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Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken

Titel: Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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»Ganz recht. Es gab auch keine Probleme mit dem Diebstahl von Artefakten, nicht wahr?«
    »Diebstahl ist immer ein Problem«, brummte Emerson. »Insbesondere, da Maspero sich weigert, seine Günstlinge zu diskreditieren. Diese widerliche Geschichte in Sakkara –«
    Es gelang mir nicht, Emerson einen leichten Tritt vors Schienbein zu verpassen, da er am anderen Ende der Tafel saß, deshalb erhob ich meine Stimme zu besonders eindringlicher Lautstärke und brachte die Unterhaltung wieder auf das entscheidende Thema – zugegebenermaßen etwas abrupt.
    »Vermutlich habt auch ihr alle von den Antiquitätenverkäufen des vergangenen Sommers gehört, die einer Sammlung unseres verstorbenen Rais Abdullah entstammen sollen? Einigen von euch ist vielleicht nicht klar, daß diese Artefakte Fälschungen sind und daß sie von einem Mann veräußert wurden, der sich als unser David ausgab.«
    Als ich diese Äußerung das erste Mal während einer Abendgesellschaft machte, hatte sich Emerson an einem Bissen verschluckt, und ich mußte rasch zu ihm eilen, um ihm auf den Rücken zu klopfen. Als er mir später vorwarf, daß ich ihn hätte vorwarnen müssen, erwiderte ich, daß ich das selbstverständlich getan hätte, wenn ich meine Reaktion vorausgeahnt hätte. In der Tat handelte es sich um eine spontane Eingebung, wie das bei guten Ideen häufig der Fall ist, und ich hatte sozusagen die Gunst des Augenblicks genutzt.
    Davids Entschluß, die Sache mit den Fälschungen offen anzugehen, hatte den gordischen Knoten gelöst: wir konnten unsere ehemals verdeckten Nachforschungen jetzt unverhohlen betreiben. Vermutlich würde es noch eine Weile dauern, bis er mit den Antwortschreiben rechnen durfte, doch für uns bestand kein Anlaß mehr, gegenüber unseren Berufskollegen Zurückhaltung zu üben. Einige von ihnen verfügten vielleicht über nützliche Informationen; möglicherweise verriet sich auch einer mit einem erstaunten Aufschrei oder einem schuldbewußten Blick, weil ihn meine unerwartete Offenheit überrumpelte.
    Bislang hatte niemand davon erfahren. Deshalb schienen alle erstaunt, aber meiner Ansicht nach keineswegs schuldbewußt. Die Verblüffung resultierte teilweise aus meiner Erklärung, daß Abdullah keine Antiquitätensammlung besessen hatte. Einige waren sogar bestürzt, daß das nicht zutraf. Viele unserer Bekannten waren begeisterte Sammler – auf privater Ebene oder für ihre jeweiligen Institutionen. Grundsätzlich stimmten sie zu, daß illegale Exkavationen gestoppt werden müßten, sahen aber kaum eine Chance zur Durchsetzung.
    Mr. Lawrences Taktlosigkeit gipfelte schließlich in der Äußerung eines Standpunktes, den viele vertraten. »Bei dem Burschen kann es sich keineswegs um einen Engländer handeln! Er muß Ägypter sein – vermutlich im Ausland erzogen, verfügt er über herausragende Kenntnisse im Antiquitätengeschäft. Und davon gibt es beileibe nicht viele. Seine Identität müßte doch leicht festzustellen sein!«
    »Das könnte sein, wenn Ihre Annahme korrekt wäre«, erwiderte ich. »Ist sie aber nicht. Sie müssen lernen, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen, Mr. Lawrence, sofern Sie in Ihrem Beruf Karriere machen wollen.«

    Die Arbeit auf unseren Grabfeldern nahm ihren Lauf. Die Gräber waren klein und enthielten kaum Grabbeigaben, trotzdem hatte man sie ausgeraubt und die Skelette der Bestatteten geschändet. Es war extrem langweilig. Cyrus war ebenfalls gelangweilt; irgendwann erklärte er, daß er und Katherine einen Abstecher nach Luxor unternehmen und uns vorübergehend verlassen würden, da eine ganze Weile nichts Außergewöhnliches geschehen sei. Emerson begrüßte seinen Entschluß, da er ohnehin nicht glaubte, daß er Cyrus’ Schutz brauchte. Also brachen sie auf, und wir wandten uns wieder unserem Schutthaufen zu.
    Als wir eines Nachmittags die wenigen Fundstücke für den Transport in unser Haus zusammenpackten, machte ich meiner wachsenden Verärgerung Luft.
    »Emerson, wenn ich noch einen einzigen prädynastischen Bierkrug zusammensetzen muß, schreie ich. Warum können wir nicht die Substruktur der Pyramide untersuchen?«
    Geoffrey blickte von der Kiste auf, in die er gerade Tonscherben packte. Sein blondes Haar war schweißnaß. Er schob es zurück unter seinen Tropenhelm und meinte grinsend: »Ihre Schwäche für das Innere von Pyramiden ist allgemein bekannt, Mrs. Emerson, aber die Erforschung dieser hier wäre sicherlich reine Zeitverschwendung.«
    »Ich entscheide, was

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