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Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor

Titel: Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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packen und kräftig schütteln. Ebenso wie Emerson. Doch Ramses’ Rückkehr schützte mich vor weiteren Übergriffen.
    Die Diskussion hatte sich so erhitzt, daß sein Eintreten niemand bemerkt hatte – niemand außer Nefret. Sie sprang auf und wäre auf ihn zugelaufen, wenn ich sie nicht am Arm gepackt hätte.
    »Nicht in der Öffentlichkeit«, sagte ich und wurde dafür mit einem wirklich haßerfüllten Blick belohnt. Allerdings setzte sie sich wieder hin und faltete ihre Hände sittsam im Schoß. Stirnrunzelnd stellte sich Ramses neben Nefret. »Bis auf die Straße konnte ich euch noch ganz deutlich hören«, bemerkte er. »Wo liegt das Problem?«
    Seine vorgetäuschte Lässigkeit hätte die anderen vielleicht überzeugt, aber dem Herzen einer Mutter entgehen die Anzeichen der Bestürzung nicht. Als er meinen ängstlich fragenden Blick bemerkte, schüttelte er den Kopf.
    Es gelang mir nicht, einen Erleichterungsschrei zu unterdrücken. »Gott sei Dank!«
    »Du hinterhältiger, schleimiger, widerwärtiger Verräter!« rief Nefret. »Wo ist der andere?«
    »Da hinten.« Ramses deutete eine Geste an. Ich sah David im Eingangsbereich. David fehlte Ramses’ Begabung zur Verstellung; vermutlich versuchte er immer noch, seine Erschütterung unter Kontrolle zu bringen. Selbst wenn die Tote nicht Layla war, mußte der Anblick entsetzlich gewesen sein, besonders für einen Gefühlsmenschen wie David. Ich sah mir Ramses genauer an und läutete dem Kellner.
    »Sei still, Nefret!« herrschte ich sie an. »Er wollte dir die gräßliche Aufgabe ersparen, und dafür solltest du ihm dankbar sein. Whiskey, Ramses?«
    »Ja, bitte.« Geräuschvoll ließ er sich auf einen Stuhl plumpsen.
    »Ich werde das Gefühl nicht los, daß ich euch besser begleitet hätte«, meinte Emerson grimmig.
    Als sie schließlich berichteten, gesellte sich Walter zu uns, und ich bestellte David ebenfalls ein Glas. Er trank nie Alkohol, aber ich bestand darauf, daß er es in diesem Fall tun mußte – quasi als medizinische Indikation.
    Ramses nickte bekräftigend. »Ihm war schlecht.« Mit einem schiefen Seitenblick auf Nefret fügte er hinzu: »Mir im übrigen auch.«
    In einer ihrer anmutigen, impulsiven Gesten umschloß sie seine Hand. »In Ordnung, mein Junge. Diesmal verzeihe ich dir. Ich nehme an, du hast unsere Regelung nicht wirklich gebrochen, da du Tante Amelia informiert hattest. Also war es nicht Layla?«
    »Nein.«
    Ich fragte mich, wie er sich da so sicher sein konnte. Er hatte keine Einzelheiten genannt, doch in Anbetracht der entsetzlichen Verstümmelungen am Leichnam Yussuf Mahmuds nahm ich an, daß das Gesicht unkenntlich gewesen war. Ich beschloß jedoch, nicht zu fragen – wenigstens nicht im Beisein von Lia. Allerdings hätte mir klar sein müssen, daß Nefret danach fragen würde. Als sie ihn zur Rede stellte, bemerkte ich, daß Ramses’ Selbstbeherrschung für einen Augenblick ins Wanken geriet. »Sie war … jünger. Wesentlich jünger.«
    Es wurde – meiner Meinung nach entschieden zu spät – beschlossen, umgehend nach Hause zurückzukehren. Selbst diejenigen, denen man eine detaillierte Beschreibung des ersten zerfleischten Leichnams erspart hatte, waren hellauf entsetzt, und Walter machte Ramses erhebliche Vorwürfe, daß er ein solch ekelerregendes Thema im Beisein von Lia angesprochen hatte. Meiner Ansicht nach hätte es in Walters Verantwortungsbereich gelegen, das Mädchen fortzubringen – das in der Tat jedoch weniger schmerzlich berührt zu sein schien als seine Eltern. Dem Himmel sei Dank, daß sie noch nie mit einem gewaltsamen Tod konfrontiert gewesen war, denn ihre Ahnungslosigkeit machte sie weniger verletzlich.
    Daoud und Mahmud warteten bereits auf uns, und wir gingen gemeinsam zum Ufer. Es war aufschlußreich, die Bildung der einzelnen Gruppen zu beobachten: Walter und Evelyn, die sich leise unterhielten, David und Lia hinter ihnen, dann Emerson und ich, Ramses und Nefret bildeten das Schlußlicht. Emerson war sehr einsilbig (ich vermutete, daß er sich alles für später aufhob), deshalb gelang es mir, einiges von Nefrets und Ramses’ Gespräch mit anzuhören.
    »Seit wann weißt du es?« fragte Nefret.
    »Seit heute morgen. Abdullah hat es mir erzählt.« »Dann warst du also schon den ganzen Tag lang in Sorge, daß es sich um Layla handeln könnte. Oh, Ramses!«
    Ramses schwieg. Einen Augenblick später sagte Nefret: »Ich bin froh für dich, daß sie es nicht war.«
    »Für mich? Ich versichere dir,

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