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Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses

Titel: Amelia Peabody 09: Ein Rätsel für Ramses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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hatte die Frau blondes Haar und die Robe war azurblau, was unter Vorbehalt darauf schließen läßt, das es ihr wirklich gehörte.« Als ich seinen verwirrten Gesichtsausdruck bemerkte, erklärte ich: »Blau ist eine Farbe, die Blondinen bevorzugen.«
    »Sie sind erstaunlich, Mrs. Emerson!«
    Der lange Marsch und die Aufregung über die Entdekkung hatten meinen Appetit angeregt. Also wickelte ich noch ein Tomatensandwich aus.
    »Das Problem von euch Männern ist doch, daß ihr ›Frauensachen‹ für unwichtig haltet und nicht ernst nehmt. Es würden wesentlich mehr Verbrechen bei Scotland Yard aufgeklärt, wenn dort eine Frau an der Spitze säße!«
    Als Emerson zurückkehrte, wurde er von weiteren uns treu ergebenen Arbeitern sowie mehreren Fremden begleitet, von denen einige Touristen zu sein schienen. Von seinen lautstarken Flüchen angewidert, ergriffen verschiedene die Flucht, aber die meisten ließen sich in einiger Entfernung nieder und wollten uns beobachten. Picknickkörbe wurden ausgepackt, und einer der Dragomane fing an, seiner Gruppe in schauderhafter Sprache einen Vortrag zu halten. »Meine Dame und Herren, hier sind die Archaeologer sehr ausgezeichnet, Herr Professor Emerson, sogennant Vater des Fluchen, und ihre Frau …«
    »Ignorier sie einfach, Emerson«, sagte ich zu meinem wutschnaubenden Ehemann. »Je mehr Aufhebens du darum machst, um so stärker sind sie davon überzeugt, daß wir eine bedeutende Entdeckung gemacht haben. Laßt uns alle etwas essen. Wenn wir nichts weiter tun als essen, werden sich die verdammten Touristen bald langweilen und verschwinden.«
    Die anderen hatten sich um uns versammelt und warteten auf Anweisungen. Nach einem Augenblick der Überlegung nickte Emerson zustimmend. »Hast wie immer recht, Peabody. Wir gönnen uns zwanzig Minuten. Aber wir müssen das verfluchte – äh – das arme Ding noch heute da unten rausholen. Gegen Abend wird das Gerücht eines kostbaren Fundes jeden Grabräuber an der Westküste erreicht haben.« Er drehte sich um und fixierte einen solchen Grabräuber – ein jüngeres Mitglied der berüchtigten Abd er Rassul-Familie, der ihn hemmungslos angrinste –, und dann blickte er weiter zu Howard Carter.
    »Warum hängen Sie denn noch hier rum? Haben Sie keine eigene Ausgrabung zu überwachen?«
    »Er möchte doch nur helfen«, erklärte ich. »Außerdem, Emerson, ist er Hauptinspektor für Oberägypten. Er hat allen Grund, hierzusein, besonders im Hinblick auf die ungewöhnlichen Umstände.«
    »Hmhm«, meinte Emerson und nahm sich eine Tasse Tee.
    Howard warf mir einen dankbaren Blick zu. »Ungewöhnlich ist kaum der treffende Ausdruck. Mrs. Emerson sagte mir, daß die Verblichene neueren Datums ist – ihrer Meinung nach noch keine zehn Jahre tot.«
    »Sprechen Sie leise«, brummte Emerson.
    »Wie kamst du zu dem Schluß, Mutter?« fragte Ramses.
    Ich schwieg vorsichtshalber, während Howard wiederholte, was ich ihm erzählt hatte. Es verschaffte mir große Genugtuung, Emersons Gesichtsausdruck zu beobachten. Er hatte sich schon immer über mein Interesse an Mode amüsiert. Deshalb fühlte er sich auch jetzt verpflichtet, Zweifel an meiner Theorie zu äußern.
    »Mal wieder voreilige Schlüsse gezogen, Peabody. Der Stoff ist vielleicht neu, aber …«
    »Vater, ich glaube, wir sollten ihre Schlüsse akzeptieren«, sagte Ramses. »Zumindest unter Vorbehalt.«
    »Ich schätze deinen guten Willen, Ramses«, sagte ich. »Wie könnt ihr das alles nur so gleichmütig diskutieren?« fragte Nefret und sprang auf. Ihre Wangen waren etwas blasser geworden, und ihre Augen funkelten zornig. »Es ist entsetzlich! Wir sollten sie auf der Stelle da unten rausholen.«
    »Wenn sie zehn Jahre da unten liegen konnte, machen ein paar Stunden mehr auch nichts aus«, erwiderte Emerson. »Du solltest Distanz wahren, Nefret, sonst wirst du nie eine gute Archäologin.«
    »Vermutlich sollte ich Ramses nacheifern«, sagte das Mädchen zornig. »Er ist Gefühlen gegenüber völlig gleichgültig.«
    Das hätte man sicherlich vermuten können. Im Schneidersitz auf der Erde hockend, Brot und Käse in sich hineinstopfend, hob Ramses lediglich eine Augenbraue und aß weiter.
    Die Zuschauer gingen nicht. Die Anzahl gaffender Beobachter hatte sich sogar noch erhöht, und Emerson erklärte, daß ein längerer Aufschub nicht sinnvoll sei. Ibrahim, der Zimmermann, nagelte die Bretter zusammen, die er mitgebracht hatte, und die Männer machten sich wieder an die Arbeit und

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