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Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Geld«, sagte ich. »Kein Wunder, daß sie so aufgebracht ist. Aber meine Intuition sagt mir, daß noch etwas anderes im argen liegt, irgend etwas Hinterhältigeres und Gefährlicheres als schlichter Betrug! Ich frage mich, was …«
    Erwartungsvoll hielt ich inne, aber diesmal nahm Ramses die großzügige Gelegenheit nicht wahr, um mir eine weitere Theorie zu unterbreiten. Ich vermutete, daß er sich zum ersten Mal darüber aufregte, die Sachlage so verkannt zu haben.
    »Wir müssen uns etwas überlegen, wie wir die Frau loswerden können«, bemerkte ich.
    »Das dürfte schwierig werden. Mr. Fraser ist hartnäkkig und ungeheuer dumm.«
    Diese Aussage war unhöflich, aber möglicherweise korrekt. Einen Augenblick später fügte er leise, als spräche er zu sich selbst, hinzu: »Mrs. Fraser hat ein solches Ungemach nicht verdient. Ich würde ihr gern helfen, wenn ich könnte.«
    »Du fühlst dich ihr doch hoffentlich nicht mehr schwärmerisch verbunden?«
    Ramses runzelte die Stirn. Wie bei seinem Vater waren auch seine Augenbrauen schwarz und buschig. Aber im Gegensatz zu Emersons waren seine an den Enden nach oben geschwungen. Das Resultat war ein Spiegelbild seines lächerlichen Schnurrbarts, und aus irgendeinem unerfindlichen Grund empfand ich Verärgerung.
    »Starr mich nicht so an«, sagte ich barsch. »Ich erinnere mich an keine Zusicherung, die du Mrs. Fraser gegeben hast, denn die Versprechen eines schwärmerischen kleinen Jungen sind nicht von Bedeutung. Und du bist kein kleiner Junge mehr …«
    »Danke«, erwiderte Ramses.
    »Und unterbrich mich nicht dauernd. Du bist kein kleiner Junge mehr, und ich hoffe, du besitzt genug Verstand, um nicht irgendwelche kindischen, romantischen Versprechungen zu machen, die vermutlich mehr schaden als nutzen. Wenn du eine Idee hast, solltest du sie mit mir besprechen, bevor du irgend etwas unternimmst.«
    »Vater ruft nach uns«, sagte Ramses und entfernte sich.
    Das tat er zwar, aber es war trotzdem nur ein Vorwand gewesen. Ich war mir ganz sicher, daß mir Ramses nicht alles erzählt hatte.
Wie der nachfolgende Auszug aus Manuskript H belegt, hatte Ramses seiner Mutter nicht alles erzählt:
    Die Dahabije schaukelte sanft an ihrem Ankerplatz. Die Mannschaft ruhte sich nach einem Abendessen aus Brot und Bohnen, Hammel und Linsen aus und unterhielt sich angeregt. Die Männer, die für den Vater der Flüche arbeiteten, wurden von anderen beneidet, weil sie außergewöhnlich gut verpflegt wurden – mindestens einmal pro Tag Fleisch! – und weil sie selbst dann ihren Lohn erhielten, wenn das Boot im Hafen lag. Sitt Hakims Vorträge über gesunde Ernährung, Reinlichkeit und anderen Unsinn waren nur das kleinere Übel. Sie meinte es ja nur gut, versicherten sich die Männer untereinander.
    »Sollen wir wirklich?« fragte David und sah erwartungsvoll zu dem offenen Fenster von Ramses’ Kajüte, als hoffte er, dort jeden Moment seine Adoptivtante zu erblicken, die sie beide beobachtete. »Wir haben keine Erlaubnis.«
    Ramses inspizierte sich noch einmal in dem kleinen Spiegel und bürstete seine Brauen. Sein Haar zu glätten war ein unmögliches Unterfangen; es war zwar nicht mehr so hoffnungslos gekräuselt wie in seiner Kindheit, aber es war und blieb wellig, was auch immer er damit anstellte.
    »Wir sind doch keine Kinder mehr«, sagte er energisch. »Ein Mann fragt seine Mama doch nicht jedesmal um Erlaubnis, wenn er etwas unternehmen will. Was ist denn so Schlimmes dabei, wenn wir ein paar Stunden durch Luxor bummeln?«
    David zuckte die Schultern. »Sollen wir die Katze fragen?« meinte er und versuchte, Sekhmet von seinem Hosenbein zu entfernen.
    »Dieses verrückte Vieh? Großer Gott, nein! Warum hast du sie überhaupt mitgebracht?«
    »Sie wollte mitgehen«, sagte David.
    »Du meinst, sie ist um dich herumgeschnurrt, und du konntest sie nicht loswerden.«
    »Sie mag Ausritte.« David streichelte die Katze unterm Kinn. »Warum sollte ich sie nicht mitnehmen. Sie wird nie etwas lernen, solange du ihr nichts beibringst.«
    »Man kann Katzen nichts beibringen.«
    »Die Katze Bastet …«
    »Laß die Katze los und komm«, sagte Ramses kurz angebunden.
    Der Sonnenuntergang leuchtete an diesem Abend in besonders kräftigen Farben; Wellen von durchdringendem Rosarot bis Violett schimmerten im Kielwasser des kleinen Bootes. Als es das Ostufer erreichte, lehnten sich die Ruderer zurück, rauchten und lachten, während Ramses und David die Treppen zur Straße hinaufstiegen.

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