Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor

Titel: Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
waren in Ramses’ Zimmer, die Tür nur angelehnt und beider Stimmen ziemlich laut, so daß unbeabsichtigtes Lauschen unvermeidlich gewesen war.
    Das erste, was ich vernahm, waren Davids Worte. »Ich komme mit dir.«
    »Das kannst du nicht. Vater hat für heute deine Hilfe erbeten – Verzeihung, angefordert.«
    »Wenn wir mit ihm reden, wird er seine Meinung ändern. Du hast mir versprochen, daß du nicht …«
    Ramses schnitt ihm das Wort ab. »Sei nicht so verflucht pedantisch. Meinst du, ich kann nicht auf mich selbst aufpassen?«
    Ich hatte ihn noch nie so brüsk im Umgang mit David erlebt oder so aufgebracht. Ein Eingreifen war offensichtlich angeraten. Ich klopfte leise an die Tür, bevor ich sie aufdrückte.
    Wie zwei Kampfhähne standen sie sich gegenüber. David hatte seine Hände zu Fäusten geballt. Ramses wirkte ungerührt, doch seine Körperhaltung gefiel mir nicht.
    »Also, Jungen, was ist los?« fragte ich. »Habt ihr Streit?«
    Ramses drehte sich um und griff nach seinem Rucksack. »Guten Morgen, Mutter. Eine kleine Meinungsverschiedenheit, das ist alles. Ich sehe euch heute nachmittag.«
    Bevor ich nachhaken konnte, schlüpfte er rasch aus dem Zimmer; deshalb wandte ich mich David zu, der nicht so flink und ungehobelt wie mein Sohn war. Als ich ihn um Auskunft bat, bestand er darauf, daß er und Ramses nicht gestritten hätten und daß auch nichts passiert sei, was ihm irgendeinen Anlaß zur Besorgnis gebe.
    Einmal abgesehen von Ramses’ unverbesserlichem Talent, sich selbst in Schwierigkeiten zu bringen, dachte ich. Ein überlauter Ruf von Emerson erinnerte uns an unsere Pflichten. Deshalb ließ ich David gehen und folgte ihm noch rechtzeitig genug in den Salon, um eine weitere geräuschvolle Diskussion mit anzuhören. Diesmal fand sie zwischen Ramses und Nefret statt, und ich muß gestehen, daß sie diejenige war, die die Debatte lautstark bestritt. Als ich eintrat, brach sie ab, und ich sagte: »Was ist denn los mit euch dreien? Sicherlich ist Ramses für die ganze Streiterei verantwortlich, da …«
    »Wir streiten uns nicht, Tante Amelia.« Nefrets braunes Gesicht war von einer zauberhaften Röte überhaucht. »Ich habe Ramses lediglich daran erinnert, daß er mir etwas versprochen hat.« Ramses nickte. Er trug das zur Schau, was Nefret als sein steinernes Pharaonenantlitz bezeichnete, doch seine hohen Wangenknochen waren etwas dunkler als gewöhnlich – vermutlich vor lauter Rage. »Wenn du mit mir kommen willst, David, dann laß uns aufbrechen.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, verließ Ramses den Raum. David und Nefret warfen sich einen bedeutungsvollen Blick zu, und David eilte ihm nach. Ich beschloß, das Thema nicht weiterzuverfolgen. Selbst die besten Freunde haben von Zeit zu Zeit Meinungsverschiedenheiten, und ich würde noch genug damit zu tun haben, Emerson davon abzuhalten, den armen Ned Ayrton zu schikanieren – denn ich war mir sicher, daß er genau das beabsichtigte.
    Der junge Mann traf mit seiner Mannschaft kurz nach uns ein. Er mußte an uns vorbei, um in sein Ausgrabungsgebiet in unmittelbarer Nähe des Touristenpfades am Westhang der Klippen zu gelangen, wo er am Tag zuvor mit der Arbeit begonnen hatte. Wie ich erwartet – und gehofft – hatte, war Davis nicht mit ihm gekommen. Der Amerikaner interessierte sich nicht für die mühselige Aushebung der Grabstätte; er tauchte lediglich dann auf, wenn sein »braver« Archäologe ihm Bericht erstattete, daß man etwas Spektakuläres entdeckt hatte.
    Neds argloser Gesichtsausdruck hellte sich vor Erstaunen und Freude auf, als er Emerson erblickte, der ihm bereits aufgelauert hatte.
    »Aber, Professor – und Mrs. Emerson, guten Morgen, Ma’am –, ich dachte, Sie arbeiteten am anderen Ende des Tales. Das ist doch Grab Nr. 5, nicht wahr?«
    »Wie Sie sehen«, Emerson machte einem Arbeiter Platz, der einen Korb Geröll wegschaffte, »hat mir Weigall freundlicherweise die Erlaubnis zu dessen Erforschung erteilt.«
    »Ich beneide Sie nicht um diese Aufgabe, Sir. Das Gestein ist festgebacken wie Zement.«
    »Genau wie in der Grabstätte von Siptah«, sagte Emerson, »die Sie nie vollständig geräumt haben. Ließen einfach die halbfertige Arbeit liegen. Nun, junger Mann, lassen Sie mich Ihnen erklären …«
    »Emerson!« entfuhr es mir.
    Ned errötete beschämt, und Nefret wandte ihren Blick von der Kamera, die sie gerade inspizierte. »Schimpf nicht mit Mr. Ayrton, Professor, du weißt doch, daß die Entscheidung nicht von ihm

Weitere Kostenlose Bücher