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Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor

Titel: Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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stammte. Wie kommen Sie voran, Mr. Ayrton? Irgendwelche Anzeichen für ein Grab?« Der junge Mann warf ihr einen dankbaren Blick zu. »Noch nicht, Miss Forth, aber wir arbeiten auch erst seit zwei Tagen hier. Die Felswand ist von Kalksteinbrocken gesäumt, vermutlich von einem weiteren Grab …«
    »Ramses VI.«, sagte Emerson.
    »Äh … ja, Sir. Nun, ich muß weiter.«
    Das Gebiet, in dem er arbeitete, befand sich auf der gleichen Seite des Pfades nur wenige hundert Meter südlich von uns, doch ein Felsvorsprung versperrte uns die Sicht. Als die Sonne höher stand und der erste Touristenstrom die Schranke passierte, überlagerte ihr albernes Gelächter und Geschwätz die Stimmen von Neds Mannschaft – zu Emersons sichtlicher Verärgerung, dessen Ohren praktisch wie Schalltrichter von seinem Kopf abstanden. (Ich meine das im übertragenen Sinne; Emerson hat überaus anziehende Ohren, etwas zu groß vielleicht, aber wohlgeformt und am Kopf anliegend.) Ebenso wie mir war ihm klar, daß eine neue Entdeckung von den aufgeregten Schreien der Arbeiter begleitet würde.
    Es gab wirklich nichts zu tun für mich, da mehrere Tonnen Gestein fortgeschafft werden mußten, bevor der Eingang freigeräumt war. Howard hatte uns erzählt, daß er 1902 mit der Aushebung begonnen hatte, doch seine sämtlichen Bemühungen waren mittlerweile aufgrund von Steinschlag vernichtet. Deshalb hatte ich die Muße, mich meiner Lieblingsbeschäftigung, der Beobachtung meines Ehemannes, zu widmen. Breitbeinig, das schwarze Haar unbedeckt der Sonne ausgesetzt, überwachte er die Arbeit mit anfeuernden Rufen oder Ratschlägen. Da ich ihn beobachtete, bemerkte ich, wie er sich davonstehlen wollte, und rief ihm zu, wohin er denn wollte.
    »Ich dachte, ich sollte Ayrton fragen, ob er sich nicht zum Vormittagstee zu uns gesellen will«, sagte Emerson.
    »Welch eine reizende Idee!« rief ich.
    Vielleicht barg meine Stimme einen entfernten Anflug von Sarkasmus. Emerson warf mir jedenfalls einen beleidigten Blick zu und trollte sich. Ich entschied, daß ich ihm besser folgte. Nicht, daß ich unbedingt neugierig daraufgewesen wäre, was Ned tat, aber ich wußte, daß Emerson die Einladung erst aussprechen würde, nachdem er die Ausgrabung inspiziert und Ned einen erschöpfenden Vortrag über seine Arbeitsmethodik gehalten hatte. Die Aufgabe, die der junge Mann auf sich genommen hatte, war in der Tat gewaltig. Das Tal ist, wie ich bereits erklärte, zum besseren Verständnis der unkundigen Leser jedoch wiederholen möchte, keine einheitlich plane Ebene, sondern ein Komplex aus kleineren Wadis, die vom Hauptpfad in alle Richtungen abzweigen. Die Pfade winden sich entlang der Geröllhaufen, die teilweise natürlichen Ursprungs sind, teilweise aufgrund des abgeladenen Schutts aus den umliegenden Gräbern entstanden sind. Aus einem solchen Felsenhügel bestand der Westhang am Hauptweg – ein fast fünfzehn Meter hoher Berg aus Kalksteinbrocken. Und exakt unter solchen von Menschenhand abgeladenen Schuttbergen hoffen Exkavatoren, verborgene Grabeingänge zu finden. Die Sonne, die beinahe ihren Zenit erreicht hatte, tauchte das nackte, unbewachsene Felsgestein in ein grelles Licht. Der feine Staub, den die Touristenstiefel aufwirbelten, ähnelte bleichem Nebel. Als ich mich dem Ausgrabungsgebiet näherte, wurde ich von einer riesigen Staubwolke eingehüllt, die von Neds Männern erzeugt wurde, während sie unermüdlich lose Felsbrocken in Körben einsammelten und diese zu einem nahegelegenen Abladeplatz schleppten.
    Er hatte eine Trasse mitten durch das Gestein gegraben, offensichtlich ergebnislos, denn er war gerade dabei, diese zu verbreitern. Wie ich es geahnt hatte, erteilte Emerson dem jungen Mann gute Ratschläge. Dem setzte ich ein Ende und zog beide mit mir fort. Die schweißüberströmten Arbeiter waren froh, daß sie eine kurze Rast einlegen konnten.
    Ich habe es mir zur festen Angewohnheit gemacht, in der Nähe unserer Wirkungsstätte ein geschütztes Plätzchen mit einem Zeltdach und einem kleinen Klapptisch zu errichten, denn ich sehe in Annehmlichkeiten nichts Verwerfliches, solange sie die Produktivität nicht behindern. In diesem Fall hatte ich den nahe gelegenen Eingang der Grabstätte von Ramses II. dazu benutzt. Voller Geröll und von Baedeker als nicht empfehlenswert eingestuft, wurde sie nicht von Touristen besucht, so daß wir auf ein Minimum an Privatsphäre hoffen durften, während wir uns ausruhten und eine Erfrischung zu uns nahmen.
    Ned

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