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Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor

Titel: Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Stiefel, bevor sie sich Ramses zuwandte und ihn intensiv musterte. Allerdings war es nicht Ramses, an den sie das Wort richtete. »Hast du einen Augenblick Zeit, Nur Misur?«
    »Ja, natürlich. Reitet schon voraus«, sagte Nefret zu uns anderen.
    Es dauerte tatsächlich nur einen Augenblick. »Nun?« fragte ich. »Was ist denn so lustig?«
    Nefret hatte sich wieder unter Kontrolle. »Sie hat mir eine äußerst amüsante Geschichte erzählt.«
    »Kadija?« sagte ich erstaunt. »Was für eine Geschichte?«
    »Hm … nicht der Rede wert. Eigentlich wollte sie nur wissen, ob mit den Jungen alles in Ordnung ist. Sie war zu schüchtern, um sie selbst nach ihrem Befinden zu fragen.«
    Wir hätten das gesuchte Haus auch ohne Davids Hilfe gefunden. Es war umlagert von einer Menschenmenge, die wild gestikulierte und lautstark diskutierte. Die schwarzen Gewänder der Frauen bildeten einen Kontrast zu den weißen, blauen und sandfarbenen Galabijas der Männer, und die Kinder liefen wie kleine braune Käfer hin und her. Die Männer begrüßten uns völlig unbefangen; entweder hatten sie ein reines Gewissen oder gar keins.
    Es war nicht das Haus, das Layla einmal bewohnt hatte. An dieses Etablissement erinnerte ich mich noch sehr gut. Dieses hier war größer und abgelegener, mit einigen staubigen Tamarisken im Hof und ohne irgendwelche Nachbarhäuser. Die Lage eignete sich hervorragend für seinen eigentlichen Zweck; ein mit Zuckerrohr beladener Karren beispielsweise hätte durch das Tor in den gemauerten Innenhof fahren können, ohne Verdacht zu erregen. Als ich sah, wer in der offenen Tür stand, wurde mir klar, warum keiner der Männer den Mut besessen hatte, ins Innere des Hauses vorzudringen. Daouds hünenhafte Gestalt füllte den Türrahmen völlig aus. Unter Freuden- und Erleichterungsrufen rannte er schreiend auf uns zu, umarmte David und wollte sich schon auf Ramses stürzen, als Nefret sich zwischen die beiden stellte. Abdullah erwartete uns im Innern. Sein schneeweißer Bart bebte vor Zorn, und seine Stirn war tief in Falten gelegt. In eisigem Tonfall wandte er sich an Emerson.
    »Warum habt ihr mir nichts davon erzählt? Das alles wäre nicht passiert, wenn ihr mich ins Vertrauen gezogen hättet.«
    »Abdullah, so versteh doch«, hub Emerson an.
    »Ich verstehe, daß ich zu alt bin. Zu alt und zu dumm. Ich werde mich mit den anderen alten Männern in die Sonne setzen und …«
    »Wir haben vollstes Vertrauen zu dir, Abdullah«, unterbrach ich ihn. »Du wußtest ebensoviel wie wir. Aber wir hatten nicht mit etwas Derartigem gerechnet.«
    »Ah.« Abdullah setzte sich auf die Treppenstufen und kratzte sich am Ohr. »Dann verzeihe ich dir, Sitt. Was werden wir jetzt tun?«
    »Es macht mir ganz den Anschein, als tätest du es schon«, sagte Ramses und spähte durch die geöffnete Tür in den Raum zu unserer Linken. Irgendwann einmal war er gemütlich eingerichtet gewesen, mit Teppichen und Tischen, einem einladenden Diwan, mehreren europäisch anmutenden Sesseln und einem riesigen Schrank an der gegenüberliegenden Wand. Die Fensterläden standen offen, und das einfallende Sonnenlicht erhellte ein einziges Chaos – aufgerollte und beiseite geschobene Teppiche, auf dem Boden verstreute Kissen, umgestürzte Sessel.
    »Wir sind auf der Suche nach Hinweisen«, erklärte Abdullah.
    »Vermutlich eher dabei, sie zu vernichten«, sagte Emerson. »Wo ist Selim? Ich habe ihm doch gesagt … Oh, gütiger Himmel!«
    Ein lautes Krachen aus dem oberen Stockwerk verriet Selims Anwesenheit. Ramses schlüpfte an Abdullah vorbei und eilte mit uns anderen im Schlepptau die Stufen hinauf.
    Selim war nicht allein. Zwei seiner Brüder und einer seiner entfernten Cousins trampelten durch die Zimmer im ersten Stock – vermutlich »auf der Suche nach Hinweisen«. Emersons Gebrüll ließ sie innehalten, konnte ihre Aktivitäten jedoch nicht völlig unterbinden. Sie versammelten sich um ihn, und bei dem Versuch, ihm ihre Vorgehensweise zu schildern, sprachen alle auf einmal.
    Ich verließ Emerson, der geduldig die Prinzipien der Spurensuche erklärte, und gesellte mich zu Ramses, der in eines der Zimmer spähte.
    Es handelte sich um das Schlafzimmer einer Frau. Das Mobiliar war eine eigenwillige Mischung aus einheimischem und importiertem Luxus – seidig schimmernde Orientteppiche, ein mit Spitzendeckchen geschmückter Toilettentisch, geschnitzte Truhen und feinstes Chinaporzellan in einer Glasvitrine. Ich nahm an, daß Selim und seine Mannschaft

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