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Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken

Titel: Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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nicht zu weit. Du hast nämlich die Angewohnheit, genau das zu tun. Meinst du, ich bemerkte das nicht? Du kannst kommen und gehen, wann immer du willst. Du kannst für Reisner arbeiten, um sie nicht jeden Tag um dich haben zu müssen. Aber wenn du dich aussprechen willst, dann komm zu mir.«

    Ich vermutete schon fast, daß Ramses die Suche nach Rashida aufgegeben hatte, bis er mich eines Nachmittags bat, ihn zu Nefrets Klinik zu begleiten.
    Ich fühlte mich geschmeichelt, daß er ausgerechnet mich darum bat, und brachte das auch zum Ausdruck. »Ich möchte das Krankenhaus ohnehin besuchen, wollte das Thema jedoch aufgrund der unsinnigen Kommentare deines Vaters nicht forcieren. Er äußerte sich dahingehend, daß er Nefrets Klinikbesuche zwar nicht gutheiße, sie aber einen stichhaltigen Grund habe, wohingegen meine schnöde Neugier beileibe nicht zu entschuldigen sei. Jetzt weißt du, Ramses –«
    »Du läßt dich doch nie von schnöder Neugier leiten«, erwiderte mein Sohn mit Grabesstimme. »Und diesmal ist deine Anwesenheit zwingend. Dr. Sophia kennt mich zwar, trotzdem bin ich mir sicher, daß sie sich wohler fühlt, wenn du mich begleitest. Es ist sicherlich verlorene Liebesmüh, dennoch muß ich den Versuch unternehmen. Wenn du einverstanden bist, lade ich dich anschließend zum Tee ins Shepheard’sein.«
    »Genug«, sagte ich und lachte. »Ich bin dabei! Natürlich erst, wenn ich meinen Hut aufgesetzt und meinen Schirm gefunden habe.«
    Ich hatte mich schon in schlimmeren Gegenden von Kairo aufgehalten, war jedoch noch nie in el Was’a gewesen, obwohl sich das Shepheard’s in unmittelbarer Nähe befindet. Allerdings hatte ich viel davon gehört. Das Viertel war noch schlimmer als in meiner Vorstellungskraft (die laut Emerson wirklich katastrophal sein kann). Da der Abend herannahte, bereiteten sich gewisse Häuser auf ihre Kunden vor. Ich bin froh, von mir behaupten zu können, daß meine Gegenwart (wenigstens vorübergehend) mäßigende Wirkung auf die Damen und ihre potentiellen Kunden hatte. Wer mich erkannte, flüchtete sich rasch hinter irgendwelche Vorhänge oder um die Ecke, und die vulgäre Konversation der beiden feilschenden Parteien verstummte abrupt.
    »Vielleicht sollte ich jeden Abend hier vorbeischauen«, bemerkte ich, während ich mein Entsetzen und meinen Abscheu hinter einer Fassade der Gleichmut verbarg.
    »Ich verdränge ständig, wie gräßlich das alles ist«, murmelte Ramses. »Vater wird mich umbringen, wenn er herausfindet, daß ich dich hierhergebracht habe.«
    »Dann sollten wir ihm besser nichts erzählen.«
    Wir wurden bereits erwartet, da Ramses unser Kommen schriftlich angekündigt hatte. Ich war tief beeindruckt von der hellen, freundlichen Einrichtung des Hauses und der überall vorherrschenden Sauberkeit. Die Ärztin war eine syrische Christin; die Frauen dieses Landes verfügen über erheblich mehr Freiheit als die Ägypterinnen, und sie engagieren sich in der Frauenbewegung.
    Sophia zeigte uns ihr Büro, und Ramses nannte ihr den Anlaß unseres Besuches. Er mußte sich schon zuvor die genaue Wortwahl eingeprägt haben, da er lediglich die erforderlichen Fakten und weder Einzelheiten wie die frappierende Ähnlichkeit des Kindes mit mir noch den Namen des vermeintlichen Vaters erwähnte. »Es handelte sich um einen Erpressungsversuch«, schilderte er. »Der allerdings erfolglos blieb. Wir versuchten, das Mädchen zu finden, denn ich bin mir ganz sicher, daß sie nicht freiwillig an dem Plan mitwirkte, und möglicherweise läßt Kalaan seine Verärgerung jetzt an ihr aus. In einem solchen Fall würde sie vielleicht hier Zuflucht suchen.«
    Obwohl Sophia so viel Feingefühl besaß, daß sie jegliches Wissen in dieser Sache von sich wies, war mir klar, daß ihr irgend etwas zu Ohren gekommen sein mußte – vermutlich die schlimmste und vernichtendste Version. Ich verstand auch, warum Ramses meine Begleitung wünschte. Uns gegenüber hatte sie sich ziemlich steif und formell verhalten; ich glaubte schon, daß das ihre normalen Umgangsformen seien, doch dann entspannte ihr reservierter Gesichtsausdruck. Meine Anwesenheit belegte seine Schilderung, die sie ansonsten vielleicht nicht akzeptiert hätte.
    »Ich verstehe, kann mich jedoch an niemanden erinnern, auf den diese Beschreibung zutrifft. Sobald sie hier auftaucht, werde ich Sie benachrichtigen, halte es aber dennoch für unwahrscheinlich. Wir können nur wenigen helfen.«
    Wir plauderten noch eine Weile. Sie hatte von

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