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Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken

Titel: Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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geweigert, sie einzulassen, was man ihm schwerlich übelnehmen konnte.
    Ich wollte mich gerade der Frau zuwenden, als Emerson den alten Mann mit Namen anredete.
    »Wie kannst du es wagen, meine Schwelle zu beschmutzen, Ahmed Kalaan? Du weißt, wo das Krankenhaus ist; bring sie dorthin.«
    Die Frau schrak zurück. Der alte Mann packte ihren Arm. »Nein, Vater der Flüche, nein. Und schick mich nicht in die Küche, als wäre ich ein Bediensteter. Ich komme als Freund, um dir zu helfen.«
    »Pah«, schnaubte Emerson. »Du mieser, hinterhältiger, alter …«
    Ihm fehlten die Worte. Die von ihm in besagtem Augenblick gern verwendeten Ausdrücke wären für meine Ohren wohl zu infam gewesen, geschweige denn für ein unschuldiges Kind. Trotz seiner Großspurigkeit wollte Kalaan den Zorn des Vaters der Flüche nicht riskieren. Mit einem unterdrückten Fluch stürzte er sich auf das Kind, dessen Gesicht an der Schulter der Frau ruhte. Es klammerte sich verzweifelt an seine Mutter – denn diese vermutete ich in der Frau –, doch Kalaans klauenartige Hände zerrten die Kleine von ihr fort und hielten sie uns entgegen, so daß wir ihr Gesicht sehen konnten. Ihre Haut war braun, ihr lockiges Haar schwarz, ihre Gesichtszüge fein geschnitten und augenblicklich vor Angst verzerrt. Es handelte sich um ein typisches, ägyptisches Kind … mit einer Ausnahme.
    »Seht – seht sie euch an!« geiferte Kalaan.
    »Gütiger Himmel«, seufzte Emerson. Er blickte zu mir. »Peabody … was –«
    Obwohl ich zutiefst erschüttert war, bin ich es gewohnt, in Krisensituationen rasch zu reagieren. Und hier handelte es sich zweifellos um eine Krise. Ich sagte: »Wir können diese Angelegenheit nicht auf offener Straße klären. Schaff sie sofort ins Haus. Ali, öffne die Tür.«
    Über Kalaans Gesicht huschte ein durchtriebenes Grinsen. Er drückte das Kind erneut in die Arme der Mutter und stolzierte mir hinterher. Fatima, die sich im Innenhof aufhielt, entfuhr beim Anblick des Trios ein entsetzter Aufschrei. »Sitt Hakim – wohin bringst du sie, Sitt? Wenn sie zu Nur Misur wollen, so ist sie hier. Sie möchte dich und den Vater der Flüche sehen –«
    »Ist Ramses auch hier?« fragte Emerson.
    »Aywa. Er traf kurz vor euch ein und ging mit Nur Misur in sein Zimmer. Möchtet ihr –«
    »Jetzt nicht, Fatima«, erwiderte ich und machte der armen Frau die Tür vor der Nase zu.
    Kalaan wählte den bequemsten Sessel, ließ sich nieder und grinste mich unverschämt an. Er hatte alles unter Kontrolle und war sich dessen bewußt. Mit einer schroffen Geste wies er die Frau ab, die wie ein geprügelter Hund auf ihn zukroch. Aufgrund seiner verzweifelten Umklammerung hatte das Kind ihren Schleier heruntergerissen. Sie war jünger, als ich erwartet hatte – vermutlich sogar jünger, als sie aussah, denn der von ihr geführte Lebenswandel läßt Frauen schneller altern.
    »Setz dich, meine Liebe«, meinte Emerson, an mich gewandt. Er mußte sich so beherrschen, daß ich um seine Gesundheit bangte. Bevor er noch etwas sagen konnte, sprang die Tür zum Salon auf.
    Nefret unterzog sich nicht der Mühe anzuklopfen. Das machte sie ohnehin nur selten, und sie hatte keinen Grund zu der Annahme, daß wir nicht gestört werden wollten. Sie hielt Ramses’ Hand umklammert und zerrte ihn hinter sich her, wie sie das für gewöhnlich tat, wenn sie uns aufgeregt etwas mitteilen wollte. Beide lächelten.
    Der alte Mann zog das Kind grob von seiner Mutter weg und stellte es auf den Boden, so daß die Kleine in Ramses’ Richtung blickte. »Salam aleikum, Bruder der Dämonen. Schau, ich habe deine Tochter hergebracht. Akzeptierst du sie als dein Kind?«
    Ramses schüttelte den Kopf. »Nein«, erwiderte er mit rauher Stimme.
    Sein Gesicht strafte seine Antwort Lügen. Sämtliche Farbe war aus seinen Wangen gewichen, und seine dunkle Haut wirkte bleich.
    Das kleine Mädchen riß sich von dem Alten los, rannte mit ausgestreckten Armen auf Ramses zu und kreischte mit hoher, piepsender Stimme. Sie war noch zu klein, um sich verständlich auszudrücken. Ich verstand lediglich ein Wort. Es war der arabische Begriff für Vater.
    Sein unvermitteltes Zurückschrecken ließ sie so abrupt innehalten, als hätte man sie geschlagen. Sie warf ihre schmutzigen Händchen vor ihr Gesicht und krümmte sich zusammen wie ein ängstliches, schutzsuchendes Tier. Doch bevor das Kind sein Gesicht verbergen konnte, hatte Nefret bemerkt, was uns schon zuvor aufgefallen war – riesige,

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