Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken

Titel: Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
dunkelgraue Augen von ungewöhnlicher Form – exakt die Farbe und Form meiner Augen.
    Bis zu diesem Augenblick hatte sich Nefret weder bewegt noch gesprochen. Das Geräusch, das ihren halbgeöffneten Lippen schließlich entwich, war ein spitzer Schrei wie der eines waidwunden Tieres. Ihre funkelnden blauen Augen blickten von der schäbig gekleideten Frau zu dem Kind. Sie ließ Ramses’ Hand nicht los; sie stieß ihn förmlich von sich und stolperte aus dem Zimmer.
    »Nefret, warte!« Abrupt drehte Ramses sich um.
    Das Kind mußte ihn zwischen seinen kleinen Fingern beobachtet haben. Es wimmerte leise.
    Ich bin beileibe keine mütterliche Frau, doch das ertrug ich nicht länger. Hätte Emerson mich nicht daran gehindert, wäre ich aufgesprungen. Ungerührt musterte er Ramses.
    Der alte Mann schüttelte sich vor Lachen. »Seht ihr es jetzt? Natürlich streitet ihr es ab, aber wer wird euch glauben, wenn man ihr Gesicht betrachtet? Für etwas Geld – eine überaus geringe Summe – werde ich ein Zuhause bei den Einheimischen für sie finden, wo sie geliebt und versorgt wird und für immer vor den Augen der Engländer verborgen bleibt.«
    Vielleicht hatte das Kind die von der schleimigen Stimme geäußerte, unsägliche Andeutung nicht verstanden – ich hoffte es für sie –, doch uns anderen war sie nicht entgangen. Ich hatte angenommen, daß Ramses nicht noch bleicher werden konnte, doch da irrte ich mich. Er kniete sich zu Boden und nahm die Hände der Kleinen. Seine Stimme war fester, als es meine in diesem Augenblick gewesen wäre.
    »Weine nicht, kleine Taube. Du brauchst keine Angst zu haben. Ich lasse nicht zu, daß er dich mitnimmt.«
    Sie schlang ihre Arme um seinen Nacken und vergrub ihr Gesicht an seiner Schulter. Er hielt sie fest und erhob sich.
    »Ich behalte sie«, sagte er in förmlichem Ton. »Sie bleibt hier. Verschwinde, Kalaan, solange du noch kannst.«
    Kalaan leckte sich die Lippen. »Was sagst du da? Weißt du, was du da sagst? Du hast diese Frau, meine – äh – meine arme Tochter, entehrt. Gib mir Geld, und ich werde –«
    »Nein«, wandte Emerson mit gefährlich ruhiger Stimme ein. »Ich denke, wenn du jetzt schleunigst verschwindest, dann kannst du es noch schaffen, bevor ich die Geduld verliere.«
    Der alte Halunke kannte diesen Unterton in seiner Stimme. Er machte einen weiten Bogen um Ramses und eilte zur Tür. Die Frau schlurfte hinter ihm her. Sie und Ramses blickten sich nicht an. Nachdem sie verschwunden waren, sagte Ramses: »Entschuldigt mich, Mutter und Vater. Ich bin gleich zurück.«
    Er verließ den Raum gemeinsam mit der Kleinen, die sich wie ein Äffchen an ihn klammerte. Emerson setzte sich neben mich und tätschelte meine Hand. Wir schwiegen, bis Ramses zurückkehrte.
    »Ich habe sie bei Fatima gelassen, ihr jedoch versprochen, rechtzeitig zu ihr zurückzukehren, um der für das Kind sicherlich entsetzlichen Badeprozedur beizuwohnen«, erklärte er. »Was wollt ihr wissen?«
    »Sie ist nicht dein Kind«, hub Emerson an.
    »Nein.«
    »Wer ist dann …« Ich beendete diesen Satz nicht. Es gab nur einen weiteren Mann in Ägypten, von dem das Kind die Augen meines Vaters geerbt haben konnte. »Vielleicht weiß er es nicht«, fuhr ich fort. »Sollten wir es ihm nicht besser mitteilen?«
    Ramses ließ sich in einen Sessel fallen und griff nach einer Zigarette. »Rein rechtlich gesehen, kann man ihn nicht belangen. Glaubt ihr, er würde irgend etwas zugeben?«
    »Hmhm«, brummte Emerson. »Meine geliebte Peabody, darf ich dir einen Whiskey-Soda kredenzen?«
    »Nein, dafür ist es noch zu früh. Aber ich könnte es mit einer dieser Zigaretten versuchen. Wie ich hörte, sollen sie die Nerven beruhigen.«
    Stirnrunzelnd reichte mir Ramses eine Zigarette und zündete sie an. Das erwies sich zumindest als Ablenkung. Als ich schließlich aufhörte zu husten, war ich in der Lage, Ramses’ Schilderung zu folgen.
    »Sie sprach mich irgendwann im Souk an, zerrte an meinem Mantel und bat um ein Bakschisch. Als ich sie musterte, sah ich … Ihr habt es ebenfalls bemerkt. Es war wie ein Schockerlebnis, nicht wahr? Nachdem ich mich wieder gefaßt hatte, bat ich sie, mich in ihr Haus mitzunehmen. Sie dachte, ich wollte …« Ihm versagte die Stimme. Dann fuhr er fort: »Ihre Mutter hatte den gleichen Eindruck. Nachdem ich diesen Gedanken zerstreut hatte, redeten wir. Sie behauptete, nicht zu wissen, wer der Vater des Kindes sei. Vielleicht sagte sie die Wahrheit. Ihre Kunden unterziehen

Weitere Kostenlose Bücher