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Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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bewältigen.«
    Er lächelte Emerson an, tätschelte meine Schulter, dann machte er sich auf. Auch er war barfuß. Das war natürlich der sicherste Weg; so bewältigten die Ägypter solche Kletteraktionen, aber ihre Füße waren auch abgehärteter als die unserer Jungen. Das hatte ich zumindest angenommen. Es war allerdings offensichtlich, daß David und auch Ramses diesen Pfad gut kannten.
    Die Ziege war wohl entschlossen, lieber dort zu bleiben, wo sie war. Ramses mußte Nefret loslassen und die blökende, zappelnde Ziege über den Abhang schleppen, bevor er sie in Davids nach oben gestreckte Arme fallen lassen konnte. Gott sei Dank war es kein besonders großes Exemplar. David packte sich das Tier unter den Arm.
    Dann machte er sich wieder an den Abstieg, und Nefret ließ zu, daß Ramses sie wieder auf den Pfad – oder was auch immer es war – zurückführte. Sie stritten sich immer noch, vermutlich weil er sie wieder gepackt hielt. Immerhin war sie klug genug, daß sie nicht versuchte, sich ihm zu entwinden. Auch wenn eine seiner Hände immer noch das Seil umschlungen hielt, war ihre Position alles andere als stabil.
    Als sie einen Punkt erreicht hatten, der sich ungefähr fünf Meter vom Boden entfernt befand, geschah das Unvermeidliche; sie rutschte aus, einer ihrer Stiefel fand keinen Halt mehr, und einen schrecklichen Augenblick lang hing sie zwischen Himmel und Erde, bis Ramses’ Arm sie wieder so fest an sich drückte, daß sie vor Schmerz aufschrie. Eilig brachte er den Abstieg hinter sich, sprang aus zwei Meter Höhe schließlich in den Schotter auf dem Boden und hielt sich dabei am Seil fest, damit er nicht hinfiel.
    Emerson, der fortwährend leise geflucht hatte, wischte sich sein schweißnasses Gesicht mit dem Hemdsärmel ab. Er hörte auf zu fluchen und sagte barsch: »Setz sie ab.«
    Nachdem Nefret seinen zornigen Gesichtsausdruck wahrgenommen hatte, umschlang sie Ramses fester. Er hielt sie immer noch so gepackt, daß ihre Füße einige Zentimeter über der Erde baumelten. Sie war völlig außer Atem, obwohl ihre abgehackte Stimme vermutlich eher auf ihr Gelächter zurückzuführen war. »Nein – bitte! Nicht, solange er so wütend ist! Beschütze mich!«
    Ein Teil dieser anrührenden Vorstellung zielte sicherlich auf Dolly Bellingham ab. Diese war aufgestanden und starrte Ramses, die Hände an ihre Gurgel gepreßt, bewundernd an. Ich fragte mich, ob ihr überhaupt klar war, wie albern sie wirkte. »Sie waren einfach großartig«, hauchte sie.
    Ramses setzte Nefret so unsanft auf dem festen Erdboden ab, daß sie in die Knie ging. »Strafe sie mit aller Härte, Vater, denn ich kann nicht reinen Gewissens zwischen ihr und deinem berechtigten Zorn stehen.« Zu Dolly gewandt, fügte er hinzu: »Ich hatte ja gar keine Ahnung, Miss Bellingham, daß sie so tierlieb sind. Es ist nett von Ihnen, daß Sie Ihr Mittagessen mit der Ziege teilen wollen.«
    Und tatsächlich hatte das intelligente Tier unsere Auseinandersetzung dazu genutzt, sich über den Picknickkorb herzumachen. Das war vermutlich das beste Futter, das es jemals bekommen hatte, und es hatte diese Chance weidlich ausgenutzt. Dolly kreischte auf und versuchte, die Ziege mit ihrem Sonnenschirm zu verjagen, und Emerson strafte seine Tochter mit aller Härte – er schloß sie nämlich fest in die Arme und drückte ihr einen Kuß auf ihren goldenen Haarschopf.
    Nachdem die Bellinghams wieder gegangen waren und Nefret die Ziege untersucht hatte – sie hatte ein gebrochenes Bein, das Nefret ganz fachmännisch schiente –, banden wir das störrische Tier an einem großen Felsen fest und öffneten unseren eigenen Picknickkorb. »Wie schade, daß den Bellinghams ihr Mittagessen entgangen ist«, meinte Nefret mit leuchtenden Augen. »Der Colonel hat es mit mehr Fassung getragen, als ich erwartet hätte«, sagte ich. »Er hat sogar gelacht.«
    »Er scheint wirklich ein echtes Interesse an der Ägyptologie zu haben«, gab Emerson murrend zu. »Er stellte mir einige interessante Fragen. Ich sagte ihm, daß er, wenn er wollte, wieder vorbeikommen könnte.«
    »Hierher?« fragte ich.
    »Wohin sonst?« erwiderte Emerson. »Wir werden voraussichtlich noch ein oder zwei Tage hiersein. Eventuell länger, wenn wir trödeln. Kommt, meine Lieben.« Ramses zögerte. »Wir könnten der Ziege noch unsere Reste geben«, schlug er vor, als ich die Essensvorräte wieder wegpacken wollte. »Welchen Namen sollen wir ihr denn geben?«
    »Warum müssen wir ihr überhaupt

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