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Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken

Titel: Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Eingangshalle mit den pastellfarbenen Lotussäulen, wo mich Emerson aus den Klauen eines maskierten Entführers gerissen hatte; die lauschigen Nischen und die weichen Diwane in der maurischen Halle, in der Nefret eine geschlagene Viertelstunde mit dem attraktiven und undisziplinierten Sir Edward Washington zugebracht hatte – und das ohne Anstandsdame.
    Ich übertreibe wirklich nicht, wenn ich behaupte, daß ich jede wichtige Persönlichkeit in Kairo kannte. Viele mochte ich zwar nicht, trotzdem kannte ich sie alle. Für die dort lebenden oder in jedem Winterhalbjahr zurückkehrenden Europäer besaß Kairo das Charisma eines vertrauten Provinzstädtchens. Die verschiedenen gesellschaftlichen Zirkel überlappten sich zwar, kamen sich jedoch nie ins Gehege, und die soziale Rangordnung war so streng wie in einem Kastensystem. Die ägyptischen Armeeoffiziere genossen ein schlechteres Ansehen als die Offiziere der britischen Besatzungsarmee, und beide hatten einen geringeren Stellenwert als die britischen Verwaltungsbeamten. Der Neid, der hinterhältige Klatsch, die Cliquenbildung und der Kampf um Rang und Ansehen erschienen den Außenstehenden die lediglich froh waren, dort sein zu können, absolut lächerlich.
    Abseits von allen befanden sich – irgendwo im luftleeren Raum – die Ägypter, um deren Land es sich handelte.
    Nach einem hervorragenden Diner und reichlich Champagner schlenderten wir schließlich zum Ballsaal. Ich bin eine leidenschaftliche Tänzerin; nachdem ich mit Cyrus und Emerson getanzt hatte, führte mich Ramses pflichtschuldig auf die Tanzfläche, führte mich ebenso pflichtschuldig zu meinem Platz zurück und suchte das Weite. Kaum war er verschwunden, gesellte sich ein Gentleman zu mir und bat, sich vorstellen zu dürfen.
    »Selbstverständlich hätte ich Ihren Gatten gebeten, diese Aufgabe zu übernehmen«, erklärte er, »aber ich kann ihn nirgends entdecken. Mein Name ist Russell, Mrs. Emerson. Thomas Russell.«
    Das interessierte mich natürlich immens. Mr. Thomas Russell war der Polizeichef von Alexandria, und mir war zu Ohren gekommen, daß er ein beispielhafter Beamter war. Das brachte ich selbstverständlich zum Ausdruck und fügte hinzu, daß ich aufgrund meiner diversen Begegnungen mit der Kairoer Polizei keine sonderlich hohe Meinung von dieser Berufsgruppe hätte.
    »Das kann ich verstehen«, erwiderte Russell höflich. »Ich freue mich schon seit langem auf eine persönliche Begegnung, Mrs. Emerson, da Sie und Ihre Familie eine nicht unerhebliche Reputation auf dem Sektor der Verbrechensbekämpfung besitzen. Ich wurde als Assistenzkommissar nach Kairo versetzt, und ich hoffe, letztlich vielleicht doch Ihre verdiente Anerkennung zu finden, was einigen meiner Kollegen bislang nicht gelungen ist.«
    Ich gratulierte ihm zu seiner Beförderung – denn das war es in der Tat, da sich der Sitz des ägyptischen Polizeipräsidiums in Kairo befand –, und da das Orchester soeben erneut aufspielte, bat er mich um den nächsten Tanz.
    »Natürlich unter der Prämisse, daß wir uns angemessen vorgestellt worden sind«, meinte ich scherzhaft. »Emerson zu suchen ist ohnehin zwecklos: vermutlich versteckt er sich pfeiferauchend hinter irgendwelchen Grünpflanzen und fachsimpelt mit den Dragomanen.«
    Russell lachte. »Ja, ich kenne die Angewohnheiten des Professors. Raucht Ihr Sohn auch irgendwo hinter den Grünpflanzen? Ihn sehe ich ebenfalls nicht.«
    »Sie kennen Ramses?«
    »Beinahe wäre mir vor einigen Jahren die zweifelhafte Ehre zuteil geworden, ihn zu verhaften«, erwiderte Russell. Aufgrund meines fassungslosen Blicks wurde er ernst. Rasch fügte er hinzu: »Nur ein kleiner Scherz, Mrs. Emerson.«
    »Ach so«, meinte ich verwirrt.
    »Gestatten Sie, daß ich es Ihnen erkläre.«
    »Ich bitte darum.«
    »Verstehen Sie, ich wußte nicht, wer er war«, hub Russell an. »Eines Nachmittags betrat ich ein Café in Alexandria und traf auf eine Gruppe junger Burschen – ich hielt sie alle für Ägypter –, die einem Vortragenden lauschten, der ihnen die Unzulänglichkeiten der britischen Belagerung vor Augen hielt, wie er sie nannte –«
    »Ist sie das nicht?« wollte ich wissen.
    »Äh … nun ja. Das war kurz nach der Geschichte in Deschascheh, und wir alle waren etwas angespannt; ich dachte, daß sich die Diskussion irgendwie erhitzte, und deshalb riet ich ihnen, ihrer Wege zu gehen. Ihr Sohn weigerte sich – recht höflich und in tadellosem Arabisch, aber auch recht entschieden. Wie die

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