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Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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erschlagen zu werden. Außerdem brannte ich darauf, mit der Suche nach dem verlorenen Grab anzufangen.
    Dieser Vorschlag besänftigte Nefret, und sie vergaß ihren Ärger über ihren Bruder. Mit einem strahlenden Lächeln drehte sie sich zu ihm um und sagte: »Gib mir deine Hand, Ramses, und laß uns wieder Freunde sein. Ich bin sicher, du hattest die besten Absichten, und ich wollte damit auch nicht ausdrücken, daß du etwa Angst hattest.«
    »Es freut mich, das aus deinem Munde zu hören«, sagte Ramses, verschränkte die Arme und runzelte die Stirn, als sie ihm ihre zierliche Hand darbot. »Normalerweise drückt der Begriff ›Feigling‹ etwas derartiges aus, besonders, wenn er aus Leibeskräften gebrüllt wird.«
    Nefret lachte nur ausgelassen und umarmte ihn herzlich. Doch statt sich zu besänftigen, wurde sein Gesichtsausdruck noch düsterer.
    Die Entfernung, die wir zu überbrücken hatten, war weniger als hundertfünfzig Meter in gerader Linie. Aber in dieser Schlucht gab es keine durchgängigen Wege; die Felswand war so ausgezackt wie eingeschlagene Zähne, und an ihrem Fuß türmten sich loses Geröll, Felsbrocken und immer wieder Schutthügel. Wir begannen an der Öffnung, die den Eingang zu Hatschepsuts Grab markierte, und bewegten uns am Fuß der Felswand in Richtung des Hauptwadis, stolperten, kletterten bergauf und bergab, wühlten in interessanten Vertiefungen – wir alle außer Emerson, der seine Teilnahme schlichtweg verweigert hatte. Hocherhobenen Hauptes schlenderte er parallel zu unserem beschwerlichen Weg vor sich hin. Er war gezwungen, recht langsam zu gehen, damit er mit uns auf einer Höhe blieb, und sein Vorankommen erinnerte stark an ein Militärbegräbnis, wo zwischen jedem Schritt Pausen eingelegt werden. Ich konnte es nicht lassen, eine spitze Bemerkung zu dieser Technik zu machen, die Emerson mit einem Fluch und einer Grimasse quittierte, und David, der ganz dicht neben mir ging, blickte ängstlich.
    »Ist er wütend? Habe ich etwas falsch gemacht?« Ich blieb stehen, um meine feuchte Stirn abzuwischen, und lächelte ihm aufmunternd zu. David nahm das Leben sehr ernst. Kaum verwunderlich, würden manche sagen, nach der schrecklichen Zeit, die er durchmachen mußte, bevor er zu unserer Familie stieß, aber manchmal fragte ich mich doch, ob dem Jungen ein Gespür für Humor fehlte. Das gibt es. Man muß den kulturellen Unterschieden sicherlich Rechnung tragen; auch Abdullah hatte einige Jahre gebraucht, bis er einige meiner kleinen Scherze begriffen hatte.
    »Der Professor tut so, als wäre er wütend auf mich«, erklärte ich ihm. »Achte nicht auf ihn, David.«
    Allerdings mußte man ihm Beachtung schenken, weil er plötzlich losbrüllte. »Nefret! Wie oft habe ich dir schon gesagt, daß du nicht einfach mit der Hand in eine solche Felsspalte greifen sollst? Ramses, was hast du dir eigentlich dabei gedacht, daß du so etwas zuläßt?«
    »Ich habe mir …«, begann Nefret.
    »Komm her.« Emerson war nahe dem Eingang von Grab 19 stehengeblieben. Heftig fluchend wartete er, bis wir uns alle um ihn versammelt hatten, bevor er sprach. »Schlangen und Skorpione leben in diesen Felsspalten. Sie sind nicht aggressiv, aber es ist durchaus möglich, daß sie angreifen, wenn man ihre Nester bedroht.« Stirnrunzelnd betrachtete er Ramses, der sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen verlagerte, und fragte höflich: »Langweile ich dich, Ramses?«
    »Ja, Sir«, sagte Ramses. »Jeder von uns kennt die Gefahr, die du gerade erwähnt hast. Nefret hat nur …«
    »Du solltest besser auf sie aufpassen.«
    Ramses öffnete den Mund, um etwas Passendes zu erwidern, aber Nefret, die sich gleichermaßen angegriffen fühlte kam ihm zuvor. »Ihn trifft keine Schuld! Er ist nicht für mich verantwortlich. Ich hätte es wissen müssen. Ich habe es einfach vergessen. Das wird mir nicht mehr passieren.«
    Emerson starrte seinen Sohn an. Ich glaubte, die verräterische Spur eines Zwinkerns in seinen klaren blauen Augen zu bemerken. »Hmmm, ja. Ich war ungerecht. Es war ganz und gar Nefrets Fehler, und sie hätte es wirklich wissen müssen. Wenn ich sie noch einmal bei so etwas Dummem erwische, werde ich sie ins Haus verbannen. Wohin«, fuhr er fort, »wir jetzt zurückkehren werden. Es ist spät, und wir haben noch einen langen Weg vor uns.« Niemand fühlte sich dazu berufen, ihm zu widersprechen.
    Auf mein Drängen hin nahmen wir jedoch alle noch einen erfrischenden Schluck Wasser zu uns, bevor wir uns auf

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