Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
fehlende romantische Element war der Duft von Jasmin, der mich umfangen hätte, wenn Abdullah meine Kletterpflanzen gegossen hätte.
    Ich brauchte diese Zeit des Alleinseins, denn ich mußte ernsthaft nachdenken. Irgend etwas war mir schon die ganzen letzten Tage durch den Kopf gegangen. Es hing nicht mit den Bellinghams zusammen, dachte ich, und auch nicht mit der armen Enid. Es hatte mit Grab 20-A zu tun.
    Emerson war davon überzeugt, daß ihm jemand einen Streich spielte. Einige seiner Rivalen, die ihren Spaß daran hätten, ihn zu beobachten, wie er endlos und ergebnislos nach einem Grab forschte, das nicht existierte, aber ich glaubte nicht, daß irgendeine unserer archäologischen Bekanntschaften einen solch kindischen Trick einsetzen würde. (Außer vielleicht Mr. Budge vom Britischen Museum. Er war sicherlich boshaft genug, aber ich hatte meine Zweifel daran, daß er überhaupt soviel Phantasie besaß.)
    Nein, es handelte sich nicht um einen Streich. Es gab ein solches Grab, und es mußte etwas enthalten, von dem unser mysteriöser Informant wollte, daß wir es fanden. Wer, wie – und warum? Das Wie und Warum mußten warten; dafür gab es zu viele Möglichkeiten. Aber was das Wer anbetraf … Ein Name – ein Beiname – kam mir unweigerlich in den Sinn.
    Ein starker, muskulöser Arm umschlang meine Taille.
    »Verflucht, Emerson. Ich wünschte, du würdest dich nicht so von hinten an mich heranschleichen«, sagte ich.
    »Doch. Woran denkst du hier draußen so allein?«
    Ich schwieg. Nach einem kurzen Augenblick meinte Emerson: »Soll ich dir sagen, woran du denkst?«
    »Raten, meinst du wohl.«
    »Nein, meine Liebe. Dafür kenne ich dich einfach zu gut.«
    »Geheimnisse sind dein Lebenselixir«, fuhr Emerson fort. »Du kannst Hinweisen auf ein verborgenes Grab genausowenig widerstehen wie andere Frauen neuen Hüten. Diese Mitteilungen waren an mich gerichtet, aber der Sender muß sich darüber im klaren gewesen sein, daß du sie lesen würdest, denn es ist mir noch nie gelungen, irgend etwas vor dir zu verheimlichen. Ein Name kommt mir unverzüglich in den Sinn – oder um genauer zu sein, eine Aufzählung verfluchter Decknamen. Der Meisterverbrecher, das Genie des Verbrechens …«
    »Sethos ist tot.«
    »Er ist nicht tot.« Emerson wirbelte mich herum und packte mich an den Schultern. »Du weißt, daß er nicht tot ist. Wie lange weißt du das schon, Peabody?«
    Unerschütterlich erwiderte ich seinen Blick. »Emerson, du hast mir geschworen, du wolltest diesen Mann nie wieder erwähnen.«
    »So etwas habe ich niemals geschworen! Was ich geschworen habe, war …« Er seufzte laut und nahm mich in die Arme. »Mein Liebling, ich habe geschworen, ich würde niemals an deiner Liebe zweifeln. Das werde ich auch niemals tun! Aber ich werde meine Eifersucht gegenüber diesem Bastard niemals verwinden können, solange ich nicht mit eigenen Augen sehe, daß er drei Meter unter der Erde liegt! Und solange ich ihn nicht selbst begraben habe! Peabody, sag irgendwas. Sag mir, daß du mir verzeihst.«
    Ein Schrei entfuhr mir. Emerson lockerte sofort seinen Griff.
    »Entschuldige, meine Liebe. Habe ich dir weh getan?«
    »Ja. Aber das macht nichts.« Ich lehnte meinen Kopf an seine Brust, und er zog mich fest an sich, dabei achtete er sorgfältig auf meine lädierten Rippen.
    »Ich tue alles für dich«, murmelte er und strich mit seinen Lippen über meine Schläfen.
    »Emerson, wenn du glaubst, daß deine romantischen Anwandlungen eine ausreichende Entschädigung für …«
    »Meine romantischen Anwandlungen, Peabody, sind deine Pflicht und mein Vergnügen. Angenommen, ich finde das verdammte Grab für dich. Würde dich das für meine sinnlosen Verdächtigungen und deine verstauchten Rippen entschädigen?«
    Wenn Sie, werter Leser, weiblichen Geschlechts sind, sind sie sich vollkommen im klaren über das Motiv, das sich hinter seinem großzügigen Angebot verbarg. (Wenn Sie dem anderen Geschlecht angehören, wissen Sie es selbstverständlich auch, würden es aber niemals zugeben.) Emerson langweilte sich mit seinen abseitigen Gräbern zu Tode, aber er war zu eigensinnig, um zuzugeben, daß er innerlich darauf brannte, diesen geheimnisvollen Botschaften nachzugehen. Der Vorwand, mir damit einen Gefallen zu tun, bot ihm eine Rechtfertigung, das tun zu können, was er eigentlich tun wollte.
    »Du bist so gut zu mir, Emerson«, murmelte ich und kuschelte mich in seine Arme.
5. Kapitel
In den meisten Menschen steckt tief

Weitere Kostenlose Bücher