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Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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durch.«
    »Na, na, meine Lieben, nicht so hitzig«, meinte Cyrus sichtlich amüsiert. »Der Colonel ist doch kein Blaubart. Er hat mehrere tragische Verluste erlitten, aber sie folgten alle dem Verlauf der Natur, um es einmal so zu sagen. Außer …«
    Selbstzufrieden betrachtete er Nefret, die sich nach vorn beugte, ihre Ellbogen auf der Tischplatte aufstützte und ihn mit ihren blauen Augen fixierte.
    »Heißt das, daß seine Frauen im Kindbett gestorben sind?« fragte sie. »Wieviele von ihnen?«
    »Zwei. Nur zwei von ihnen.« Cyrus zog sein Taschenbuch heraus und wischte sich die Stirn. »Ich bitte Sie, ich wollte ein solches Thema nicht vor den Damen ansprechen.«
    »Frauen sind nicht so zartbesaitet, als daß sie nicht die Erfahrungen der Geburt kennen«, sagte ich ironisch. »Warum sollten sie nicht darüber sprechen oder diskutieren? Nefret ist fortschrittlich erzogen worden, Cyrus, und ich behaupte, daß sie mehr über dieses Thema weiß als Sie. Trotzdem, Sie können uns nicht verlassen und das vielsagende Wort ›außer‹ einfach so im Raum stehen lassen. Außer wem?«
    »Nun, wenn Sie meinen, daß es angebracht ist.« Er warf Nefret einen weiteren zweifelhaften Blick zu. Sie lächelte ihm aufmunternd zu. »Ich dachte, Sie hätten bereits davon erfahren«, fuhr Cyrus fort. »Es war wochenlang das Stadtgespräch von Kairo. Aber vielleicht – nun, sicherlich, Sie waren in jenem Jahr im Sudan. Als Sie zurückkehrten, gab es wieder ein neues Thema. Wie das normalerweise so ist.«
    »Fahren Sie fort«, drängte ich.
    Cyrus zuckte die Schultern und berichtete den Klatsch, den er so liebte. »Sie waren hier auf ihrer Hochzeitsreise – der Colonel und seine neue Ehefrau. Die vierte, und sie war einige Jahre jünger als er. Nun, Ma’am, sie ist ausgerissen und mit seinem Sekretär durchgebrannt. So bezeichnete sich der Kerl jedenfalls; habe nie gesehen, daß er irgendwelche Briefe geschrieben hat, aber er wich dem Colonel Tag und Nacht nicht von der Seite und tanzte stets nach dessen Pfeife.«
    »War er Ägypter?« fragte ich.
    »Seinem Akzent nach zu urteilen, war er Amerikaner. Sein Name war … lassen Sie mich kurz überlegen … ja, richtig, sein Name war Dutton Scudder. Keine Ahnung, wo Bellingham den aufgelesen hatte. Ich glaube, er arbeitete noch nicht lange für ihn. Nett aussehender junger Kerl, nicht die Sorte, von der man annähme, daß sie mit jungen Ehefrauen durchbrennt.«
    »Eine plötzliche, unerklärliche Leidenschaft«, murmelte ich.
    »Vielleicht gar nicht so unerklärlich.« Ramses schwieg – für seine Verhältnisse – lange.
    »Nein.« Nefret hatte an ihren Fingern nachgezählt. »Das war vor fünf Jahren, und selbst da war der Colonel schon ein alter Mann. Wie alt war sie eigentlich?«
    »Jetzt reicht’s!« Emerson hieb mit der Faust auf den Tisch. »Amelia, es überrascht mich, daß du eine solche Diskussion hier am Tisch zuläßt – und das auch noch im Beisein von Nefret! Großer Gott, ich hätte die Sitte beibehalten sollen, daß sich die Damen nach Tisch in den Salon zurückzuziehen haben!«
    »Damit Ihr Männer rauchen und Portwein trinken könnt und euch dabei schlüpfrige Geschichten erzählt?« Ich erhob mich. »Komm, Nefret, wir sind entlassen.«
    David beeilte sich, ihren Stuhl zurückzuschieben. Seite an Seite und mit unendlicher Würde schwebten wir aus dem Zimmer – allerdings gefolgt von den Männern, die etwas verwirrt aussahen. Nefret konnte nur mühsam ihr Lachen unterdrücken.
    »Gut gemacht, Tante Amelia«, flüsterte sie.
    Allerdings stimmte sie Emersons Bitte, für uns zu singen, rasch zu und tätschelte ihm entschuldigend die Wange, als sie an seinem Stuhl vorüberging. Wir hatten das Klavier im letzten Jahr auf der Dahabije mitgebracht; wir alle lieben Musik, und es war angenehm, sich nach einem harten Arbeitstag zu entspannen und ihrer schönen, ungeschulten Stimme zu lauschen. Gerade weil sie so natürlich klang, fand ich sie um so hübscher.
    »Nun, das ist ja geradezu vollkommen«, erklärte Cyrus, Zigarre in der einen, Brandyglas in der anderen Hand, die langen Beine ausgestreckt und die Katze auf seinem Schoß. Außer der Beleuchtung auf dem Klavier hatte ich alle weiteren Lampen gelöscht, und die warme, dunstige ägyptische Nacht hüllte uns ein. »Wie wär’s mit einigen der alten Favoriten, Miss Nefret, meine Liebe?«
    Also brachte sie für uns »Drink to Me Only« und »Londonderry Air«, die sie mit der unbekümmerten Stimme eines Vögelchens

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