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Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Haltung annahm. Diese Übung wurde ihm erspart; ihr Fächer fiel zu Boden, und er beeilte sich, ihn aufzuheben. Als er ihr diesen überreichte, erhielt er im Gegenzug dafür etwas ausgehändigt. Automatisch umschloß er mit seinen Fingern das zusammengefaltete kleine Stück Papier, und Dolly wandte sich ab.
    Die Frau ging zaghaft auf sie zu. Dolly blieb weder stehen, noch würdigte sie diese eines Blickes oder sprach mit ihr. Hocherhobenen Hauptes stolzierte sie in Richtung Speiseraum, und die andere Frau lief ihr nach wie ein gut abgerichteter Hund.
    »Ist sie eine Gouvernante oder eine Leibwächterin?« fragte Ramses. »Oder eine Sklavin?«
    Bei Colonel Bellingham war jegliche Ironie fehl am Platz. »Sie ist keine besonders gute Leibwächterin, aber sie war die einzige, die ich finden konnte – eine Engländerin, die in einer Mädchenschule in Kairo unterrichtet. Zumindest ist sie eine Dame, und sie weiß, daß sie Dolly nicht aus den Augen lassen darf. Professor Emerson wollte mir nicht glauben, als ich ihm erzählte, daß Dolly in Gefahr ist. Vielleicht hat er ja zwischenzeitlich seine Meinung geändert.«
    »Zweifellos.« Ramses strich sich mit einer Hand über seine Wange. Die meisten Kratzer waren verheilt, aber die Narben waren immer noch sichtbar. »Allerdings bleibt seine Meinung, was seine Verantwortlichkeit in dieser Sache anbelangt, unverändert, Sir. Um es einmal so freimütig auszudrücken, wie er es tun würde – was, zum Teufel, geht uns Ihre Tochter an?«
    »Man hätte erwartet, daß die Sicherheit einer jungen Dame jeden Gentleman etwas angehen müßte.«
    »Sollte ich mich in ihrer Nähe befinden, wenn sie das nächste Mal angegriffen wird, werde ich das Richtige tun«, sagte Ramses. »Sie wollen mir doch hoffentlich nicht vorschlagen, die Rolle eines Leibwächters zu übernehmen? Selbst eine Erziehung, die so … äh … ungewöhnlich ist wie die meine, würde eine solche Vereinbarung als ungehörig ansehen.«
    Die behandschuhte Hand des Colonels legte sich fester um seinen Stock. »Sie sind unverschämt, Sir!«
    »Das würde meine Mutter aber gar nicht gerne hören«, sagte Ramses. »Nun, wenn Sie uns bitte entschuldigen – die Verabredung, die ich bereits erwähnte.«
    Bellingham drehte sich auf dem Absatz um und verschwand.
    »Du warst sehr grob zu ihm«, sagte David voller Bewunderung.
    »Das hoffe ich.« Ramses atmete tief aus. »Er hat dich übersehen, als wärest du ein Möbelstück, und besaß auch noch die Frechheit, meine Mutter zu kritisieren, daß sie mich schlecht erzogen hätte! Dabei ist seine Tochter …«
    »Sie ist sehr hübsch.«
    »Wie eine giftige Blüte. Die kleine Hexe hat ihren Vater angelogen, mich verantwortlich gemacht und auch noch gehofft, daß ich ihr den Rücken stärke!« Er faltete das Stück Papier auseinander.
    »Was ist das?« fragte David.
    »Eine Bitte, so würdest du es vermutlich ausdrücken. ›Komm um Mitternacht in den Garten.‹ Sie hat eine Vorliebe für dunkle Parks, nicht wahr?«
    »Hast du vor, sie dort zu treffen?«
    »Großer Gott, nein!« Er zerknüllte die Notiz und steckte sie in seine Jackentasche. »Sie hat mir schon genug Ärger eingehandelt. Ich frage mich, wie sie ihrem Wachhund entkommen will. Natürlich zweifle ich nicht daran, daß ihr das irgendwie gelingen wird.«
    »Hast du eine Vermutung, wie es ihr gelungen ist, die Notiz zu verfassen?« fragte David interessiert. »Sie konnte doch nicht ahnen, daß du hier sein würdest.«
    »Zweifelsohne trägt sie immer eine mit sich herum für den Fall, daß ihr ein Opfer über den Weg läuft. Irgendein Opfer.« Ramses blickte auf seine Uhr. »Ich frage mich, wo Mrs. Fraser nur bleibt. Ich will hier wieder weg, bevor …«
    Sie kam so rasch und leise, daß er sie erst bemerkte, als sie ihre Hand auf die seine legte. »Ist das immer noch die gleiche Uhr, die ich dir vor all den Jahren geschenkt habe?« fragte sie leise. »Ich bin überwältigt, Ramses, daß du sie jeder anderen vorziehst.«
    Er hatte sich ein paar würdevolle nette Worte als Reaktion auf ihre Begrüßung zurechtgelegt. Aber das war nicht die Begrüßung, die er erwartet hatte. Sie sah auch nicht so aus, wie er es erwartet hatte. Ihr zartrosafarbenes Kleid gab ihre weißen Schultern frei und fiel weichfließend zu Boden, ihr Gesicht wurde von einer leichten Röte überzogen.
    »Äh … ja. Ich möchte sagen – ein Geschenk von einem Freund, ist, wenn auch unverdient, selbstverständlich …« Er gab den Versuch auf, ein

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