Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
entfernten das Geröll.
    Unter den losen Steinen befanden sich zwölf Stufen, die in regelmäßigen Abständen in den Felsen gehauen waren. Die Männer hätten sie in Kürze freilegen können, wenn Emerson nicht darauf bestanden hätte, daß wir jeden Krümel Schutt untersuchten. Das war eine seiner unumstößlichen Regeln, aber in diesem Fall hatte er auch noch einen weiteren Grund. Der Mörder hatte vielleicht einen Hinweis hinterlassen.
    »Welcher Mörder?« fragte Emerson, nachdem ich ihn darauf angesprochen hatte. »Wir haben überhaupt keinen Beweis dafür, daß ein Verbrechen begangen wurde.«
    »Ach, das soll wohl deine Entschuldigung dafür sein, warum du nicht umgehend die Polizei eingeschaltet hast.«
    »Zum Teufel mit den Entschuldigungen«, sagte Emerson. »Im Augenblick wissen wir nur, daß sich in diesem kleinen Grab etwas befindet, was wie ein mumifizierter Körper aussieht. Vielleicht ist er alt, vielleicht aber auch nicht; vielleicht ist es ein menschlicher Körper, vielleicht nicht. Vielleicht handelt es sich dabei sogar um den perversen Scherz eines Touristen oder eines meiner Widersacher. Einige dieser Wissenschaftler – ich nenne keine Namen, Peabody, aber du weißt, wen ich damit meine – würden nichts lieber sehen, als daß ich mich wegen einer Vogelscheuche oder eines toten Schafs zum Narren machte. Wallis Budge beispielsweise …«
    »Ja, mein Lieber«, sagte ich einlenkend. Wenn Emerson das Thema wissenschaftliche Widersacher erwähnt, und hier im besonderen Wallis Budge, die Verwalterin der ägyptischen Kunstschätze im Britischen Museum, wird es Zeit, ihn zu bremsen. »Du hast recht. Wir dürfen nicht voreilig Schlüsse ziehen.«
    »Ha«, sagte Emerson.
    Er schien irgendwie aufgebracht zu sein, deshalb schloß ich mich Nefret an, die die im Schutt gefundenen Objekte begutachtete. Es war beileibe keine beeindrukkende Sammlung – Knochensplitter und Tonscherben.
    »Tierknochen?« fragte ich und begutachtete ein Knochenstück.
    Nefret betrachtete den Knochen stirnrunzelnd und legte ihn beiseite. »Mit Sicherheit nicht von einem Menschen. Vielleicht von einer Ziege.«
    Es war die heißeste, zermürbendste Zeit des Tages. Die trockene Luft war beinahe windstill. Der Himmel erhob sich in fahlem Blau über uns. Es fiel mir schwer, meine Augen offenzuhalten, besonders, da die Sammlung kein einziges interessantes Stück aufwies, nicht einmal einen Hemdknopf.
    Nach einer Weile wurde ich von Emerson aus meinem dösenden Zustand aufgeschreckt. Er ließ sich neben mich sinken, wischte sich mit dem Hemdsärmel über seine feuchte Stirn und fragte, ob es noch Tee gäbe. Ich bat ihn weder, sein Taschentuch zu benutzen, noch fragte ich, was aus seinem Tropenhelm geworden war. Ich weiß genau, daß Emerson jeden Morgen seinen Helm auf dem Kopf trägt und ein blütenweißes Taschentuch in der Tasche. Gegen Nachmittag hat er normalerweise beides verlegt.
    »Du hörst also auf zu arbeiten?« fragte ich, denn Ramses hatte sich zu uns gesellt und die Männer ihre Schaufeln und Körbe beiseite gelegt.
    »Nur vorübergehend«, sagte Emerson. »Irgend etwas Seltsames passiert da.«
    Als ich in die von ihm angedeutete Richtung blickte, begriff ich, was er meinte. Am Spätnachmittag waren die meisten Touristen normalerweise in ihre Hotels zurückgekehrt, und die Ägypter beendeten ihre Arbeit. Doch die Menge von Beobachtern, die unsere Männer auf Abstand hielten, schien größer geworden zu sein, und nicht nur ein, sondern zwei Reiseführer redeten um die Wette.
    »… der berühmte Professor Emerson und seine Familie … un sépulcre nouveau … was wird wohl enthüllt werden, wenn diese Tür sich öffnet … trésor d’or magnifique …«
    Der letzte Satz war zuviel für Emerson, der auf die Füße sprang und die Hände zu Fäusten ballte. Ich bekam ihn an seinem Stiefelabsatz zu fassen.
    »Setz dich, Emerson, um Himmels willen. Das ist die Kehrseite deiner Reputation«, fügte ich hinzu, als Emerson, der wie ein Donnerwetter fluchte, wieder seinen Platz einnahm.
    Ich reichte ihm ein Glas Tee. »Unsere letzte Entdekkung hat in allen Zeitungen der westlichen Welt für Schlagzeilen gesorgt. Die armen, unwissenden Gestalten erwarten etwas ähnlich Sensationelles. Aber ich frage mich, wie sich die Neuigkeit so schnell verbreiten konnte.«
    »Durch Daoud vermutlich«, sagte Ramses. »Ihr wißt, wie gern er ausschweifende Geschichten erzählt. Aber es hätte auch jeder andere oder sogar einer von Mr. Carters

Weitere Kostenlose Bücher