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Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken

Titel: Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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ein Ablenkungsmanöver sein könnte – daß es noch weitere, bislang unentdeckte Gänge und Kammern gibt?«
    »Reiß dich zusammen, Peabody«, erwiderte mein geliebter Gatte. »Du witterst ständig irgendwelche geheimen Gänge und Kammern; das resultiert aus deiner Lektüre drittklassiger Schundliteratur. So etwas gibt es in der Realität nicht.« Er wandte sich an Geoffrey, der voller Nervosität aufgesprungen war. »Sie gehörten nicht zu denjenigen, die im letzten Jahr das Innere der Pyramide inspizierten?«
    »Ich sah sie mir an, genau wie alle anderen. Allerdings war ich für das Grabfeld verantwortlich. Mr. Reisner und Jack untersuchten die Pyramide.«
    »Hmhm«, brummte Emerson. »Wir setzen die Exkavation der Privatgräber fort. Ich möchte mir die äußere Struktur genauer ansehen. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß es nicht irgendeine Ummantelung gegeben hat, auch wenn Sie darauf angeblich keinen Hinweis fanden. Auf der siebten Ebene wird ein leichter Überhang sichtbar …«
    Der junge Mann lauschte scheinbar interessiert, während Emerson sich weiterhin über Bautechniken ausließ. Lias blaue Augen fixierten David mit einem so zärtlichen Ausdruck, wie man ihn häufig an jungen Ehefrauen feststellt. Nefret sah niemanden an. Mit gesenktem Kopf und gerunzelter Stirn starrte sie auf ihre Stiefelspitzen. Ich fragte mich, ob sie wohl an das andere kleine Paar Stiefel und an dessen Trägerin dachte. Obwohl Emerson es niemals eingestanden hätte, da er nicht sentimental erscheinen will, wußte ich, daß er das Innere der Pyramide bislang hauptsächlich deshalb gemieden hatte, weil er nur widerwillig an diesen mit gräßlichen Erinnerungen behafteten Schauplatz zurückkehrte. Wie schwierig würde es erst für Nefret werden?
    Ich nahm mir fest vor, Emerson zu fragen, ob alle Hinweise auf den tragischen Vorfall beseitigt worden waren. Ramses hatte behauptet, er habe kaum Blutspuren bemerkt. Andere Dinge hatte er allerdings nicht erwähnt.
Aus Manuskript H
    Ramses gestand David seine Besuche bei Wardani, die dieser absolut nicht guthieß.
    Während dieser Unterhaltung saßen sie auf dem Oberdeck der Amelia . Es war noch nicht spät, doch Lia hatte sich bereits zurückgezogen, und die letzten Touristendampfer hatten längst abgelegt. Nur die Sterne, die schmale Mondsichel und die Glut von Davids Pfeife schimmerten in der Dunkelheit.
    »Ein gewisses Interesse an meinen Angelegenheiten will ich dir ja gerne zugestehen«, erklärte David, nachdem er sich wieder beruhigt hatte. »Aber ich brauche keinen Aufpasser, Ramses. Und schon gar nicht in dieser Sache.«
    »Ich weiß, daß du keinen Aufpasser brauchst, aber könntest du nicht wenigstens darüber nachdenken, ob du nicht besser eine der gemäßigteren Organisationen unterstützt? Du hast eine Frau –«
    »Laß Lia aus dem Spiel. Würdest du einer Frau – oder einem Mann – zugestehen, daß er dich von etwas abbringt, was du als deine Pflicht ansiehst?«
    Ramses seufzte. »David, ich weiß, wie du dich fühlst – «
    »Nein, das weißt du nicht. Du versuchst es zwar, aber du kannst es gar nicht wissen! Du schwebtest nie in der Gefahr, verhaftet oder halb zu Tode geprügelt zu werden, nur weil du unbequeme Ansichten vertreten hast. Aufgrund deiner Nationalität und deiner gesellschaftlichen Stellung bist du unantastbar. Hast du jemals zugesehen, wie Männer ausgepeitscht werden, beispielsweise damals in Deschascheh?«
    »Einmal.«
    Eine unangenehme Stille trat ein. »Falls du dich fragst, warum ich nicht einschritt«, erwiderte Ramses zähneknirschend, »dann lag das daran, weil ich angebunden war und darauf wartete, daß ich an die Reihe kam.«
    David beging nicht den Fehler, sich zu entschuldigen. »Du hast mir nie davon erzählt. Was ist passiert?«
    Ramses zündete sich eine Zigarette an. »Oh, Vater kam dazu und brüllte Verwünschungen. Das Übliche, weißt du.« Trotz der Dunkelheit bemerkte er Davids Bestürzung. Mit sanfterer Stimme fuhr er fort: »In besagtem Sommer warst du in Paris. Die Geschichte schaukelte sich hoch. In Diplomatenkreisen würde man von einer heiklen Sache sprechen.«
    »Du warst in Palästina. Deshalb warst du also –«
    »Nein, das war nicht der Grund, warum ich im letzten Jahr krank war. Wie ich schon sagte, tauchte Vater auf, bevor sie richtig anfingen. Allerdings hat mein Verständnis für das osmanische Reich unter diesem Vorfall erheblich gelitten. Wardani sympathisiert mit den Türken. Was nur verständlich ist –

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