ungewissen zu lassen.
    Erst am späten Nachmittag gelang es mir, Ramses allein zu erwischen. Er war zusammen mit David und Nefret auf dem Oberdeck, wo sie in eine angeregte Diskussion über Mumien vertieft waren und sich einige sehr unappetitliche Photographien anschauten. Ich wandte meinen Blick von dem Gesicht einer unglücklichen Königin ab, deren Wangenhaut aufgrund von zuviel Füllmaterial aufgeplatzt war, und bat Ramses, seine neuen Sachen anzuprobieren. Er wehrte sich natürlich dagegen, aber nur der Form halber, wußte er doch, daß es keinen Sinn hatte.
    Der Inhalt der Pakete, die ich am Morgen abgeholt hatte, stapelte sich auf dem Bett und auf dem Boden. Ich hatte sie bereits ausgepackt, aber noch nicht begutachtet. Ich nahm einen Stoß Hemden von einem Stuhl und setzte mich. Ramses beobachtete mich mißtrauisch.
    »Ich möchte sichergehen, daß die Hosen und Hemden auch korrekt sitzen«, erklärte ich. »Wenn es dir lieber ist, dann geh hinter den Paravent, um dich umzuziehen.«
    Ramses versicherte mir, daß ihm das lieber wäre. Als er wieder zum Vorschein kam, wirkte er trotz der umgeschlagenen Hosenbeine recht manierlich.

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