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Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Ich setzte mich auf den Boden und nahm Nähzeug aus meiner Jackentasche.
    »Was hast du vor?« fragte Ramses überrascht.
    »Deine Hosenbeine maßzunehmen. Sie müssen gekürzt werden.«
    »Aber Mutter! Noch nie in deinem Leben hast du freiwillig …«
    »Was bleibt mir denn bei deinem Vater anderes übrig«, erwiderte ich und steckte Nadeln in den Stoff. »Der Schneider hätte es sicherlich fachmännischer gemacht, wenn du zur letzten Anprobe hättest gehen können. Ach, mein Lieber, es tut mir leid. Habe ich dich gestochen?«
    »Ja. Warum läßt du es nicht dabei bewenden und erzählst mir, was du wirklich von mir willst?«
    Ich blickte auf. Wie die Ägypter, denen er in vieler Hinsicht so ähnlich ist, hat Ramses lange, dichte Augenwimpern. Sie verleihen seinen dunklen Augen einen durchdringenden Ausdruck.
    »Ich glaube auch, daß wir in Luxor einen Schneider finden werden«, gab ich zu, nahm die Hand, die er mir entgegenstreckte, und ließ mich von ihm hochziehen. »Steck sie einfach solange in deinen Stiefelschaft.«
    »Diese vorübergehende Lösung ist mir auch schon eingefallen. Wird das hier lange dauern? Ich habe Vater versprochen …«
    »Er soll ruhig warten. Das hat er sich selbst zuzuschreiben, da er nicht wollte, daß ich die Sache schon eher mit dir bespreche.« Ich setzte mich wieder und strich meinen Rock glatt.
    Ramses blieb mit verschränkten Armen breitbeinig vor mir stehen. Dank meines Psychologiestudiums war mir klar, daß diese Haltung Defensive und Dominanz ausstrahlen sollte, aber natürlich ging ich darauf nicht ein. Ich war entschlossen, Emersons Empfehlung zu folgen und Ramses wie einen vernünftigen Erwachsenen zu behandeln, ihm zu vertrauen und ihn nach seiner Meinung zu fragen. Es war zumindest den Versuch wert.
    »Was könnte Enid deiner Meinung nach beunruhigen?« fragte ich.
    Ramses setzte sich ziemlich abrupt aufs Bett. Vielleicht war es seine Überraschung, die ihn seine aggressive Haltung aufgeben ließ. Allerdings glaubte ich, daß eine Spur von Erleichterung in seinen zusammengekniffenen Augen aufflackerte. Er hatte damit gerechnet, daß ich ihn wegen etwas anderem zur Rede stellen würde.
    Nach einem Augenblick schüttelte er den Kopf. »Ich weiß genausowenig über diese Sache wie du, Mutter. Wenn du mir gestattest, es einmal theoretisch …«
    »In Gottes Namen«, sagte ich mit einem ermunternden Lächeln.
    »Hmmm. Nun, dann würde ich einmal annehmen, daß die Dame, die wir gestern kennengelernt haben, irgendwie involviert ist. Sie scheint gemeinsam mit ihnen zu reisen, aber aufgrund welcher Begleitumstände? Es erschien mir genauso merkwürdig wie dir, daß ihre konkrete Beziehung weder zum Ausdruck gebracht noch in irgendeiner Form erläutert wurde, wie es normalerweise bei Vorstellungen der Fall ist. Sie ist keine Ägyptologin, denn sonst wäre uns ihr Name geläufig; wenn sie eine weitläufige Anverwandte von ihnen wäre, hätte diese Tatsache sicherlich Erwähnung gefunden. Mir fällt gerade noch eine mögliche Art der Verbindung ein …«
    Er zögerte, sah mich aus halbgesenkten Lidern an, und mir fiel erneut ein, was Emerson gesagt hatte. Ein schwacher Trost war, daß Ramses diese Art der Verbindung nur aus zweiter Hand kennen konnte. Er besaß nicht die Mittel, um eine Geliebte zu unterhalten.
    Ich versuchte, eine neutrale Haltung einzunehmen, und sagte: »Höchst unwahrscheinlich. Sie ist nicht nur zu alt und zu fett, Donald würde sicherlich auch niemals so unehrenhaft sein, seine Frau dazu zu zwingen, etwas derartiges – äh – eine solche Reisebegleitung zu akzeptieren.«
    Erstaunt bemerkte ich, wie Ramses errötete. Ich hätte nie gedacht, daß ihm so etwas passieren könnte. »Das war nicht meine Überlegung, Mutter.«
    »Welche anderen Verbindungen siehst du denn?« fragte ich und hoffte, daß ich nicht rot wurde. »Wenn sie keine angestellte Führerin oder eine Verwandte oder eine alte Freundin ist?«
    »Begleiterin«, sagte Ramses. Die Röte in seinem Gesicht war nicht mehr als ein leichter dunkler Schimmer auf seinen ohnehin tiefbraunen Wangen gewesen; jetzt verblaßte sie, und sein Gesichtsausdruck wurde ernst. »Mrs. Fraser sah gar nicht gut aus. Viele Leute besuchen Ägypten aus gesundheitlichen Gründen, aber wenn sie krank war und eine Pflegerin braucht, warum wurde diese harmlose Tatsache dann nicht erwähnt? Sie verhielt sich launenhaft. Offensichtlich fürchtet sie Mrs. Whitney-Jones und verabscheut sie geradezu.«
    »Eine Art

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