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Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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überwinden, wo die Wege bereits so alt sind wie die Gräber, die in den unwegsamen Schluchten des Tals verborgen sind.
    Die jungen Leute erwarteten uns auf der Spitze eines solchen Pfades, und wir blieben stehen, um die Aussicht zu genießen. Einige Menschen hätten sie sicherlich abstoßend und bedrohlich gefunden; soweit das Auge reichte, gab es kein Wasser, keinen Baum, keine Blume oder auch nur ein Grasbüschel. Touristengruppen, die von oben wie eine unförmige Masse wirkten, schleppten sich langsam unten durchs Tal. Die meisten von ihnen hatten sich bereits auf die Ostseite und in den Luxus ihrer Hotels begeben, aber es gab immer noch genug, die einmal das uns so vertraute Knurren »Verfluchte Touristen!« aus dem Munde von Emerson hören wollten.
    »Wohin gehen wir zuerst?« fragte Nefret.
    Die Hände in die Hüften gestemmt, überblickte Emerson die sich ihm bietende Aussicht. Ich hatte den Verdacht, daß er irgend etwas ausheckte, und wurde bestätigt, als er ganz beiläufig sagte: »Carter arbeitet immer noch am Grab der Hatschepsut, nicht wahr?«
    »Das hat er jedenfalls an jenem Abend gesagt«, erwiderte Ramses. »Die Passage scheint endlos zu sein; er hat letzte Saison bereits zweihundert Meter tief gegraben, aber es ist kein Ende in Sicht. Er hofft, daß er die Grabkammer diesen Monat erreicht, aber das bezweifle ich; der Mörtel ist so hart wie Beton. Die Männer haben mit Spitzäxten gearbeitet, und es war entsetzlich heiß.«
    Ich fragte ihn nicht, woher er das alles wußte. Vielleicht hatte er die Information von Howard. Allerdings war es wahrscheinlicher, daß er den verflixten Ort selbst aufgesucht hatte. Da ich damit nicht gerechnet hatte, hatte ich es ihm auch nicht verboten.
    »Ich schlage vor, wir riskieren einen Blick«, sagte Emerson. »Das Grab ist so entlegen und so unbekannt, daß keiner dieser verfluchten Touristen sich dort aufhalten wird.«
    Er begann als erster den Abstieg, aber Nefret war ihm dicht auf den Fersen. Ramses hatte bereits des öfteren die schmerzliche Erfahrung machen müssen, daß sich Nefret nicht helfen lassen wollte, also ließ er ihr den Vortritt und bot mir seine Hand an. Ich benötigte sie eigentlich nicht, nahm sie aber trotzdem.
    »Welche Nummer hat Hatschepsuts Grab?« fragte ich.
    »Zwanzig.«
    »Aha«, entfuhr es mir. »Ich wußte es! Dein Vater interessiert sich überhaupt nicht für Hatschepsuts Grab; er sucht nur nach Grab 20-A, das in der gleichen Gegend liegen muß. Um Himmels willen, Ramses, paß auf, wo du hintrittst.«
    Er war ausgerutscht, fing sich jedoch wieder und packte mich mit einem fast so festen Handgriff wie sein Vater. »Entschuldigung, Mutter, aber du hast mich vollkommen überrascht. Ich dachte, du wüßtest es. Es gibt kein solches Grab.«
    »Was? Aber die Gräber sind alle mit Zahlen versehen.«
    »Ja, in numerischer Reihenfolge. Mr. Wilkinson, der spätere Sir Gardiner, numerierte die ihm bekannten Gräber vor achtzig Jahren; seine beiden letzten waren Nr. 20 und Nr. 21. Monsieur Lefebure fügte der Aufstellung …«
    »Ramses«, sagte ich zähneknirschend. »Komm bitte zum Thema.«
    »Ich bemühe mich ja, das zu tun, Mutter. Äh … um mich also kurz zu fassen: Andere Gräber sind seitdem gefunden und in der Reihenfolge ihrer Entdeckung katalogisiert worden. Ich glaube, das letzte trägt die Nummer 45 und wurde im vorigen Jahr von Mr. Carter entdeckt. Es gibt keine A oder B oder irgendwelche anderen Unterkategorien.«
    Ich hielt inne. »Warte einen Augenblick. Willst du damit sagen, daß gar kein Grab mit der Nummer 20-A existiert?«
    »Nein, Mutter. Äh … ja, doch, Mutter, das wollte ich dir damit sagen. Ich hatte vermutet, daß du und Vater über das Thema gesprochen hättet. Er ist sich der Tatsache sicherlich bewußt.«
    »Ist er das wirklich?« Ich grübelte über die unterschwelligen Absichten Emersons nach. Hatte er mich absichtlich nicht aufgeklärt, damit ich unwissend blieb? Nun denn! Dank Ramses ließ sich diese Peinlichkeit jetzt vermeiden – nur wußte ich nicht, wie ich mich aus der Sache wieder herauswinden sollte. Ich fragte mich, wieso Carter mich nicht korrigiert hatte, als ich ihm die Nummer genannt hatte.
    Eine weitaus drängendere Frage schoß mir durch den Kopf. »Warum sollte uns denn dann jemand vor einem imaginären Grab warnen? Wenn es nicht existiert, können wir es ohnehin nicht finden.«
    »Ganz richtig«, sagte Ramses. »Es ist allerdings möglich, daß besagte Person andeuten wollte

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