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Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor

Titel: Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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einen Arzt rufen.«
    Ich hatte keinesfalls die Absicht, dem nachzugeben, doch nach einer hitzigen Debatte stimmte ich zu, mich von Nefret untersuchen zu lassen. Ihr entsetzter Gesichtsausdruck vermittelte mir, daß ich ziemlich abscheulich aussah, deshalb ließ ich sie gewähren, als sie mich behutsam und kompetent wie ein ausgebildeter Mediziner untersuchte.
    »Keine Knochenbrüche«, erklärte sie schließlich. »Aber der Bursche hat dich ziemlich grob behandelt.«
    »Ich habe mich zur Wehr gesetzt«, erklärte ich. »Natürlich.« Sie lächelte mitfühlend. »Die Schwellungen und die Verstauchung werden ihr ein paar Tage lang zu schaffen machen, Professor; du gibst sicherlich darauf acht, daß sie sich nicht überanstrengt.«
    Emerson war hoch erfreut, daß er mir beim Knöpfen und Schleifenbinden behilflich sein durfte. Er bestand darauf, mir meine Schuhe überzustreifen, und als er mir zu Füßen kniete, bot er einen solch anrührenden Anblick männlicher Ergebenheit, daß ich nicht widerstehen konnte, ihm eine seiner schwarzen Locken aus dem Gesicht strich und ihn auf die Stirn küßte. So kam eines zum anderen, und schließlich tauchten wir etwas verspätet zum Abendessen auf. Die Kinder erfreuten sich bester Laune, besonders Lia, die nur noch von der bevorstehenden Reise sprach. Es amüsierte mich, daß sie eines von Nefrets bestickten Gewändern trug und ihr Haar wie Nefret frisiert hatte. Zu ihr paßte es nicht ganz so gut, dennoch war sie ausgesprochen hübsch mit ihren vor Aufregung geröteten Wangen und den leuchtenden Augen. Die Jungen zogen sie ein wenig auf, warnten sie vor Schlangen, Mäusen und Skorpionen und versprachen ihr, sie gegen diese Plagen zu verteidigen. Sie verstanden sich so großartig, daß ich zunächst gar nicht bemerkte, wie still und zurückhaltend Lias Eltern geworden waren. Mein Schwager gehört zu den Männern, die ich wirklich schätze; ein liebender Gatte und Vater, ein treuer Bruder und ein Wissenschaftler von außerordentlicher Reputation. Allerdings kann er seine Empfindungen nur schwer verbergen, und ich hätte schwören können, daß ihn irgend etwas beunruhigte. Der fragende Blick meiner geliebten Evelyn schweifte unablässig zwischen ihrer Tochter und mir hin und her.
    Sie warteten, bis wir uns zum Kaffee in die Bibliothek zurückgezogen hatten, dann teilten sie uns ihre Überlegungen mit. Walter versuchte Emerson zu erklären, daß er sich erlaubt hatte, den Zwischenfall der Polizei zu melden.
    »Welchen Zwischenfall?« wollte Emerson wissen.
    »Oh. Was sollte das denn bezwecken?«
    »Wenn du mich fragst, Radcliffe, du siehst das alles viel zu gelassen!« entfuhr es Walter. »Ein brutaler Anschlag auf deine Frau –«
    Emerson setzte seine Tasse scheppernd auf den Unterteller. Da sie fast leer war, vergoß er nur wenig Kaffee, doch ich vernahm ein deutliches Knacken. »Verflucht, Walter, wie kannst du es wagen anzunehmen, daß mir die Sicherheit meiner Frau egal ist? Mit Sethos werde ich schon allein fertig. Die Polizei ist ohnehin ver … – äh – völlig nutzlos.«
    Ich will die Diskussion, die sich irgendwie erhitzte, in knappen Worten zusammenfassen. Emerson hat es gar nicht gern, wenn man seine Einstellung anzweifelt, und Walter befand sich in einem ungewöhnlichen Stadium der Erregung. Wie ich befürchtet hatte, spitzte sich die Sache zu, und Walter offenbarte uns schließlich, daß er Lia nicht erlauben könne, uns in diesem Jahr zu begleiten.
    Alle redeten auf einmal, und Gargery, der Walters Anschuldigungen hinsichtlich Emersons unterlassener Sorgfaltspflicht mißfällig kopfschüttelnd gelauscht hatte, ließ eine meiner kostbarsten Mockatassen zu Boden fallen.
    Aufgrund der Unnachgiebigkeit ihres Vaters brach Lia in Tränen aus und verließ, mit Nefret im Schlepptau, fluchtartig den Raum. Ich schickte Gargery aus dem Zimmer, bevor er das teure Staffordshire-Porzellan völlig ruinierte, und überzeugte Evelyn davon, sich zunächst einmal um ihre Tochter zu kümmern. Sie warf mir einen flehenden Blick zu, den ich lächelnd nickend erwiderte; schließlich verstand ich das Dilemma dieser liebenswerten Frau. Sie hätte ihr eigenes Leben aufs Spiel gesetzt, um mich vor Gefahren zu bewahren, doch das Leben ihrer Tochter war eine andere Geschichte.
    Nicht daß ich glaubte, daß mir oder irgend jemandem Gefahr drohte. Sobald es mir gelungen war, die beiden Streithähne auseinanderzubringen, beeilte ich mich, diese Einschätzung kundzutun. Meine Argumentation war

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