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Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken

Titel: Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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offenen, zweisitzigen Kutsche stets in bester Erinnerung geblieben, wenn wir die Brücke über den Fluß überquerten, der damals noch nicht von den Touristendampfern eines gewissen Mr. Cook überschwemmt wurde, und der Straße zu den Pyramidenfeldern folgten, die von Palmen und grünen Auen gesäumt war. Mittlerweile verwandelten Automobile und Motorräder den früher aus Eseln, Kamelen und Kutschen bestehenden Verkehr in ein gefährliches Chaos, und eine Straßenbahn kutschierte die Insassen vom Ende der großen Nilbrücke bis zum Mena House Hotel in der Nähe der Pyramiden. Die Vorstadt Gizeh – nicht zu verwechseln mit dem Dorf gleichen Namens – erfreute sich in den letzten Jahren wachsender Beliebtheit und dehnte sich ständig aus. Emerson läßt sich häufiger zu der Feststellung hinreißen, daß nicht alle modernen Annehmlichkeiten Verbesserungen der guten alten Zeit darstellen.
    Das Heim der Reynolds war eine der neuen Villen mit Blick auf den Fluß und den zoologischen Garten. Wir waren nicht die einzigen Gäste; Miss Maude hatte mehrere Leute eingeladen, die ich als die jüngere Generation unter den Ägyptologen bezeichnen möchte. Ich war mir sicher, daß das der Zerstreuung Emersons dienen sollte, der sich bei gesellschaftlichen Anlässen bekanntermaßen langweilt. Wie mir zu Ohren gekommen war, bestand Miss Maudes »Umgang« normalerweise aus solchen Zeitgenossen, die wir verzweifelt zu meiden versuchten – aufreizenden jungen Damen und blasierten jungen Beamten.
    Einen Großteil der anderen Gäste kannten wir bereits – Jack Reynolds natürlich sowie Geoffrey Godwin, einen weiteren von Reisners Assistenten; Rex Engelbach und Ernst Wallenstein, ein zurückhaltender neuer Teilnehmer der deutschen Gizeh-Expedition, der von Emersons Gegenwart so gebannt schien, daß er die ganze Zeit kein Wort über die Lippen brachte. Des weiteren ein junger Wissenschaftler namens Lawrence, der eine kurze Ausgrabungssaison in Syrien verbracht hatte und jetzt einen Monat lang mit Petrie bei Kafr Ammar arbeitete. Die einzig anwesenden Frauen waren Nefret und ich, Miss Maude und eine unscheinbare, kleine alte Dame – eine Tante oder Cousine, die offiziell als Anstandsdame für die beiden jungen Reynolds fungierte. Maude und ihr Bruder behandelten sie eher wie ein sperriges, zerbrechliches Paket, hoben sie von einem Stuhl auf den anderen, wo sie schließlich verstört lächelnd sitzen blieb, bis sie erneut umquartiert wurde. Ich konnte mir nicht vorstellen, daß sie Miss Maude von irgend etwas würde abhalten können, was diese sich in den Kopf gesetzt hatte.
    Anfänglich verhielten sich die jungen Männer fürchterlich reserviert gegenüber Emerson, was diesen überaus frustrierte. Schließlich brach Mr. Lawrence das Eis – besser gesagt, er sprang für Petrie in die Bresche, als Emerson sich zu einer kritischen Bemerkung hinreißen ließ.
    »Ich halte es für eine Ehre, in dieser Saison für Professor Petrie arbeiten zu dürfen«, bemerkte er steif. »Sie, Sir , erwähnt er mit respektvoller Bewunderung.«
    »Einen Teufel tut er«, erwiderte Emerson so humorvoll wie möglich. »Seit Jahren schon sind wir freundlich gesinnte Gegner, und ich weiß genau, was er von mir hält. Er kann Ihnen das eine oder andere zur Exkavation vermitteln, sofern sie nicht vorher schon an einer Lebensmittelvergiftung gestorben sind. Es ist mir ein Rätsel, warum er nicht längst schon das Zeitliche gesegnet hat; er läßt halbleere Konservendosen herumstehen, bis sie zu schimmeln anfangen, und erwartet von seinen Leuten, daß sie das verdorbene Zeug essen. Peabody, entsinnst du dich noch, als Quibell irgendwann in unser Lager stolperte und um Brechwurz bat?«
    Ich unterbrach ihn, bevor er seine Ausführungen vertiefte – Beschreibungen von Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes eignen sich keinesfalls für die Mittagstafel –, trotzdem hatte er die jungen Männer aufgrund seiner ungezwungenen Art auf seine Seite gezogen, und eine angeregte archäologische Diskussion schloß sich an, die, wie könnte es anders sein, von Emerson angeführt wurde. Als er unsere nächste Ausgrabungsstätte ins Gespräch brachte, entfuhr Jack Reynolds zu meiner Rechten ein erstaunter Aufschrei.
    »Zawiet el-Aryan? Ich wußte zwar, daß Mr. Reisner keine weitere Saison dort verbringen wollte, kann mir aber trotzdem nicht vorstellen, was Sie an diesem Ort interessiert. Wir entdeckten nur wenig Aufschlußreiches. Nicht wahr, Geoff?«
    Die Unterschiede zwischen den

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