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Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor

Titel: Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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aber es war dieser Trick, den er uns einmal gezeigt hat – erinnerst du dich noch daran, Nefret? – und von dem er meinte, daß man ihn nur im äußersten Notfall anwenden solle, da er absolute Schnelligkeit erfordert. Du mußt dich unter das Messer ducken und inständig hoffen, daß es dich verfehlt, während du die Füße deines Gegners packst, bevor er zurückweichen kann.«
    Nefret nickte. »Absolute Schnelligkeit und lange Arme und teuflisches Glück. Dabei hat er sich die Rippe angeknackst.«
    »Sie ist nicht angeknackst«, widersprach Ramses unwirsch. »Nur verstaucht. Und das verfluchte Heftpflaster juckt entsetzlich. Ich weiß nicht, was schlimmer ist, du oder …«
    »Er hat versucht, mich zu tragen«, fuhr David mit stockender Stimme fort. »Ich konnte nicht laufen, weil ich so steif war. Er hätte mich liegenlassen und Hilfe holen können, aber …«
    »Aber ich besaß nicht genug Verstand, um das zu erwägen«, erwiderte Ramses. »Macht es dir etwas aus, den Mund zu halten, David?«
    »Das reicht nicht, Ramses«, sagte Nefret. Das Blut schoß ihr in die Wangen, und sie sprang auf. »Du hast alles Wesentliche ausgelassen. Verflucht, verstehst du denn nicht, daß wir die Situation nicht wirkungsvoll angehen können, wenn uns alle Fakten fehlen? Jede Einzelheit, egal, wie nebensächlich sie auch sein mag, ist von Bedeutung.«
    Emerson, der schweigend zugehört hatte, räusperte sich. »Ganz recht, Ramses, mein Junge …«
    Nefret wirbelte herum und fuchtelte mit ihrem Zeigefinger vor seinem Gesicht herum. »Das gilt auch für dich, Professor – und dich, Tante Amelia. Was heute nacht passiert ist, hätte sich vielleicht verhindern lassen, wenn ihr uns nicht gewisse Dinge vorenthieltet.«
    »Nefret«, sagte Ramses. »Laß das.«
    Mein armer, geliebter Emerson wirkte wie ein Mann, der sich in den Klauen seiner Lieblingskatze befand. Mit einem leisen schuldbewußten Aufschrei sprang Nefret auf seinen Schoß und schlang ihre Arme um seinen Hals. »Ich habe es nicht so gemeint. Verzeih mir!«
    »Mein Schatz, der Vorwurf kam nicht unverdientermaßen. Nein, bleib sitzen; ich hab’ dich gern bei mir.«
    Er schloß sie in seine Arme, sie verbarg ihr Gesicht an seiner breiten Schulter, und wir anderen versuchten taktvoll, darüber hinwegzusehen, daß ihre schlanke Gestalt von heftigem Schluchzen geschüttelt wurde. Ich hatte damit gerechnet, daß sie früher oder später in Tränen ausbrechen würde. Ihre Selbstbeherrschung weicht entscheidend von meiner ab. Wenn ein Notfall vorliegt, arbeitet sie ebenso kühl und sachlich wie ich, doch sobald die Sache erledigt ist, braucht ihre ungezähmte und mitfühlende Seele ein Ventil, um ihre unterdrückten Emotionen herauszulassen. Deshalb ließ ich sie für eine Weile in Emersons väterlicher Umarmung weinen und schlug dann vor, daß einige Familienmitglieder ihre Betten aufsuchen sollten.
    Nefret setzte sich auf. Die einzigen Hinweise auf ihre Tränen waren ihre feuchten Wimpern und ein nasser Fleck auf Emersons Hemd. »Erst wenn wir damit fertig sind. Ramses, schildere das Ganze noch einmal von Anfang an, und laß diesmal nichts aus.«
    Das eine oder andere mußten wir aus ihm herauskitzeln. Auf Emersons Knie sitzend und in seinem Arm, bewies Nefret ein solches Geschick während ihres Verhörs, daß ich nicht das Gefühl hatte, eingreifen zu müssen.
    »Es überraschte mich keineswegs, wenn Layla an kriminellen Aktivitäten beteiligt wäre«, bemerkte ich. »Augenscheinlich bietet sie ihre Dienste jedem an, der ihren Preis bezahlen kann.«
    »Kriminelle Aktivitäten«, sagte mein Sohn, »haben es ihr ermöglicht, einem Leben in Elend und Erniedrigung zu entfliehen. Dürfen wir, die wir niemals zu einem solchen Schritt gezwungen waren, sie denn verdammen?«
    »Gütiger Himmel, wie bombastisch du klingst«, erwiderte ich. »Allerdings muß ich dem sachlichen Gehalt deiner Bemerkung zustimmen. Für Frauen ist das Leben in dieser Männerwelt ohnehin schon schwierig genug, und moralische Skrupel sind ein Luxus, den sich manch einer nicht leisten kann.«
    »In diesem Fall«, sagte Nefret mit zuckersüßer Stimme, »waren Laylas moralische Skrupel größer als ihre Raffgier. Oder gab es einen anderen Grund, weshalb sie das Risiko auf sich nahm, dich zu befreien?«
    Ramses warf ihr einen raschen Blick zu und blickte dann genauso rasch wieder auf seine Füße, auf die er fast unablässig starrte. »Mehrere Gründe, denke ich. Selbst eine unmoralische Frau lehnt möglicherweise

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