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Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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…«
    »Peabody!« Emerson befand sich weit unter uns, aber seine Stimme hörte man sicherlich noch auf der anderen Seite des Tals. »Warum bist du stehengeblieben?«
    »Ich komme, mein Lieber«, rief ich zurück und beeilte mich. Ramses versuchte, mich weiterhin festzuhalten, während ich den Weg hinunterstolperte, aber es gelang mir, ihm zu entwischen. In der Tat war ich dem Jungen gerade jetzt ziemlich dankbar. Er hatte mich nicht nur vor der drohenden Falle gewarnt, sondern mir sogar noch einen Hinweis gegeben, wie ich sie elegant umgehen konnte.
    Der Abstieg endet in der Nähe von Grab 16, der Grabstätte Ramses I. Mr. Wilkinson hatte sie in der einfachsten und möglicherweise naheliegendsten Form gekennzeichnet; mit einem Farbtopf in der einen und einem Pinsel in der anderen Hand bewaffnet, war er von einem Ende des Tals zum anderen marschiert und hatte an jedem Eingang innegehalten, um die entsprechende Zahl auf einen Felsen über oder neben dem Grab zu malen. Ich hatte die Nummern schon so häufig gesehen, daß ich sie gar nicht mehr wahrnahm.
    Als ich die Talsohle erreichte, fand ich Emerson ins Gespräch vertieft mit Ahmed Girigar, den Rais der ägyptischen Wachtposten oder auch Gaffirs genannt. Theoretisch war es ihre Aufgabe, die Grabstätten vor Vandalen, Dieben und unbefugten Besuchern zu schützen. In der Praxis bestand ihre vorrangige Aktivität allerdings darin, Bakschisch von den Touristen einzufordern, denen sie Einlaß in die Grabkammern gewährten. Seit Howard seinen Inspektorenposten in Oberägypten bekleidete, hatte er eine Menge bewirkt, um den Zustand des Tals zu verbessern; eiserne Tore waren vor den bedeutenderen Grabstätten angebracht worden, einige zusätzliche Wege durch die harten Felsen gehauen und mit Pfosten abgesteckt worden, was allerdings das Tal ziemlich verunstaltete, und besagte Wächter waren eingestellt worden. Der Nutzen dieser Gaffirs war zweifelhaft. Sie waren Ortsansässige und von daher sehr, sehr arm. Ich vermute, daß die wenigsten unter ihnen einem Besucher auch nur irgend etwas abgeschlagen hätten, solange der Preis stimmte, und manche von ihnen handelten auch mit gestohlenen Kunstschätzen.
    Rais Ahmed wurde von Howard und auch von Emerson jedoch sehr geschätzt. »Er ist ehrlich, wenn man ihm klarmacht, daß es sich für ihn auszahlt«, lautete Emersons zynische Kommentierung.
    Ramses war bei ihnen stehengeblieben, empfing die Komplimente von Rais Ahmed (»Groß und stattlich wie dein verehrter Vater, erfreust du die Frauen …«), und wir anderen gingen weiter. Ich war froh, daß ich meine festen Stiefel angezogen hatte, trotzdem beneidete ich Emerson – obwohl ich sie eigentlich verabscheute – um seine unkonventionelle, bequeme Kleidung. Die Sonne glühte von oben auf uns herab, und diese Hitze wurde vom Boden, der so hell schimmerte, daß er beinahe blendete, unerbittlich reflektiert. Schweißperlen liefen über meine Wangen, und meine Hand, die Emerson mit seinem festen Griff umschlossen hielt, fühlte sich an wie ein mit Wasser vollgesogener Wollhandschuh. Auf der rauhen, felsigen Oberfläche zu meiner Rechten bemerkte ich eine von Mr. Wilkinsons Zahlen. Es war die Nr. 19. Mir fiel ein, daß es sich dabei um das Grab eines Prinzen aus der Ramsesperiode mit einem vielsilbigen Namen handelte.
    Belzoni hatte das Grab 1817 entdeckt, aber der Eingang war jetzt fast vollständig von Geröll versperrt.
    »Halt«, befahl ich und zog Emerson zur Seite in den Schatten. »Ich möchte mit dir reden.«
    »Worüber?«
    »In erster Linie darüber, daß du mir nicht deine wahren Motive anvertraut hast. Du hast überhaupt nicht die Absicht, Howard zu besuchen. Er ist gar nicht da; wie alle vernünftigen Wissenschaftler stellt er die Arbeit während der heißesten Tageszeit ein, und es ist äußerst unhöflich, die Gräber anderer Leute ohne ihr …«
    »Ja, ja«, sagte Emerson. Er betrachtete mich. »Ist dir nicht heiß? Wen wundert’s. Warum bestehst du eigentlich darauf, ein Jackett zu tragen und dein Hemd bis zum Kinn zuzuknöpfen? Nefret ist vernünftiger: Sie hat ihres ausgezogen.«
    Mit einem Aufseufzen fuhr ich herum und war erleichtert, daß ich ihn mißverstanden hatte. Er hatte nicht ihr Hemd, sondern ihre Jacke gemeint, die David jetzt schleppte.
    Ihre Arbeitsbekleidung bestand genau wie meine aus Stiefeln, langen Hosen, Hemd und loser Jacke. Jetzt sah ihr Aufzug eher wie der von Ramses und David aus, denn sie hatte die Ärmel hochgerollt, die obersten

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