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Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken

Titel: Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Portier in staubiger Galabija führte uns durch das Haus. Größe und Lage des Anwesens waren ideal. Es befand sich nördlich des früheren Dorfes und etwas südlicher als der neue Stadtteil und verfügte über ein riesiges Grundstück. Erbaut hatte es ein früherer Staatsminister, dessen Karriere plötzlich bergab gegangen war. Als vorausblickender Mensch war es ihm gelungen, das Land ungeschoren und mit einem Vermögen an Edelsteinen zu verlassen, die er in seine Jackentaschen eingenäht hatte. Die Villa, als etwas anderes hätte man sie nicht bezeichnen können, zeugte von seinem guten und zweifellos erlesenen Geschmack. Sie mußte ein Vermögen gekostet haben, denn das Bauwerk war solide und der Stil eine ansprechende Mischung aus ehrwürdigem Charme und modernem Komfort. Drei Flügel mit je zwei Stockwerken umschlossen einen riesigen Innenhof mit einem Marmorspringbrunnen in der Mitte. Der zur Straße gelegene Eingang führte durch eine riesige und geschmackvoll dekorierte Eingangshalle in den Innenhof. Wunderschöne, filigrane Eisengitter bedeckten die Fenster des Raums, der einst den Harem beherbergt hatte; des weiteren gab es mehrere, nach europäischem Standard eingerichtete Badezimmer. Ein weiterer Vorteil bestand darin, daß das Anwesen nicht weit von der Hauptstraße und der Straßenbahnlinie entfernt lag, die von Kairo zu den Pyramiden führte.
    Nachdem ich mir das Haus bis in den letzten Winkel angeschaut hatte, schloß ich mich den anderen (die es satt hatten, jeden Schrank und jedes Wasserrohr zu inspizieren) im Hof an und teilte ihnen meine Entscheidung mit. »Das Anwesen erfüllt genau unseren Zweck. Noch vor Weihnachten werden wir einziehen, und ich hoffe doch, daß Sie an diesem Tag alle mit uns feiern.«
    Miss Maude riß ihre großen braunen Augen auf. »So bald schon? Meine liebe Mrs. Emerson, ich brauchte allein drei Wochen, um die ganzen Spinnen aus unserem Haus entfernen zulassen!«
    »In solchen Dingen verfüge ich über entsprechende Erfahrung«, erwiderte ich. »Noch heute abend werde ich den Makler aufsuchen und den Vertrag unterzeichnen. Morgen früh können unsere Leute aus Atiyah hier sein; Selim werde ich damit beauftragen –«
    »Selim?« Emerson unterbrach sein Gespräch mit Jack Reynolds und wirbelte herum. »Selim kann ich nicht entbehren, Peabody. Ich will, daß er sich morgen die Ausgrabungsstätte ansieht.«
    »Du kannst doch nicht schon morgen mit den Ausgrabungen anfangen, Emerson.«
    »Zum Teufel, warum denn nicht? Genau deshalb bin ich doch hier«, schnaubte Emerson. »Um zu graben und nicht, um Böden zu schrubben oder Vorhänge, Töpfe, Pfannen und Möbel auszusuchen.«
    Der Anblick Emersons, der sich aufgrund seines kleinen Temperamentsausbruchs mit zornesfunkelnden Augen und bebendem Kinngrübchen bedrohlich vor mir aufrichtete, hat auf mich stets beeindruckende Wirkung. Ich erwiderte: »Etwas Derartiges erwarte ich gar nicht von dir, mein Lieber. Meinetwegen kannst du die Ausgrabungsstätte nach Herzenslust inspizieren, aber du wirst es ohne Selim tun müssen. Ich brauche ihn.« Dann wandte ich mich Geoffrey zu, der unsere Auseinandersetzung ebenso wie alle anderen überaus interessiert verfolgt hatte, und erklärte: »Selim ist unser Rais, müssen Sie wissen. Seine Familienangehörigen arbeiten schon seit vielen Jahren für uns. Viele von ihnen wohnen in Atiyah, einem etwas südlich von hier gelegenen Dorf.«
    »Oh, ja.« Geoffrey nickte. »Alle Exkavatoren beneiden Professor Emerson um seine gut ausgebildeten Männer. Ich glaube, David Todros, den ich im vorigen Jahr kennenlernte, ist einer von ihnen.«
    »Das ist nicht ganz richtig«, wandte Ramses ein. »David ist ausgebildeter Archäologe. Außerdem gehört er jetzt zu unserer Familie, da er vor kurzem meine Cousine geheiratet hat.«
    »Das wäre also geklärt«, meldete ich mich zu Wort.
    »Nein, ist es nicht«, wandte Emerson ein. »Peabody, ich schlage vor, wir einigen uns auf einen Kompromiß, ja? Kompromisse«, erklärte er den jungen Leuten, »sind sowohl für den häuslichen als auch den internationalen Frieden unabdingbar. Mrs. Emerson und ich sind zwar fast immer einer Meinung, trotzdem hilft ein Kompromiß über die gelegentlich auftretenden, kleinen Differenzen hinweg. Wir werden uns morgen das Ausgrabungsgebiet ansehen und danach kannst du nach Herzenslust schrubben und fegen! Wie gefällt dir das, meine Liebe?«
    Es ist unmöglich, Emerson etwas abzuschlagen, wenn er sich für besonders gerissen

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