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Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor

Titel: Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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ziemlicher Sicherheit mußte es sich um Echnaton gehandelt haben. Die Feinde dieses ketzerischen Pharaos, die entschlossen gewesen waren, seine Erinnerungen und seine Seele zu vernichten, waren sogar in diese verborgene Grabkammer vorgedrungen.
    Als wir uns auf den Heimweg machten, war ich immer noch wie benommen von meinen Eindrücken. Es macht mir keineswegs etwas aus, auf den Seiten dieses persönlichen Tagebuchs zuzugeben, daß ich von den schlimmsten Vorahnungen geplagt wurde. Der Inhalt der Grabstätte war so wertvoll und so empfindlich! Er stammte aus einer der faszinierendsten Epochen ägyptischer Geschichte; man konnte lediglich erahnen, inwieweit sie Licht in die vielen unbeantworteten Fragen über die Regentschaft des ketzerischen Pharaos brachten. Sie mußten mit äußerster Sorgfalt behandelt werden, und die derzeitige Vorgehensweise ließ mir wenig Hoffnung, daß das der Fall sein würde. Ramses war fast den ganzen Nachmittag über sehr in sich gekehrt gewesen und schloß sich uns erst an, als wir den Heimweg antraten. Er bildete das Schlußlicht unserer kleinen Prozession. Ich blieb stehen und wartete auf ihn, bis er mich eingeholt hatte.
    »Das war doch ein faszinierender Tag, findest du nicht?« fragte ich und ergriff seinen Arm.
    »Sicher«, sagte Ramses.
    »Also gut, Ramses, heraus mit der Sprache. Was beunruhigt dich? Mit Sicherheit nicht das Grab.«
    Wir hatten die Eselkoppel erreicht. Die anderen hatten sich um die prachtvollen Araber der Jungen geschart, und Lia bettelte um die Erlaubnis, Risha zu reiten. Alle schienen guter Dinge zu sein. Selbst Emerson blickte grinsend auf, als Walter seine Tochter davon abzuhalten versuchte, und Nefret lachte über beide, und David hob Evelyn auf seine Stute. Das einzig betrübte Gesicht war das meines Sohnes. Ich wollte meine Frage gerade wiederholen, als er seufzend meinte: »Man kann ohnehin nichts vor dir verbergen, oder? Ich weiß nicht, warum sie ausgerechnet mich den Bruder der Dämonen nennen.«
    »Jetzt, wo ich darüber nachdenke, empfinde ich die Bezeichnung als ziemlich boshafte Verleumdung«, sagte ich. »Also?«
    »Ich muß heute abend nach Luxor übersetzen. Kannst du Nefret ablenken, so daß sie nicht darauf besteht mitzukommen?«
    »Warum?«
    Er erklärte es mir. »Abdullah meinte, daß ich es Nefret nicht sagen dürfe. Das ist natürlich unmöglich, aber ich will nicht, daß sie diesen Leichnam untersucht. Der andere war schon schlimm genug. Dieser hier wäre unerträglich.«
    »Aber auch nicht unbedingt angenehm für dich«, erwiderte ich, während ich mein Entsetzen und meine Seelenqualen mit meiner üblichen Forschheit überspielte. »Gütiger Himmel. Kein Wunder, daß du dich den ganzen Tag über so merkwürdig verhalten hast. Du glaubst, es könnte … diese Frau sein? Layla?«
    »Die Möglichkeit besteht. Irgend jemand muß es herausfinden.«
    »Ich werde dich begleiten.«
    »Um meine Hand zu halten?« Dann entspannte sich seine verkniffene Wangenmuskulatur, und er sagte leise: »Verzeihung, Mutter. Dein Angebot war gut gemeint, aber ich schaffe das auch allein.
    Du solltest Nefret und den anderen wenigstens so lange nichts sagen, bis wir die absolute Gewißheit haben.«
    »In Ordnung. Ich werde mir etwas ausdenken.«
    »Dessen bin ich mir sicher. Danke.«
    Als wir das Haus schließlich erreichten, hatte mein Plan selbstverständlich Gestalt angenommen. Ich hatte nicht die Absicht, Ramses allein oder auch in Begleitung von David nach Luxor übersetzen zu lassen. Sicherheit war nur durch Überzahl gewährleistet. Ich unterbreitete meinen Vorschlag, und alle stimmten darin überein, daß ein Abendessen im Winter Palace Hotel eine willkommene Abwechslung darstellte. Sir Edward sagte, daß er zwar mit uns übersetzen würde, aber bereits eine andere Verabredung habe. Vielleicht handelte es sich nur um eine höfliche Ausrede, um uns allein zu lassen, aber ich fing langsam an, mich zu fragen, ob Sir Edward einen Freund – um genau zu sein: eine Freundin gefunden hatte. Möglicherweise hatte er die Hoffnung, Nefret für sich zu gewinnen, tatsächlich aufgegeben. Sie hatte ihn in keinster Weise ermutigt – zumindest war mir nichts aufgefallen, und ein geschultes Auge wie das meine würde die kleinen Hinweise auf das Interesse einer schwärmerischen Seele unschwer erkennen können. Sir Edward war nicht der Mann, der seine Zeit auf hoffnungslose Fälle verschwendete, insbesondere, wenn es andere Damen gab, die seinem Charme und seiner

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