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Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken

Titel: Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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hält, und außerdem sollten interne Diskussionen nicht in aller Öffentlichkeit geführt werden. »Einverstanden«, lenkte ich ein. »Jetzt machen wir uns besser auf den Heimweg. Miss Reynolds, ich danke Ihnen für Ihre Unterstützung in dieser Sache und für das hervorragende Mittagessen.«
    Wir trennten uns im besten Einvernehmen, und als wir in die Straßenbahn kletterten, erklärte ich: »Es ist schön, so nette junge Menschen als Nachbarn zu haben.«
    »Solange du nicht von mir erwartest, daß ich regelmäßig mit Maude Tee trinke und mir ihre Klatschgeschichten anhöre«, erwiderte Nefret. »Gütiger Himmel, wie langweilig sie ist! Meiner Ansicht nach hat sie sich gegenüber Mr. Lawrence überaus unhöflich verhalten. Genau wie du, Ramses; magst du ihn nicht?«
    »Mir kommt er entsetzlich oberlehrerhaft vor, allerdings kenne ich ihn zu wenig, um ihn sympathisch oder unsympathisch zu finden. Als ich in Palästina mit Reisner zusammenarbeitete, wurde er mir vorgestellt. Er arbeitete irgendwo an der syrischen Grenze.«
    »Er ist kein Ägyptologe?« fragte Nefret.
    »Nein.«
    »Dann kann er auch nicht zu den Verdächtigen zählen.«
    »Vorsichtig ausgedrückt, kaum«, erwiderte Ramses mit einem schwachen Lächeln.
    »Wovon sprecht ihr eigentlich?« wollte Emerson wissen.
    »Von dem Fälscher natürlich«, erwiderte Nefret. »Diese kleine Sache hast du doch hoffentlich nicht vergessen, Professor, Wenn wir ihn überführen wollen –«
    »Das werden wir aber nicht, indem wir jeden dahergelaufenen Ägyptologen verdächtigen«, meinte Emerson aufgebracht. »System und Methode –«
    »Scheinen uns keinen Schritt weiterzubringen«, erklärte Nefret. »Gehen wir heute abend in den Souk, Tante Amelia?«
    »Ja. Schließlich müssen wir« – ich warf einen Blick zu Emerson – »Vorhänge, Töpfe, Pfannen und Möbel aussuchen.«
    Emersons Lippen verzogen sich zu einer Grimasse, die nur entfernt an ein Lächeln erinnerte. »Denk nur ja nicht, du könntest mich auf diese Weise abhängen, Peabody. Deine illegalen Methoden kenne ich zur Genüge. Der Einkauf von Töpfen und Pfannen ist bestimmt nicht dein Hauptanliegen. Du beabsichtigst, die Antiquitätenhändler aufzusuchen – sie auszufragen, sie zu nötigen und zu tyrannisieren. Aber nicht ohne mich, meine Liebe. Du hast die unangenehme Angewohnheit, die falschen Leute zu verärgern.«
    »Genauer gesagt, kriminalistisches Gespür.« Nefret lachte. »Du wolltest mich doch mitnehmen, nicht wahr, Tante Amelia?«
    »Gewiß. Ich brauche deinen Rat bei den Vorhängen.«
    Aufgrund dieses kleinen Scherzes prusteten wir los. Wenigstens Nefret und ich.
    Als wir zur Dahabije zurückkehrten, erzählte ich Fatima von dem neuen Haus, woraufhin sie freudestrahlend Eimer und Wischtücher, Besen und Putzmittel zusammentrug. Dann suchten wir das Maklerbüro auf und unterschrieben den Vertrag. Das war rasch erledigt. Die Ägypter wissen, daß sie mit Emerson nicht feilschen können.
    Mittlerweile gibt es moderne Geschäfte in Kairo, die eine Vielzahl europäischer Waren anbieten, und manche Straßenzüge sind kaum noch unterscheidbar von westlichen Einkaufsmeilen; trotzdem hat sich die Khan el Khalil ihren geheimnisvollen orientalischen Charme bewahrt, insbesondere in den Abendstunden. Die schmalen Gehwege sind mit Matten ausgelegt, und die auf den Steinbänken vor ihren Läden sitzenden und schwatzenden Händler ähneln den Märchenfiguren aus Tausendundeiner Nacht.
    Als erstes besuchten wir die Stoffverkäufer, deren farbenfrohe Seidenballen und mit Gold- und Silberfäden durchwirkte Damaststoffe im Schein der Öllampen schimmerten. Da ich genau wußte, was ich wollte (wie stets) und was es kosten durfte, brauchte ich nicht lange, um Gardinen- und Vorhangstoff auszusuchen. Trotzdem verdrehte Emerson die Augen und murrte, so daß ich beschloß, seine Geduld nicht auch noch bei der Möbelauswahl auf die Probe zu stellen. Die Betten, Schränke und Tische auf der Dahabije mußten fürs erste genügen und konnten auch später noch ersetzt werden.
    Als wir uns dem Geschäft näherten, dessen Besitzer wir als ersten aufsuchen wollten, überkam mich ein überaus unangenehmes Gefühl. Es handelte sich nicht um eine Vorahnung, sondern um meine Erinnerung, die diese Empfindung hervorrief; denn hier hatten Emerson und ich in den düsteren Mitternachtsstunden die Leiche des früheren Besitzers entdeckt, die von der Ladendecke herunterbaumelte. Der Anblick der starren Gestalt und des entsetzlich

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