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Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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anderen. Sonst war niemand zu sehen. Er fing an zu laufen, holte sie ein, packte sie an der Schulter und wirbelte sie zu sich herum.
    »Sind Sie von allen guten Geistern …«, begann er.
    Sie klammerte sich an sein Mantelrevers und schmiegte sich an ihn. »Da ist jemand«, flüsterte sie. »In den Büschen. Er hat mich verfolgt.«
    »Ja, sicher«, sagte Ramses.
    »Ich habe Angst. Halten Sie mich fest.«
    Ihre bebenden Lippen waren den seinen gefährlich nahe. Sie muß auf Zehenspitzen stehen, dachte Ramses.
    Das war für einige Zeit sein letzter zusammenhängender Gedanke. Sie schmiegte sich, wenn auch etwas steif in seine Arme – er hatte noch nie zuvor einen solch engen Kontakt zu einem Mädchen gehabt, das ein Mieder trug – , und der weiche, rosafarbene Mund war weitaus erfahrener, als er zunächst vermutet hatte.
    Dieser Zwischenfall hätte vielleicht sogar länger gedauert, wenn er nicht vom Geräusch zersplitternden Glases unterbrochen worden wäre. Die Flamme der ihnen am nächsten stehenden Laterne – der einzigen, die diesen Wegabschnitt beleuchtete – zuckte, flackerte und erlosch.
    Obwohl er nichts sehen konnte, hörte er Geräusche aus dem Gebüsch und wußte, was sie zu bedeuten hatten. Er versuchte, sich aus Dollys Umklammerung zu lösen, aber sie umschlang seinen Hals nur noch fester und verbarg ihr Gesicht an seiner Brust. Er hatte die Hände erhoben, weil er versuchte, sich aus ihrem Griff zu befreien, als eine schemenhafte Gestalt aus dem Gebüsch auftauchte, ihm das Mädchen wegschnappte und ihn zu Boden stieß. Er hörte Dollys unterdrückten Aufschrei, versuchte sich im Fallen noch zu drehen, so daß er, statt mitten aufs Gesicht zu fallen, mit einer Gesichtshälfte auf dem unangenehm sandigen Boden aufkam. Als er sich wieder aufrappelte, hatten sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt. Er nahm einen Schimmer von Dollys hellem Kleid und ihr blasses, schmales Gesichtsoval wahr. Er wunderte sich, warum sie nicht schrie.
    Der Kerl ließ sie los und stürzte sich auf Ramses. Der konnte den Schlag abwehren, war jedoch vollkommen überrascht, als er einen heftigen Schmerz in seinem Oberarm spürte. Er hatte das Messer nicht gesehen. Gleichzeitig holte er zum Schlag aus, traf den Mann mit einem harten Schwung seiner Rückhand im Gesicht, so daß dieser nach hinten stolperte.
    Dann schrie Dolly. Das Geräusch ließ beide Männer zusammenzucken; es war, wie Ramses später bemerkte, als explodierte eine Granate direkt neben dem Ohr. Der andere Mann drehte sich um und stürzte sich wieder ins Dickicht.
    Instinktiv nahm Ramses die Verfolgung auf. Vielleicht war es sogar ein Segen, daß Dolly ihn aufhielt, denn sie stellte sich ihm in den Weg und fiel vor seinen Augen gekonnt in Ohnmacht.
    Ihre Schreie hatten Aufmerksamkeit erregt. Vereinzelte nächtliche Spaziergänger liefen auf sie zu und stellten ihnen Fragen. Er hatte keine Chance, den Angreifer noch zu erwischen, selbst wenn er nicht durch das ohnmächtige Mädchen daran gehindert worden wäre.
    Ramses nahm das Mädchen kurzentschlossen auf die Arme und bahnte sich seinen Weg zurück, dabei schlug er immer wieder höflich die hilfsbereiten Angebote der neugierigen Besucher aus. »Danke – unsere Freunde warten schon auf uns – sie ist unverletzt – sie fürchtete sich vor der Dunkelheit – Sie wissen, wie Frauen sind …« Dem Himmel sei Dank, dachte er erleichtert, daß seine Mutter das nicht gehört hatte. Er wagte gar nicht darüber nachzudenken, was sie dazu sagen würde. »Schon wieder ein Hemd ruiniert?« Ganz zu schweigen von seinem neuen Anzug, der gerade zwei Tage alt war. Auch Dollys Kleid war blutverschmiert. Sicherlich ein sehr teures Stück.
    Seine Familie erwartete ihn am Eingang zu den Gärten. Das überraschte ihn nicht, denn seine Mutter besaß ein untrügliches Gespür dafür, zur rechten Zeit am falschen Ort zu sein. Alle starrten sie ihn an – außer Nefret, die ihr Gesicht in einem kleinen Taschenspiegel betrachtete. Als sie in seine Richtung blickte, schüttelte sie den Kopf und lächelte wie über den Streich eines dummen kleinen Jungen.
    Und genau das dachte sie auch von ihm.
    Da es außer Frage stand, daß Gott ihm den Gefallen tat, ihn im Erdboden versinken zu lassen, versuchte er verzweifelt, sich etwas einfallen zu lassen, das ihn nicht noch idiotischer wirken ließ. »Äh – Entschuldigung, daß ich mich verspätet habe. Ich versichere euch, die Verzögerung war unvermeidlich.«
    »Der Möchtegern-Entführer

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