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Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Ast«, meinte ich.
    »Ein abgebrochener Ast, und das hier?« fragte Emerson.
    Aber genau das war es, was da aus dem losen Schotter hervorstach. Es war sorgfältig von Zweigen und Laub befreit worden, so daß es einem kräftigen Spazierstock ähnelte. Wir blickten den harmlosen Gegenstand so mißtrauisch an, als handelte es sich um eine Giftschlange.
    Emerson sprach als erster. »Das ist einfach zuviel. Verflucht! Versucht der Kerl, mich zu beleidigen?«
    »Glaubst du denn, daß er eine Markierung darstellen soll?« fragte ich.
    »Was soll er denn sonst darstellen? Verflucht und zugenäht«, fügte Emerson mit entsprechendem Nachdruck hinzu.
    Nefrets Gesicht war vor Aufregung gerötet. »Laßt uns anfangen zu graben!«
    »Hol mich der Teufel, wenn ich das tue«, fluchte Emerson.
    »Also, Emerson, sei nicht kindisch«, sagte ich. »Was meinst du, Abdullah?«
    Der alte Mann überprüfte die Umgebung. Dann sagte er langsam: »Da ist irgend etwas. Das Gestein ist hier anders; es ist aufgewühlt worden.«
    »Also dann, an die Arbeit«, sagte ich und musterte Emerson. Er wandte mir seinen Rücken zu und verschränkte die Arme, widersprach der Anweisung jedoch nicht.
    Die Männer fingen dort an zu graben, wo Abdullah hingedeutet hatte. Es wurde bald ersichtlich, daß in dieser Gegend vor nicht allzu langer Zeit etwas gesucht worden war; die Felsbrocken waren lose und ließen sich leicht bewegen. Nur kurze Zeit später sah ich unter mir das Fundament einer Öffnung.
    »Guten Morgen!« ertönte eine gutgelaunte Stimme. Als ich mich umdrehte, sah ich, wie Howard Carter auf uns zuschlenderte. »Einer meiner Männer hat mir gesagt, daß Sie hier sind«, fuhr er fort. »Es hätte mir klar sein müssen, daß Sie irgend etwas finden, daß ich übersehen habe, als ich dieses Wadi in der letzten Saison untersuchte. Aber …« Er lehnte sich über die Ausgrabung und blickte nach unten. »Aber es ist leider nur ein weiteres nichtssagendes und anonymes Grab. Sie haben keine Stufen entdeckt?«
    »Bislang nicht«, sagte Ramses. »Allerdings …« Er ließ sich in das Loch hineingleiten, das ungefähr so tief war wie er lang. »Allerdings gibt es hier eine Holztür.«
    »Unmöglich«, rief Howard. »Die Ägypter verwendeten zwar Holztüren in manchen Gräbern, aber diese hier …«
    »… ist nicht alt«, unterbrach ihn Ramses. »Sie scheint aus einzelnen Latten zusammengefügt worden zu sein. Ich glaube, ich kann eine von ihnen entfernen, wenn Sie, Mr. Carter, Sir, mir einmal das Stemmeisen neben Ihrem Fuß herunterreichen.«
    »Moment mal«, sagte Emerson. »Bist du sicher, daß die Tür neueren Ursprungs ist?«
    Ramses reckte sich hoch. »Ja, Sir. Moderne Werkzeuge wurden dabei zu Hilfe genommen. Das kann man ganz klar erkennen.«
    »Paß trotzdem auf.« Emerson reichte ihm das Stemmeisen mit einer Hand und legte die andere fest auf Nefrets Schulter. »Da unten ist nicht genug Platz für dich, Nefret. Du mußt genauso warten wie wir anderen.«
    Wir brauchten nicht lange zu warten. Das Holzstück löste sich mit einem Krachen und einem Kommentar von Ramses – »Eisennägel, Vater« –, und nachdem er eine der Kerzen angezündet hatte, die er in seiner Jackentasche trug, steckte Ramses seinen Kopf durch die Öffnung.
    »Nun?« bohrte Nefret.
    Ramses antwortete nicht gleich. Nach einer langen Pause sagte er: »Merkwürdig. In der Tat, sehr merkwürdig.«
    »Was ist merkwürdig?« drängte Nefret. »Zum Teufel mit dir, Ramses!«
    Ramses wandte seinen Kopf um. »Da unten ist eine Mumie.«
    »Was ist daran so merkwürdig?« fragte ich. »In Gräbern werden oft Mumien gefunden. Es ist Sinn und Zweck solcher Grabstätten, daß sie eine oder mehrere Mumien enthalten.«
    »Ganz richtig«, sagte Howard lachend. »Ich fand zwei davon während der letzten Saison in dem winzigen Grab dahinten.«
    »Hatten sie langes goldenes Haar?« fragte Ramses.
    Wenn er erwartete, daß er damit Eindruck machte, hatte er sich getäuscht – zumindest vorläufig. Howard lachte erneut. »Ja, in der Tat. Der Goldschimmer war selbstverständlich ein Ergebnis der Einbalsamierungsmittel auf altersbedingtes graues Haar.«
    Ramses griff nach der Hand, die ihm Emerson hinhielt, und kletterte zurück auf den felsigen Weg. Er wirkte äußerst rätselhaft. »Ich fürchte, Mr. Carter, daß die beiden Fälle nichts Gemeinsames haben. Diese Dame war weder betagt, noch ist ihre Umhüllung älteren Ursprungs.«
    Emerson sah ihn lange an, sagte aber nichts. Howard lächelte

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