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Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor

Titel: Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Attraktivität erlagen. Sollte das der Fall sein, dann konnte ich ihm für seine uneigennützige Hilfe nur dankbar sein.
    Die anderen verschwanden, um ein Bad zu nehmen und sich umzuziehen. Ich verweilte noch einen Augenblick auf der Veranda, um mich an meinen herrlichen Rosen zu erfreuen und über die unbekannte Frau nachzudenken, die ein solch gräßliches Schicksal ereilt hatte. In welch einer seltsamen Welt wir doch leben! Schönheit und Glück, Unheil und Entsetzen hängen untrennbar zusammen und weben das Band des Lebens. Mein gegenüber Ramses angedeutetes Angebot war ehrlich gemeint gewesen, dennoch war ich nicht traurig darum, daß mir diese entsetzliche Aufgabe erspart blieb. Ich wünschte nur, ich könnte sie auch ihm ersparen. Irgend jemand mußte sich der Sache allerdings annehmen, und die Logik sprach für ihn.
    Niemand hatte etwas dagegen, als ich ankündigte, daß Daoud und sein Cousin Mahmud uns begleiten würden. Nur Walter warf mir einen durchdringenden Blick zu. Was würden er und Evelyn sagen, wenn sie von dem letzten Todesfall erfuhren – nun, ich hatte keinen Zweifel an ihrer diesbezüglichen Reaktion. Die Sache würde sich vor ihnen nicht geheimhalten lassen, aber warum, so überlegte ich, sollte man sie nicht so lange wie eben möglich von sich schieben, um wenigstens einen angenehmen Abend zu verbringen?
    Mit Lias nicht unmaßgeblicher Unterstützung gelang es mir, sie während des Abendessens abzulenken. Sie sprach von nichts anderem mehr als ihrer Begeisterung, bei uns sein zu dürfen, dem wunderbaren Besuch im Tal und dem herrlichen Mondlicht. Sie plapperte und lachte und strahlte vor Glück. Nefret schloß sich in ihrer überschäumenden Lebensfreude an, doch die anderen waren wenig erbauend. Die Gesichter von Lias Eltern wurden lang und länger; über eine Verkürzung ihres Aufenthalts war das Mädchen mit Sicherheit nicht begeistert. Ramses rührte sein Essen kaum an, ebensowenig wie David, der ihn begleiten sollte.
    Nach dem Essen entfernten sie sich und nahmen (auf mein Drängen) Daoud und Mahmud mit. Es gelang mir, die anderen eine Zeitlang abzulenken, indem ich ihnen die Annehmlichkeiten des Hotels zeigte, doch als wir zum Kaffee in den Salon zurückkehrten, bestürmten sie mich mit Fragen. Meine unglaubwürdige Ausrede, daß sie vielleicht einige Antiquitätenhändler aufsuchten, wurde mit der entsprechenden Skepsis quittiert.
    »Was zum Teufel soll das!« stieß Emerson hervor. »Wenn sie auf eigene Faust losgezogen sind … und du informiert warst, Peabody … und mir nichts erzählt hast …«
    Vor Wut überschlug sich seine Stimme. Ich wand mich unter den vernichtenden Blicken zweier zornesfunkelnder blauer Augen. Auch in den Augen der anderen bemerkte ich kein Mitleid. Nefrets waren gesenkt, Lias vor Entsetzen weit aufgerissen, ja, selbst Evelyns Blick war anklagend.
    »Sie sind nicht in Gefahr«, beeilte ich mich zu sagen. »Daoud und Mahmud sind bei ihnen, und sie hatten es auch nicht weit. Sie werden bald zurückkehren, und dann werden wir diskutieren …«
    »Ganz egal, Amelia.« Walter sprach, und die ruhige Autorität in seiner Stimme brachte sogar seinen aufgebrachten Bruder zum Verstummen. »Evelyn und ich hatten bereits unsere Diskussion, und ich bezweifle, daß wir unsere Einstellung ändern werden. Bevor wir Kairo verließen, war es mir noch möglich, die Reservierungen zu erfragen. Am kommenden Dienstag sind auf einem Dampfer, der Port Said verläßt, noch Plätze frei. Ich werde mit Lia und Evelyn nach Kairo zurückreisen, die beiden an Bord bringen und dann zurückkehren.«
    Falls Walter annahm, daß die Sache damit erledigt war, dann kannte er seine Familie schlecht. Jeder hatte eine andere Meinung und nahm auch kein Blatt vor den Mund, diese zu vertreten. Lias Stimme wurde so hysterisch schrill, daß ich mich gezwungen sah, sie bei den Schultern zu packen und kurz zu schütteln. »Um Himmels willen, Kind, mach hier bloß keine Szene«, ermahnte ich sie streng. »Nicht in der Öffentlichkeit, unter gar keinen Umständen!«
    »Nein«, sagte Nefret. »Wir Emersons demonstrieren unsere Empfindungen nicht in der Öffentlichkeit, nicht wahr? Tante Amelia, wie konntest du nur!«
    »Ich hatte gehofft, das Ganze noch hinauszögern zu können«, sagte Walter leicht gereizt. »Aber, aber … Lia, Kind, wein doch nicht!«
    »Nicht in der Öffentlichkeit«, preßte Nefret zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    Sie sah aus, als wollte sie mich bei den Schultern

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