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Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Essen nach draußen bringen, Sitt Hakim?«
    Ich nickte zustimmend und lud ihn ein, sich zu uns zu gesellen. Abdullah sah mich schief an. »Ich muß sichergehen, daß die Männer bis in die Wüste kehren«, sagte er. »Bis wie weit vom Haus müssen sie saubermachen?«
    »Also, Abdullah, sei nicht eingeschnappt. Und versuch auch nicht, sarkastisch zu sein.«
    »Es ist verlorene Liebesmüh«, stimmte Emerson zu. »Du hast gute Arbeit geleistet, Abdullah. Was ich gestern abend vergaß zu fragen: Gibt es irgendwelche Post für uns?«
    »Selim hat sie aus Luxor mitgebracht«, sagte Abdullah. »Ich werde ihn fragen, wo er sie hingelegt hat.« Dann griff er unter sein Gewand. »Das ist auch noch gekommen, Emerson. Es steckte heute morgen in der Tür, als ich kam, um sauberzumachen … äh, um letzte Hand ans Haus zu legen.«
    Er hielt es uns so hin, daß wir es alle lesen konnten. Die Buchstaben waren groß und deutlich.
    »Der Fluch der Götter liegt über Grab 20-A. Wenn Sie es betreten, droht Ihnen Gefahr!«
    Emersons Augen verengten sich zu Schlitzen. »Verdammt und zugenäht!« schrie er. »Dieser Bastard ist uns hierher nach Luxor gefolgt!«
    Ich habe es so gut wie aufgegeben, Emerson das Fluchen abzugewöhnen. Ich habe es noch nicht ganz aufgegeben, die Kinder davon abzuhalten, aber manchmal befürchte ich, daß ich den Kampf verliere. Es ist ganz natürlich, daß sie jemanden nachahmen, den sie so sehr bewundern, und da ich eine starke Verfechterin weiblicher Gleichberechtigung bin, kann ich auch Nefret nicht zurechtweisen. Was einem Mann erlaubt ist, sollte auch für eine Frau gelten – selbst das Fluchen.
    Unser Haus befand sich in der Nähe des kleinen Ortes Gurneh, angenehm nah bei den Unterkünften von Abdullah und unseren anderen Männern und zwanzig Minuten Fußweg entfernt vom Tal der Könige. Diese Lage hatte noch einen entscheidenden Vorteil: sie ermöglichte uns, das Kommen und Gehen der Gurnawis zu beobachten. Einige von ihnen gehörten zu den erfahrensten Grabräubern in ganz Ägypten.
    Als Emerson ankündigte, daß wir direkt nach dem Mittagessen ins Tal der Könige gehen würden, erhob ich keine Einwände. Es gab zwar noch eine Menge im Haus zu tun, aber wie konnte ich mich mit langweiligen Hausfrauenpflichten abgeben, wenn mein archäologischer Ehrgeiz nach sechs Monaten Enthaltsamkeit um so stärker aufkeimte?
    Der direkte Weg zum Tal führt durch und über die Klippen hinter dem Tempel von Dair Al-Bahri. Wir waren alle bester Laune, als wir den engen Serpentinenpfad hochstiegen. Ein erwartungsfrohes Lächeln überzog Emersons anziehendes Gesicht; er bemühte sich sogar, seine Geschwindigkeit der meinen anzupassen, und ließ die Kinder vorauseilen. Unter uns lag der wunderschöne Tempel der Königin Hatschepsut, dessen Kolonnaden im Sonnenlicht schimmerten. Es war sehr heiß und völlig windstill. Nur der strahlendblaue Himmel erstreckte sich über uns, und vor uns lagen die mit weißem Sand bedeckten, sonnenverwitterten Felsen.
    Als wir die Spitze des Plateaus erreichten, blieb Emerson stehen und zog mich an seine Seite. Ich war froh, einen Augenblick ausruhen zu können; nach einem kühlen, verregneten Sommer in England brauche ich immer einige Tage, um mich an das trockene ägyptische Klima zu gewöhnen.
    Kurz darauf blickte Emerson zu mir herunter und lächelte. »Nun, Peabody?«
    Es war keineswegs schwierig, meine Gefühle in einem Satz zusammenzufassen. Voller Inbrunst sagte ich: »Ich bin die glücklichste Frau der Welt, mein geliebter Emerson.«
    »Verdammt richtig«, sagte Emerson. »Und jetzt beeil dich, wir verschwenden nur Zeit. Oh – wo wir gerade dabei sind, Peabody …«
    »Ja?«
    »Du bist das Licht meines Lebens und die Freude meines Daseins.«
    »Verdammt richtig«, sagte ich.
    Emerson brach in Gelächter aus und nahm meinen Arm.
    Der Weg, dem wir folgten, wand sich über das Plateau und säumte das südwestliche Ende des tiefen Canyons – oder Wadis –, in dem die Könige des Altägyptischen Reiches begraben lagen. Es gibt zwei Täler von Königen, aber das östliche Tal enthält die größte Anzahl von Königsgräbern und ist auch dasjenige, auf das sich die Touristen und Reiseführer beziehen, solange sie keine näheren Bezeichnungen hinzufügen. Von oben ähnelt das Tal einem Eichen- oder Ahornblatt mit Ausläufern in alle Richtungen. Die Klippen, die es einschließen, richten sich fast vertikal auf. Selbst die gewandten Ägypter können diese nur an einigen Stellen

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