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Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor

Titel: Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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er sich darauf besonnen, daß Abdullah rund um Gurneh Verwandte hatte. Selims Haus war eines der nächsten gewesen. Seine jüngste Frau kochte den besten Lammeintopf von ganz Luxor.
    Sein Blick ging zurück zu David. »Du hast mich hierhergebracht. Nur der Himmel weiß, wie. Steht es schlimm um dich?«
    »Technisch gesehen, prallte das Messer von seinem Schulterblatt ab«, sagte Nefret. »Mehr als ein Stück Pflaster war nicht erforderlich. Und jetzt zurück zu dir. Bevor wir dich bewegen, möchte ich mich vergewissern, daß du keine Knochenbrüche hast.«
    »Mit mir ist alles in Ordnung.« Er versuchte, sich aufzusetzen, und stieß einen Schmerzensschrei aus, als sie ihre Hand fest gegen seinen Brustkorb preßte und ihn zurück auf das Kissen drückte.
    »Aha«, sagte sie mit sachverständigem Vergnügen. »Eine Puppe? Da wollen wir doch einmal genauer nachschauen.«
    »Dein Verhalten am Krankenbett könnte einige Optimierungen vertragen«, sagte Ramses, während er versuchte, sich nicht zu bewegen, als sie sein Hemd aufknöpfte.
    Es gab keine Warnung, nicht einmal ein Klopfen. Die Tür sprang auf, und in Anbetracht dessen, was da auf ihn zukam, vergaß er sämtliche Schmerzen. Die Gestalt im Türrahmen war keineswegs die eines Feindes. Es war schlimmer. Es war seine Mutter.
    Ich habe stets die medizinische Indikation guten Whiskeys vertreten, doch in diesem Fall fühlte ich mich verpflichtet, zumindest für Ramses etwas Stärkeres zu empfehlen. Nefret und ich diskutierten, ob seine Rippen gebrochen oder nur angeknackst waren; Ramses beharrte, daß weder das eine noch das andere zutraf, der Fall jedoch eintrete, sofern wir ihn weiterhin piesackten. Also hielt ich ihn fest, während Nefret fachmännisch seine Hand behandelte, was die gräßlichste Prozedur darstellte, der ich – und vermutlich auch Ramses – jemals beigewohnt hatte. Daraufhin beschloß ich, den beiden Jungen eine Dosis Laudanum zu geben, denn obwohl Davids Verletzungen nicht gravierend waren, war sein Gesicht doch aschfahl vor Erschöpfung und Anspannung. Keiner der beiden wollte es nehmen.
    »Ich möchte euch erklären, was passiert ist«, sagte David. »Ihr solltet wissen …«
    » Ich erzähle ihnen, was passiert ist«, unterbrach ihn Ramses. Wir mußten ihm ziemlich weh tun, doch ich nahm an, daß seine stockende Stimme zu gleichen Teilen auf Verärgerung und Schmerz zurückzuführen war.
    Emerson meldete sich erstmalig zu Wort. Er hatte ruhig an der Seite des Bettes verharrt, seinen Blick nicht von Ramses abgewandt, und einmal, als er sich unbeobachtet fühlte, den Arm seines Sohnes spontan und liebevoll gedrückt. »Laß sie uns nach Hause bringen, Peabody. Wenn sie dazu in der Lage sind, können wir vielleicht einen aufschlußbringenden Kriegsrat einberufen.«
    Also setzten wir sie in die Kutsche und fuhren sie nach Hause, während Risha neben uns hertrottete. Wir zogen uns in den Salon zurück, wo ich Ramses erfolglos davon zu überzeugen versuchte, sich auf das Sofa zu legen. Lautlos schlüpfte Katherine durch das Zimmer, entzündete das Licht und verschloß die Vorhänge. Dann kam sie und setzte sich neben mich. Ihre mitfühlende Besonnenheit und Unterstützung waren genau das, was ich in diesem Augenblick brauchte; ich sammelte mich und ergriff erneut das Wort.
    »Es ist besser, wenn du uns das Vorgefallene schilderst«, sagte ich.
    In der Vergangenheit hatte ich häufig genug die Gelegenheit, den zur Ausschweifung und Theatralik neigenden Gesprächsstil meines Sohnes zu kritisieren. Diesmal zog er bei weitem die kontrastierende Stilrichtung vor. Die nachfolgenden Sätze waren charakteristisch für den gesamten Bericht: »Der Bursche schlug mit dem Kopf auf, als er hinfiel. Sobald David von seinen Fesseln befreit war, rannten wir los. Wir wären nicht entkommen, wenn er nicht die Initiative ergriffen hätte und auf Selims Haus zugesteuert wäre. Irgendwie hatte es sich in meinem Kopf festgesetzt, daß wir Abdullah aufsuchen mußten.«
    »Ist das alles?« entfuhr es mir.
    »Nein, ist es nicht!« meldete sich David aufgebracht zu Wort. »Ich habe gesehen, was du getan hast, Ramses. Ich war verwirrt und verletzt und litt unter Atemnot, aber ich war nicht bewußtlos.« Sein Blick musterte die interessierten Gesichter um ihn herum. »Der Wächter hatte ein Messer. Ramses jedoch nicht. Er sah aus, als könnte er kaum noch stehen. Als er vornüberfiel, glaubte ich, er sei ohnmächtig geworden, und der Wächter muß das gleiche vermutet haben,

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