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Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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verborgen der Hang zu primitiver Grausamkeit.
    Tatsächlich glaubte ich nicht, daß sich unser alter Feind, der Meisterverbrecher, hinter dem Geheimnis von Grab 20-A verbarg; der Sache fehlte einfach seine Federführung, sein umtriebiger Wagemut und sein Flair.
    Ich kannte Sethos gut. Zu gut, würde Emerson sagen; meine seltsame Beziehung zu diesem brillanten, gequälten Mann war die Ursache für Emersons Eifersucht. Es hatte nichts mit Liebe zu tun, zumindest nicht von meiner Seite. Mein Herz gehörte und wird immer Emerson gehören. Allerdings glaube ich nicht, daß die Erwähnung dieser Fakten Emerson beruhigen würde, und ich war nicht gewillt, über Sethos’ augenblicklichen Aufenthalt oder seine möglichen Aktivitäten mit Emerson – oder irgend jemand anderem – zu diskutieren.
    Am nächsten Morgen war er – Emerson, meine ich – bester Laune. Das war auch nicht anders zu erwarten, denn schließlich hatte er sich durchgesetzt und konnte dennoch vorgeben, daß er alles nur für mich tat.
    Während des Frühstücks gab er seine Absichten nicht preis, aber ich hörte zufällig, wie er vertraulich mit Ramses auf der Veranda plauderte, als Nefret ihren Hut holen wollte. »Deine Mama wird nicht in der Lage sein, sich auf sinnvolle Arbeit zu konzentrieren, solange wir nicht ihrer kleinen Bitte entsprochen haben. Deshalb werden wir einen Tag lang auf die Suche nach ihrem imaginären Grab 20-A gehen.«
    »Das ist nett von dir, Vater«, sagte Ramses mit fester, unbeeindruckter Stimme.
    »Nun, meine Junge, so geht man mit Frauen um, weißt du. Hier und da eine kleine Konzession an ihre Wünsche kann nicht schaden und sorgt für gute Laune. Das ist das Mindeste, was ein Mann tun kann.«
    Ramses fragte: »Wird sich Monsieur Maspero nicht dagegen widersetzen, wenn du nach diesem – äh – imaginären Grab suchen willst, Vater? Die Bedingungen deiner Grabungslizenz beschränken dich auf bekannte Grabstätten.«
    »Dieses Grab ist, wenn es denn existiert, bekannt – zumindest irgend jemandem.« Diese unterschwellige Spitzfindigkeit, die Ramses alle Ehre gemacht hätte, entlockte meinem Sohn ein zustimmendes Gemurmel, und Emerson, der nicht im mindesten die Absicht gehabt hatte, sich jemals an seine Grabungslizenz zu halten, fuhr fort: »Das Allerwichtigste ist, deiner lieben Mama zu gefallen. Beiderseitiges Verständnis ist die einzig mögliche Basis für eine erfolgreiche Ehe.«
    »Das werde ich mir merken, Vater.«
    Mit einem leisen Hüsteln kündigte ich meine Gegenwart an. Emerson klappte sein Notizbuch zu und verschwand. Ramses blickte mich an und wartete höflich, ob ich dem etwas hinzufügen wollte. Ich wollte nicht. Wie Emerson es bereits treffend formuliert hatte: Beiderseitiges Verständnis ist die einzig mögliche Basis für eine erfolgreiche Ehe.
    Eine Gruppe unserer Männer war aus Gurneh gekommen, um sich uns anzuschließen, und während wir über das Plateau in Richtung Tal marschierten, gab Emerson Abdullah seine Anweisungen. Abdullah wirkte keineswegs überrascht, als Emerson ihn anwies, Selim und einige der anderen zu Grab 21 zu schicken und es zu verschließen, aber er warf mir stirnrunzelnd einen verstohlenen Blick zu, als Emerson einen Augenblick lang wegsah.
    Ich nickte. Abdullah nickte. Er schien sich zu amüsieren. Gehorsam trotteten wir hinter Emerson her, als dieser den Weg in das Seitental einschlug, das wir bereits am ersten Tag besucht hatten. Diesmal waren wir nicht allein.
    Stimmen und Arbeitslärm drangen von dem entfernten Ausläufer, wo sich Hatschepsuts Grab befand, und als wir weitermarschierten, trafen wir auf einen der Arbeiter, der einen gefüllten Korb auf der Schulter trug. Emerson, der Ägypter normalerweise höflicher behandelt als seine englischen Landsleute, begrüßte ihn mit einem dröhnenden Salam aleikum, der Fremde murmelte irgendeine Antwort und eilte dann an uns vorbei in Richtung des Wadiausgangs.
    »Mr. Carter scheint seine Leute heute hart ranzunehmen«, bemerkte Nefret. »Normalerweise sind sie immer zu einem Schwätzchen aufgelegt.«
    Emerson blieb stehen. »Hmhm«, sagte er.
    »Was ist denn?« fragte ich.
    »Nefret hat recht. Der Bursche war zu sehr in Eile.
    Und warum sollte er so weit gehen, um seinen Korb auszuleeren?«
    Vorsichtig von einer Seite zur anderen blickend, ging er langsam weiter, aber es war Ramses, der den Gegenstand als erster entdeckte, der kerzengerade im Schutt am Fuß der Klippe steckte.
    »Das ist nur ein Stock oder ein abgebrochener

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