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Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken

Titel: Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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gelangweilt mit dem Finanzminister plauderte, und flüchtete zur Bar. Maude und ihr »Zirkel« waren noch nicht eingetroffen, dennoch wurde er das entsetzliche Gefühl nicht los, daß sie noch kommen würden. Nefret hatte erwähnt, daß die Familie den Ball besuchen wollte, woraufhin Maude fragend in seine Richtung geblickt hatte. Oder entwickelte er sich bereits zu einem dieser blasierten Idioten, die meinten, daß jede Frau ihnen nachstellte? In diesem Fall sicherlich nicht, befürchtete er. Sie war eine Nervensäge, und er wußte nicht, was er dagegen unternehmen sollte. Er konnte einem völlig naiven Mädchen doch nicht auf den Kopf zusagen, daß sie ihn entsetzlich langweilte, und von ihr verlangen, daß sie ihn in Ruhe ließ. Frauen hatten es da wesentlich einfacher. Falls ihnen ein Mann zu nahe trat, erwartete man sogar, daß sie unhöflich reagierten.
    Das heißt, sofern es sich um Damen handelte. Wenn nicht, galten sie als leichte Beute und mußten Schlimmeres als Langeweile ertragen. Nein, Frauen hatten es nicht unbedingt immer einfacher.
    Nachdenklich in sein Whiskeyglas starrend, vernahm er das Rascheln langer Röcke, und als er aufblickte, stand Nefret vor ihm.
    »Ich dachte mir schon, daß du hier bist«, meinte sie. »Rutsch ein Stück zur Seite.«
    Bevor er aufstehen konnte, hatte sie sich neben ihn auf die gepolsterte Sitzbank geschwungen. Er glitt hinunter und gab dem Kellner ein Zeichen. Dieses unselige Individuum blickte entsetzt zum Bartresen, wo Friedrich, der Oberkellner, mit majestätischer Würde regierte. Schulterzuckend verdrehte Friedrich die Augen. Außer an Silvester hatten Frauen keinen Zutritt zur Bar, doch Nefret machte ohnehin, was ihr gefiel, und nur wenige Leute fanden den Mut, sie davon abzuhalten. Mit Sicherheit nicht Friedrich. Oder Ramses.
    »Worüber hast du nachgedacht?« fragte sie, während sie ihre Handschuhe abstreifte.
    »Über Frauen.«
    »Frauen im besonderen oder im allgemeinen?«
    »Was möchtest du trinken?«
    »Champagner.«
    »Du hattest bereits einige Gläser zum Abendessen.«
    »Und jetzt werde ich noch mehr davon trinken.«
    »In Ordnung, ein Glas. Du weißt, daß du dich eigentlich nicht hier aufhalten darfst; irgendein neunmalkluger Sahib wird sich sicherlich beschweren, und dann bekommt Friedrich Schwierigkeiten.« Er schickte den Kellner fort und musterte sie intensiv. Die dämmrige Nische wurde nur von einer auf dem Tisch stehenden Kerze erhellt, trotzdem konnte er Nefrets Empfindungen aufgrund ihrer geschürzten Lippen und ihres nervösen Klopfens auf die Tischplatte erraten. »Was ist los, Nefret?«
    »Es ist nichts. Wieso meinst du … Oh, verflucht!« Der im Türrahmen stehende Offizier trug Galauniform – weinrotes, goldbetresstes Tuch, einen Degen und Epauletten. Er schien nach jemandem Ausschau zu halten. Ramses schob den Tisch vor und sprang auf. »Was hast du vor?« zischte Nefret.
    »Was hat Percy angestellt, daß du ihm so beharrlich aus dem Weg gehst? Es paßt gar nicht zu dir, dich vor jemandem zu verstecken.«
    »Ich verstecke mich vor niemandem!« Nefret sprang ebenfalls auf. Sie hatte seine Frage nicht beantwortet, und während sie zum Eingang der Bar schlenderten, meinte er zu spüren, daß sie seinen Arm fester umklammerte als sonst.
    Percy begrüßte sie überschwenglich. »Ich habe den Professor und Tante Amelia im Ballsaal gesehen, deshalb dachte ich mir, daß ihr hier irgendwo sein müßtet. Miss Reynolds sucht dich, Ramses, alter Junge. Darf ich dich um diesen Tanz bitten, Nefret?«
    »Den nächsten habe ich dem Professor versprochen.« Sie zupfte an Ramses’ Ärmel. »Sicherlich sucht er mich schon.«
    Percy folgte ihnen in den Ballsaal. Emerson war nirgends zu sehen; vermutlich hatte er das Hotel verlassen, um unter den Händlern und Bettlern auf der Straße amüsantere Gesellschaft zu finden. Ramses fiel auf, daß seine Mutter mit dem Polizeibeamten Thomas Russell aus Alexandria tanzte, und er fragte sich, ob sie wieder ihre altbekannte Marotte auslebte und Russell einen Vortrag über die unbegreifliche Engstirnigkeit der Polizei hielt, weil diese keine Frauen einstellte.
    Dann fiel sein Blick auf Maude, die gerade mit Geoffrey tanzte. Sie schienen sich nicht sonderlich zu amüsieren; Maudes Blicke wanderten ziellos durch den Saal, und Geoff wirkte gelangweilt. Er hatten die beiden jungen Reynolds nur selten auf ihren gesellschaftlichen Streifzügen begleitet, und Ramses fragte sich, warum Geoff an diesem Abend bei ihnen war.

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