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Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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muß irgend etwas getan haben, was ihre Aufmerksamkeit auf die Gärten lenkte«, sagte ich gedankenverloren. »Daher auch ihr Aufschrei. Hat sie dir gesagt, was sie gesehen hat?«
    »Dafür blieb keine Zeit«, sagte Ramses und starrte intensiv in sein leeres Glas.
    »Was hatte er an?«
    »Amelia«, sagte mein Ehemann. »Darf ich dich für einen Augenblick unterbrechen?«
    »Selbstverständlich, mein Lieber. Möchtest du Ramses etwas fragen?«
    »Ich möchte ihn überhaupt nichts fragen. Ich möchte aber auch nicht, daß du ihn ausfragst.«
    »Aber, Emerson …«
    »Es ist mir vollkommen gleichgültig, wer es auf Bellinghams Tochter abgesehen hat, Peabody – falls es überhaupt an dem ist. Wir sind nicht für sie verantwortlich. Genausowenig«, fuhr Emerson fort und schenkte mir ein Lächeln, das manch andere Frau schluchzend aus dem Zimmer gejagt hätte, »sind wir für Mrs. Fraser verantwortlich. Wir, Peabody, tragen die Verantwortung für unsere Kinder – David natürlich eingeschlossen –, für uns selbst und für unsere Arbeit! Davon bin ich so felsenfest überzeugt, daß ich tatsächlich beschlossen habe, Kairo umgehend zu verlassen. Wir reisen morgen ab.«
    »Wir können nicht so schnell abreisen, Emerson. Der Schneider hat Ramses’ Garderobe noch nicht fertig, und wenn der Junge so weitermacht, braucht er sicherlich eine Menge neuer Sachen. Dieser Mantel ist ruiniert, und er hatte ihn noch nicht einmal …«
    »Nun gut, mein Schatz«, sagte Emerson mit der gleichen nachsichtigen Stimme. »Wir werden morgen früh den Schneider aufsuchen – wir beide zusammen, Peabody –, denn ich habe nicht vor, dich aus den Augen zu lassen, solange wir nicht die Segel gesetzt haben. Wir holen ab, was bereits fertig ist. Den Rest kann er uns nachschicken.«
    »Das halte ich für einen vernünftigen Vorschlag«, sagte Nefret. »Unsere baldige Abreise, meine ich. Es wäre auch vernünftig, wenn wir jetzt schlafen gingen. Gute Nacht.«
    Sie rannte aus dem Zimmer.
    »Was hat sie so wütend gemacht?« fragte David.
    »Wer hat sie wütend gemacht, wäre vermutlich die zutreffendere Frage.« Ramses nahm die Katze von seinem Schoß und setzte sie auf einen Stuhl. »Ich nehme an, ich war’s. Gute Nacht, Mutter. Gute Nacht, Vater. Kommst du, David?«
    Natürlich begleitete ihn David. Er hatte nur wenig gesagt – er hatte kaum je eine Chance, viel zu sagen, wenn wir alle zusammen waren –, aber ich wußte, er machte sich Vorwürfe, weil er in dieser gefährlichen Situation nicht an Ramses’ Seite gewesen war. Sie waren sehr enge Freunde, und David nahm die sich selbst auferlegte Verantwortung viel zu ernst. Niemand, und ich habe allen Grund, das zu sagen, konnte Ramses für längere Zeit aus Schwierigkeiten heraushalten.
    »Nun, es ist merkwürdig«, bemerkte ich, als sie gegangen waren.
    »Was?«
    »Ich hätte erwartet, daß Ramses bleiben würde, um über den Vorfall zu spekulieren, ihn zu theoretisieren, diskutieren und mit uns zu argumentieren. Er muß sich schlechter fühlen, als er zugegeben hat. Ich sollte besser nach ihm …«
    »Nein, solltest du nicht.« Emerson umschlang mich mit seinen Armen und hielt mich fest.
    »Also, Emerson, laß das. Tu es zumindest nicht hier im Salon, wo es die Leute sehen …«
    »Also dann woanders.«
    »Gerne, mein Lieber.« Als wir losschlenderten – um genauer zu sein, loseilten –, um in unser Schlafzimmer zu gelangen, sagte ich: »Ich bin vollkommen deiner Meinung, daß wir morgen abreisen sollten, Emerson. Es wird uns guttun, wieder zu unserer Arbeit zurückzukehren. Ich schätze, du willst mit Grab 20-A beginnen?«
    Emerson schob mich ins Zimmer, trat die Tür zu und wirbelte mich zu sich herum. »Wie kommst du dazu, so etwas anzunehmen?«
    »Offensichtlich gibt es eine ganze Reihe von Leuten, die wollen, daß du es untersuchst.«
    »Wovon, zum Teufel, sprichst du, Peabody?« fragte Emerson. Er schüttelte den Kopf. »Man sollte meinen, daß ich mich nach all den Jahren an die Auswüchse deiner Gehirnwindungen gewöhnt haben sollte, trotzdem fällt es mir immer noch schwer, damit klarzukommen. Die Nachricht lautete doch, daß ich diese Stätte meiden sollte. Und außerdem …«
    »Emerson, du weißt ganz genau, daß der sicherste Weg, dich zu irgend etwas zu bringen, der ist, es dir zu verbieten. Colonel Bellinghams Angebot heute abend war eine subtilere Version der gleichen Methode. Er bot dir die Möglichkeit, nach unbekannten Gräbern zu suchen, und wußte ganz genau, daß der

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