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Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor

Titel: Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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seine Ideen eine solche Zustimmung fanden. Dadurch ermutigt, fuhr er mit noch größerer Begeisterung fort. »Die Anführer der Gruppe müssen selbst keine Anhänger sein – und sind es häufig auch nicht. Schmutzige, hinterhältige Geschäftemacherei ist ihr Motiv, und der abergläubische Hokuspokus dient zur gezielten Einschüchterung ihrer Untergebenen. Vergeßt nicht, daß die Geschichte damit begann, daß ihr jungen Leute mit dem Papyrus entkommen seid. Ist er so wertvoll, daß er eine solche Reaktion rechtfertigt?«
    »Stimmt, du hast ihn noch nicht gesehen.« Ramses sprang auf und blickte dann zu seinem Vater. »Darf ich ihn holen, Vater?«
    »Gewiß, gewiß«, sagte Emerson, der stirnrunzelnd am Mundstück seiner Pfeife kaute.
    Walter war hellauf begeistert, nicht nur im Hinblick auf den Papyrus, sondern auch hinsichtlich des von David entworfenen Behältnisses. Unter seinem Lob errötete der Junge. »Wir gehen sehr vorsichtig damit um, Sir«, erklärte er. »Dennoch dachten wir, für den Fall der Fälle eine Kopie anzufertigen.«
    »Ja, ganz recht«, sagte Walter. Er setzte seine Brille auf und beugte sich über den Papyrus. Auch ich betrachtete ihn genauer, da ich die auf diesem Teil abgebildete Vignette noch nicht gesehen hatte. Vier kleine blaue Affen hockten um ein Wasserbecken und hatten die Vorderpfoten über ihren beleibten Bäuchen gefaltet.
    »Die Geister der Morgenröte«, murmelte Walter, während er die Hieroglyphen unter der Abbildung überflog. »Welche den Göttern mit ihren flammenden Zungen zu Willen sind.«
    »Genug«, fiel ihm Emerson ins Wort. »Du kannst die Fotos haben, Walter, wenn du das verfluchte Ding übersetzen willst.«
    »Ich denke, das überlasse ich Ramses«, erwiderte Walter. »Ich bezweifle, daß der Text irgendwelche Aufschlüsse bietet. Nun gut. Er ist zwar ein hervorragendes Beispiel seiner Gattung, aber gewiß nicht einzigartig. Könnte er für den von uns in Erwägung gezogenen Kult von besonderer religiöser Bedeutung sein?«
    Evelyn betrat das Zimmer und gesellte sich zu der um den Tisch versammelten Runde. »Ist das der vielgerühmte Papyrus? Welch reizende kleine Affen.«
    »Du siehst sehr müde aus, meine Liebe«, sagte ich. »Setz dich und trink eine Tasse Tee.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Es handelt sich weniger um eine physische als eine mentale Erschöpfung. Ich war eine ganze Weile bei Lia. Noch nie habe ich sie so unvernünftig erlebt! Und du weißt, Amelia, wie schwierig und nervenaufreibend es für eine Mutter ist, ihrem Kind einen Herzenswunsch abzuschlagen.«
    Emerson ließ von der Zerstörung seines Pfeifenmundstücks ab und erwachte zu neuem Leben. »Ich habe einen Kompromißvorschlag anzubieten.«
    Es war so erstaunlich, den Begriff »Kompromiß« von Emerson zu hören, daß wir ihn alle anstarrten. Da er das als starkes Interesse wertete, grinste er geschmeichelt und legte los. »Es dauert ohnehin noch ein paar Tage bis zu eurer Abreise. Angenommen, wir bieten dem Kind eine Kurzrundreise – Medinet Habu, Dair al-Bahri und so weiter. Wir werden sie herumführen, mit ihr ausgehen und sie schließlich nach Hause zurückschicken. Dann ist sie zwar nicht unbedingt überglücklich, aber wenigstens zufriedengestellt.«
    Mein Gefühl sagte mir, daß es so einfach nun doch nicht war. Das Wort »Kompromiß« ist im Wortschatz junger Leute normalerweise ebensowenig anzutreffen wie in Emersons. Wenn wir es dem Mädchen allerdings in der Weise darlegten, hatte sie weniger Grund zur Betrübnis.
    »Soll das heißen, du würdest zwei volle Arbeitstage versäumen wollen?« fragte Walter. »Du? Welch ein Opfer!«
    »Werde jetzt bitte nicht sarkastisch, Walter«, sagte Emerson eingeschnappt. »Selbstverständlich habe ich nicht vor, euch ohne mich umherstreifen zu lassen. Wir werden gemeinsam reisen wie diese verfluchten Cook’s-Reisegruppen, in Begleitung von …«
    »Daoud«, sagte ich lachend. »Emerson, das ist ein hervorragender Kompromiß. Wir werden Lia zu den Vandergelts ausführen – sie wären zutiefst enttäuscht, wenn sie Walter und Evelyn nicht begrüßen dürften – und ihr das Schloß und die Amelia zeigen, und …«
    »Und Abdullahs Haus«, warf Ramses ein. »Er wäre tief gekränkt, wenn wir ihn nicht zu einem Essen besuchten. Daoud hat bereits mit mir darüber gesprochen. Kadija hat gestern mit dem Kochen begonnen.«
Aus Manuskript H
    »… Ich habe das Kind in den Tod geschickt!« Ein Schluchzen erstickte Nefrets Stimme. Ramses legte seinen Arm

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